Johann Ernst Gotzkowsky (1710–1775)

Frederik Christian Carstens: Porträt von Johann Ernst Gotzkowsky, 1761, Kupferstich
Frederik Christian Carstens: Porträt von Johann Ernst Gotzkowsky, 1761, Kupferstich

Die in dieser Zeit gewonnenen Kontakte werden dem jüngeren Gotzkowsky-Bruder später helfen, seine ehrgeizigen Pläne zu verwirklichen. Vor allem seine Bekanntschaft mit Friedrich II., den der Kaufmann mehrfach in Rheinsberg besuchte, wird sich als besonders nützlich erweisen. Der künftige Herrscher Preußens verbrachte dort seine Jugendjahre, während Gotzkowsky ihn mit Galanteriewaren versorgte, die er direkt von der berühmten Leipziger Messe bezog. Die Jahre in Rheinsberg gelten als die Vorbereitungszeit Friedrichs des Großen auf seine Regentschaft in Preußen. Als Friedrich II. nach dem Tod seines Vaters Friedrich Wilhelm I. 1740 mit gerade mal 28 Jahren den Thron bestieg, befand sich das Königsreich in bester Verfassung. Die staatliche Verwaltung funktionierte tadellos und die königliche Schatzkammer war prall gefüllt. Was jedoch ökonomisch dringend angegangen werden musste, war die Entwicklung von Produktionsstätten. Der König erörterte sein Vorhaben mit seinen engsten Vertrauten, zu denen auch Johann Ernst Gotzkowsky gehörte. Kurz nach seiner Thronbesteigung beauftragte ihn Friedrich II. daraufhin mit der Suche nach Künstlern und Unternehmern, die sich in Preußen niederlassen wollten und die vor allem die Herstellung von Seide beherrschten.

1744 erhielt Gotzkowsky die Berliner Stadtbürgerschaft, die ihn dazu berechtigte zu heiraten. Kaum ein Jahr später ehelichte er Anna Luise Blume, eine Tochter des reichen Kaufmanns und Hoflieferanten Christian Friedrich Blume, der seine Manufaktur auf Anregung seines Schwiegersohns erweiterte, um sich mit der Anfertigung von Samt und Seide zu befassen; zwei Stoffe, die damals sehr begehrt waren, auch vom König selbst. Der frühe Tod des Schwiegervaters trug Johann Ernst Gotzkowsky 1746 dessen gesamtes Vermögen ein, was ihm dazu verhalf, zu einem der größten Seidenfabrikanten aufzusteigen. Dank seiner Bekanntschaft mit dem König, der ihm Betriebsmittelkredite gewährte, unter anderem um modernste Webstühle zu erwerben, konnte Gotzkowsky seine Produktion beträchtlich steigern. 1754 beschäftigte er 1.500 Menschen, was damals eine enorm hohe Belegschaft war, so dass er der maßgebliche Berliner Vertreter seiner Branche wurde.[3]

So rasch wie sich die Firma entwickelte, wuchs auch das Vermögen von Johann Ernst Gotzkowsky an. Dies erlaubte es dem Unternehmer, seine Sammlung von Werken namhafter Maler auszubauen. Da seine einschlägigen Kenntnisse und seine weitreichenden Kontakte zu Künstlern auch die Wertschätzung des Königs fanden, beauftragte Friedrich der Große Gotzkowsky 1755, Bilder für die neue Galerie im Potsdamer Schloss Sanssouci zu erwerben, unter anderem von Rubens, van Dyck und Tintoretto. Als dann jedoch 1756 der Siebenjährige Krieg ausbrach, kaufte der Herrscher Gotzkowsky nur noch einen Teil der bestellten Kunstwerke ab, da der dafür vorgesehene Etat in die Kriegskosten Preußens floss. Gotzkowskys Sammlung umfasste in dieser Zeit über 700 Werke der berühmtesten europäischen Maler.[4]

Mit derselben Begeisterung wie für die Kunst steckte der Unternehmer sein Geld auch in Immobilien. Er besaß Häuser an den repräsentativen Standorten Berlins, darunter in der Nähe des Schlossplatzes und des Potsdamer Platzes. An der Leipziger Straße 3 hatte Gotzkowsky vorübergehend ein Palais (1899 abgerissen), an dessen Stelle Anfang des 20. Jahrhunderts der Neubau des Preußischen Herrenhauses entstand, heute der Sitz des Bundesrats, der zweiten Kammer des deutschen Parlaments.

 

[3]     Gotzkowsky, Johann Ernst, in: Die Geschichte Berlins. Verein für die Geschichte Berlins e.V., gegr. 1865, URL: https://www.diegeschichteberlins.de/geschichteberlins/persoenlichkeiten/persoenlichkeiteag/459-gotzkowsky.html (zuletzt aufgerufen am 12.01.2022)

[4]     Luh, Jürgen: Nina Simone Schepkowski: Johann Ernst Gotzkowsky, in: sehepunkte. Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften, Ausgabe 11, 2011, Nr. 1, URL: http://www.sehepunkte.de/2011/01/17262.html (zuletzt aufgerufen am 12.01.2022)

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  • Frederik Christian Carstens

    Porträt von Johann Ernst Gotzkowsky, 1761, Kupferstich
  • Adolph von Menzel

    Der Kaufmann Gotzkowsky bittet den auf dem Sofa liegenden russischen Befehlshaber um Schonung der Stadt Berlin, 1760
  • Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin

    Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin, Altbau
  • Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin

    Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin, Neubau
  • Rembrandt van Rijn: Der ungläubige Thomas, 1634

    Puschkin-Museum Moskau (aus der ehemaligen Sammlung Gotzkowsky)
  • Rembrandt van Rijn, Ahasveror, Haman beim Gastmahl der Esther, 1660

    Puschkin-Museum Moskau (aus der ehemaligen Sammlung Gotzkowsky)
  • Hans von Aachen, Allegorie des Friedens, der Kunst und des Überflusses, 1602

    Staatliche Eremitage St. Petersburg (aus der ehemaligen Sammlung Gotzkowsky)
  • Bartholomeus van der Helst, Neuer Markt in Amsterdam, 1666

    Staatliche Eremitage St. Petersburg (aus der ehemaligen Sammlung Gotzkowsky)
  • Jan Breughel, Ländliche Landschaft, um 1611

    Staatliche Eremitage St. Petersburg (aus der ehemaligen Sammlung Gotzkowsky)