Marta Smolińska – Kunsthistorikerin, Kuratorin, Netzwerkerin

Marta Smolińska, Daria Kołacka, Basel, 2018
Marta Smolińska

Ihr bisher größter Erfolg in Deutschland ist die gemeinsam mit Dr. Maike Steinkamp und Dr. Joachim Jäger kuratierte Sammlungspräsentation der Neuen Nationalgalerie in Berlin mit dem Titel „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft 1945–2000“. Für sie war es eine großartige Erfahrung, für die es sich aus Ihrer Sicht gelohnt hat nach Deutschland zu ziehen: 

„Die Ausstellung zeigt zentrale Werke aus der Sammlung der Nationalgalerie von 1945 bis zur Jahrtausendwende. Titelgebend für die Präsentation ist die radikale Performance des Wiener Aktionisten Günter Brus aus dem Jahr 1970. Dieser ging darin nicht nur bis an seine körperlichen Grenzen, sondern wies gleichzeitig auf die starken Spannungen zwischen Gesellschaft, Politik und Kunst hin. Es ist das Zeitalter des Kalten Krieges mit seinen ideologischen Konfrontationen zwischen Ost und West, Abstraktion und Figuration, zwischen traditionellen Kunstgattungen und neuen künstlerischen Techniken und Medien. In der Ausstellung steht der Begriff ‚Zerreißprobe‘ übergreifend für die radikalen Auf- und Umbrüche in der Kunst nach 1945“, erläutert M. Smolińska.

Der Kontakt zur polnischen Community in Deutschland ist Marta Smolińska sehr wichtig. Sie ist gerne Gast im Club der Polnischen Versager und nimmt dort an Diskussionen teil. Mit ihren Ausstellungen versucht Marta Smolińska auch ein politisches Zeichen zu setzen. So gab es bespielweise im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „MITbeSTIMMEn“ eine Veranstaltung mit dem Projekt „PolMotion – Bewegung der polnischen Frauen“, die den politischen Aktivismus von Frauen mit Migrationsbiografie fördert. Dabei ist es ihr besonderes wichtig, mit ihrer Arbeit auch zu mehr Sichtbarkeit von Künstlerinnen beitragen zu können. 

„Mein Vorbild ist jede Migrantin, die ihren Platz in einem Land gefunden hat, in das sie ziehen wollte oder musste. Ganz gleich, ob ihr Erfolg spektakulär und sichtbar ist oder sich in der Behaglichkeit ihres Zuhauses abspielt. Ich bewundere Migrantinnen, die in Harmonie mit sich selbst leben und sich weiterentwickeln, auf ihre jeweils eigene Art und Weise“, sagt Marta Smolińska, die seit vielen Jahren in Poznań und Berlin zuhause ist. Dass sie eines Tages Kunsthistorikerin und Kuratorin werden würde, stand für Marta Smolińska nie außer Zweifel. „Ich liebe einfach, was ich tue, weil meine Tätigkeit inspirierende Kontakte mit spannenden Kunstwerken und Künstler:innen ermöglicht“, sagt sie, die ihre Kraft für neue Ideen vor allem aus einer glücklichen Beziehung und dem Freundeskreis gewinnt.

 

Anna Stahl-Czechowska, Juni 2024

(Der Text basiert auf einem mündlichen und schriftlichen Interview mit Marta Smolińska.)

 

Publikationen: 

Burcu Dogramaci (Hg.), Marta Smolińska (Hg.): Re-Orientierung. Kulturverlag Kadmos Berlin, Dezember 2017.

Burcu Dogramaci, Marta Smolińska: Grenze/Granica. Art on the German-Polish Border after 1990, Böhlau Verlag Köln, 2024. (Open Access E-Book)

Mediathek
  • Michał Martychowiec, Where does your heart belong?

    Ausstellung „MITbeSTIMMEn“ in der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten in Berlin, kuratiert von Marta Smolińska, 2022
  • Ausstellungsansicht „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945–2000“

    Neue Nationalgalerie, 18.11.2023–28.9.2025
  • Ausstellungsansicht „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945–2000“

    Neue Nationalgalerie, 18.11.2023–28.9.2025
  • Ausstellungsansicht „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945–2000“

    Neue Nationalgalerie, 18.11.2023–28.9.2025
  • Ausstellungsansicht „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945–2000“

    Neue Nationalgalerie, 18.11.2023–28.9.2025