Johann Ernst Gotzkowsky (1710–1775)
Der Name Gotzkowsky kommt in Berlin mehrfach im öffentlichen Raum vor. In Moabit tragen ihn eine Brücke, eine Apotheke und eine Straße. Auch eine Grundschule wurde seinerzeit so benannt. Doch trotz seiner unbestrittenen Verdienste für die Stadt ist der tüchtige Kaufmann nur wenig und seine polnische Herkunft noch weniger bekannt.
Johann Ernst Gotzkowsky kam am 21. November 1710 in Konitz im damaligen Königlich-Preußen (heute Chojnice, Woiwodschaft Pommern) als zweiter Sohn von Adam und Anna Magdalena, geborene Abelin, zur Welt. Die Familie entstammte dem polnischen Kleinadel und lebte seit mehreren Generationen in dieser Gegend. Noch bevor Johann geboren wurde, büßten seine Eltern im Großen Nordischen Krieg (1700-1721) fast ihr gesamtes Vermögen ein als die schwedischen Soldaten ihr ganzes Hab und Gut konfiszierten. 1711 verlor der kaum ein Jahr alte Johann seinen Vater. Wenige Jahre später starb auch seine Mutter wie er an der Pest. An seine frühe Kindheit erinnert sich Johann Ernst Gotzkowsky in den erhaltenen Aufzeichnungen wie folgt:
„Mein Vater war ein Polnischer von Adel, und durchgehends als ein ehrlicher Mann bekannt. Die schrecklichen Kriege, die zu der Zeit ganz Norden entflammet, und Polen zum Tummelplatz gemacht hatten, schlugen meine Eltern gänzlich darnieder, und brachten sie um alle das Ihrige. Ich mochte kaum 5 Jahre alt seyn, als ich meine beyderseitigen Eltern in der damals grassierenden Pest verlor, und also sehr frühzeitig zur Waise ward.“[1]
Da es vor Ort niemanden gab, der den Jungen hätte versorgen können, und sein älterer Bruder Christian Ludwig schon vor dem Tod der Eltern nach Berlin gegangen war, kam Johann Ernst bei Verwandten in Dresden unter, wo er laut seiner Erinnerungen bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr lebte, ohne Lesen und Schreiben zu lernen.[2] 1724 nahm sein Bruder Johanns Ausbildung in die Hand, holte ihn nach Berlin und schickte ihn auf die Kaufmannsschule. Gotzkowsky erlernte daraufhin sechs Jahre lang in der Sprögelschen Materialhandlung den Kaufmannsberuf, während er sich im Lesen, Schreiben und Rechnen vervollkommnete. Unterdessen steigerte Christian Ludwig sein Ansehen in der Berliner Kaufmannsgilde und brachte es nach der Eheschließung mit der Tochter des vermögenden, einflussreichen Kaufmanns Georg Weißling so weit, dass er Geschäfte mit dem Königshof machte. Nach dem Brand des Ausbildungsbetriebs von Johann Ernst Gotzkowsky, nahm ihn sein Bruder in seiner Firma auf, die luxuriöse Accessoires vertrieb. Zu den Abnehmern zählten Mitglieder der königlichen Familie, darunter auch die Königin von Preußen, Sophie Dorothea von Hannover.
[1] Schepkowski, Nina Simone: Johann Ernst Gotzkowsky. Kunstagent und Gemäldesammler im friderizianischen Berlin, Akademie Verlag, Berlin 2009, s. 11, URL: https://books.google.de/booksid=ckXnBQAAQBAJ&lpg=PP1&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q&f=false (zuletzt aufgerufen am 11.01.2022).
[2] Schepkowski, Nina Simone: Johann Ernst Gotzkowsky. Kunstagent und Gemäldesammler im friderizianischen Berlin, Akademie Verlag, Berlin 2009.