Louis Lewandowski (1821–1894)

Louis Lewandowski
Louis Lewandowski, ca. 1880

Auch nach seinem Tod übten Lewandowskis Kompositionen überragenden Einfluss auf die westliche synogogale Musik und Generationen von Kantoren aus. Jüdische Musiker, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung flohen, brachten Lewandowskis musikalisches Erbe nach Amerika.[7] Durch die Vernichtung des deutschen liberalen Judentums in der Schoah fand Lewandowskis Werk und besonders seine Person lange Zeit wenig Beachtung. Orgeln wurden zu einer Seltenheit in Deutschlands jüdischen Gotteshäusern. Die Berliner Synagoge in der Pestalozzistraße pflegte seit 1947 das Andenken des großen Reformators der jüdischen Liturgie. Dort wird bis heute ausschließlich Lewandowskis Musik gesungen – natürlich mit Orgelbegleitung. Als im Juli 1988 im damaligen Ostberlin das „Centrum Judaicum“ gegründet wurde, beförderte dies auch die Erinnerung an Lewandowski. Auf Betreiben des Centrums brachte die Deutsche Post der DDR am 18. September 1990, wenige Tage vor der Deutschen Wiedervereinigung, eine Sondermarke zu Louis Lewandowski heraus. Sie zeigt ein 1850 entstandenes Porträt Lewandowskis, das zum Bestand des Jüdischen Museums in Berlin gehört. Seit 2011 findet in Berlin alljährlich das große Louis-Lewandowski-Festival statt, bei dem bekannte Chöre aus aller Welt Synagogalmusik aller Epochen darbieten. Auch in Polen wird die Erinnerung an Louis Lewandowski inzwischen gepflegt. In seiner Heimatstadt Września erinnert seit dem 18. Oktober 2009 eine Gedenktafel in der Nähe seines Geburtshauses an den berühmten Sohn der Stadt.

 

Sabine Krämer, Januar 2017

 

Literatur

Friedmann, Aron (Hg.): Lebensbilder berühmter Kantoren, Berlin 1921.

Idelsohn, Abraham Z.: Jewish music. Its historical development, New York 1992.

Frühauf, Tina: Kunst zwischen zwei Kulturen. „Orgelangelegenheiten“ an der Neuen Synagoge zu Berlin, in: Neuer Aufbruch: zur deutsch-jüdischen Geschichte und Kultur, Berlin 2001, S. 293–310.

Kirschner, Emanuel: Artikel „Lewandowski, Louis“, in: Jüdisches Lexikon, Bd. 3, Berlin 1929, Sp. 1090–1091.

Keller Manfred (Hg.): Erich Mendel / Eric Mandell. Zwei Leben für die Synagoge. Essen 2006

Lewandowski, Louis: Vorwort zur ersten Ausgabe von Kol Rinnah u-T’fillah, Berlin 1871.

Nachama, Andreas, Stähr, Susanne: Die vergessene Revolution. Der lange Weg des Louis Lewandowski, in: Menora. Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 3 (1992), S. 241–255.

Nemtsov, Jascha; Simon, Hermann: Louis Lewandowski. "Liebe macht das Lied unsterblich!", Berlin 2011.

Siegfried, Christina: Das Wirken Adolf Bernhard Marx' : Aspekte zur musikkulturellen Entwicklung Berlins in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Potsdam 1992.

 

Hörbeispiele bei der Deutschen Digitalen Bibliothek zu Louis Lewandowski unter:

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/128690615

 

Weitere Hörbeispiele:

http://www.louis-lewandowski-festival.de/geschichte

http://www.yivoencyclopedia.org/search.aspx?query=lewandowski

 

Digitalisierte Notensammlungen von Louis Lewandowski in der Freimann Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt a. M. unter:

http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/search/quick?query=Louis+Lewandowski

 

[7] Zum prägenden Einfluss Lewandowskis auf spätere Kantoren und zu Sammlungen synagogaler Musik in den USA siehe: Keller, Erich Mendel.

Mediathek
  • Anonymus: Louis Lewandowski

    Porträt in der ständigen Ausstellung des Jüdischen Museums in Berlin, Öl auf Leinwand.
  • Sonderbriefmarke der DDR-Post

    Ausgabe vom 18.09.1990, Wert 30 Pfennig.
  • Kol Rinnah u-T’fillah

    Titelblatt des Zyklus' von Kompositionen für die musikalische Gestaltung des Gottesdienst.
  • Gedenktafel in Września

    Louis Lewandowskis polnische Heimatstadt.
  • Das Grab von Louis und Helene Lewandowski

    In der Ehrenreihe des jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee.
  • Louis Lewandowski - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.