„Nasza Droga“ (1952-1981) – Eine polnischsprachige Auslandszeitung in Adelaide (Australien) und ihre „deutschen“ Wurzeln

Pol:innen, die nach dem Zweiten Weltkrieg vorwiegend aus Deutschland nach Australien emigrierten, schufen alsbald ihre eigene Zeitung „Nasza Droga”.
Pol:innen, die nach dem Zweiten Weltkrieg vorwiegend aus Deutschland nach Australien emigrierten, schufen alsbald ihre eigene Zeitung „Nasza Droga”.

In diesem Zusammenhang war die zum Sprachrohr der Sokolnicki-Gruppe verkommene „Nasza Droga“ schon seit den 1970er Jahren bis zum Ende ihres Bestehens im Dezember 1981 isoliert. Unter anderem wandte sich auch ihr ehemaliger Mitarbeiter Stefan Nowicki von ihr ab, der 1971 zum Delegierten der polnischen Exilregierung für Australien berufen wurde. Die Zeitung erschien nun unter Fortführung ihrer Nummerierung monatlich. Im Januar 1972 war es dann eigentlich mit dem Blatt vorbei. Aus Mangel an Mitarbeitern und aktuellem Material, das hätte publiziert werden können, sah sich der Herausgeber gezwungen, auf die Zweitverwertung älterer Texte zurückzugreifen, wobei den Dekreten, Briefen und Verlautbarungen Sokolnickis und seiner Anhänger besonderer Platz eingeräumt wurde. Das Niveau der Artikel und die redaktionelle Aufbereitung der seinerzeit veröffentlichten Texte ließen zu wünschen übrig.

„Nasza Droga“ war in der Geschichte der australischen Polonia nach dem Zweiten Weltkrieg nach den „Wiadomości Polskie“ und der „Tygodnik Katolicki“ [Katholische Wochenzeitung] (seit 1965 „Tygodnik Polski“ [Polnische Wochenzeitung]) das Nachrichtenmedium mit der längsten Erscheinungsdauer, und obwohl die Zeitung im Wettbewerb um Leser und Leserinnen aus anderen Bundesstaaten nicht mit seinen Wettbewerbern mithalten konnte, erschloss sie zunächst einen recht großen polnischen Leserkreis in Südaustralien. Im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens erfüllte die Zeitung zweifelsohne eine wichtige Funktion in der Vermittlung von Informationen und spielte insofern sowohl für die gesellschaftliche Integration der dortigen Polonia als auch für deren Mobilisierung eine Rolle. Sie bot Berichte und Kommentare aus dem Leben der polnischen Gemeinschaft, wobei sie kulturelle und religiöse Themen betonte, außerdem wurden internationalen Angelegenheiten und die Situation in Polen behandelt, während die Probleme des Einwanderungslandes ähnlich wie in anderen polnischen Presseorganen in Australien nur gestreift worden sind. Leider diente sie später, insbesondere nach der Unterstützung von Juliusz Sokolnicki, vor allem den Zwecken der kleinen Gruppierung um ihn herum. Darüber hinaus führte die Verwicklung in die personellen Auseinandersetzungen im „polnischen London“ zum Verdruss ihrer angestammten Leser:innen.

 

Jan Lencznarowicz, Mai 2018

 

 

Die digitalisierte Version der Zeitung ist hier erhältlich: https://trove.nla.gov.au/newspaper/title/1323#