Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Radziwiłł: 1613 Janusz (VI. der Ältere) Radziwiłł
Am 7. Juli 1613 heiratet er in Berlin die Tochter des brandenburgischen Markgrafen und Kurfürsten Johann Georg aus dem Haus Hohenzollern, Elisabeth Sophie (Abbildungen unten), die dessen dritter Ehe mit Elisabeth von Anhalt (1563-1607) entstammt. Johann Georg von Brandenburg ist in erster Ehe 1545-46 ebenfalls mit einer Polin, Sophia von Liegnitz/Zofia Legnicka (1525-1546), verheiratet gewesen, die nach der Geburt ihres Sohnes gestorben ist. Die Hochzeit der ursprünglich evangelisch-lutherischen Elisabeth Sophie mit dem calvinistischen Fürsten Radziwiłł steht vermutlich in Beziehung zur (etwas späteren) Konversion des regierenden Markgrafen von Brandenburg, Johann Sigismund (1572-1619/20), des Enkels des Kurfürsten Johann Georg, vom lutherischen Bekenntnis zum Calvinismus am Weihnachtstag 1613. Als amtierender Markgraf ist er es, der seine Tante mit dem Fürsten Radziwiłł verheiratet. Während die brandenburgische Bevölkerung lutherisch bleibt, treten das Herrscherhaus sowie Offiziere und Beamte fast vollständig zum Calvinismus über („Hofcalvinismus“). Brüder von Johann Sigismund, die Markgrafen Joachim Ernst und Johann Georg, sind bereits 1612 zum Calvinismus übergetreten.
Radziwiłł lebt zunächst mit seiner Frau in Danzig, konspiriert mit dem calvinistischen Fürsten von Siebenbürgen, Gabriel Bethlen (um 1580-1629), den er auf dem polnischen Königsthron sehen will, geht aber 1616 aus Protest gegen Sigismunds Russland-Politik zurück nach Deutschland und schließt sich dem Lager der protestantischen Reichsfürsten an. 1617 lässt er in Słuck (heute Sluzk, Belarus) ein calvinistisches Seminar und eine ebensolche Schule errichten. 1618 erwirbt er als Leibgedinge für Elisabeth Sophie, also als lebenslange Unterhaltsverpflichtung, von dem bayreuthisch-brandenburgischen Hofrat Christoph von Waldenfels zu Lichtenberg (1565-1633) für 100.000 Gulden die Herrschaft Lichtenberg in Oberfranken. Als Calvinist und Gegner Sigismunds III. steht er in direktem Gegensatz zu seinem Vetter zweiten Grades, dem vierzehn Jahre jüngeren Albrycht Stanisław Radziwiłł (1593-1656), Herzog von Ołyka, Förderer der Gegenreformation und engem Vertrauten Sigismund III. Albrycht Stanisław heiratet 1619 ebenfalls eine Deutsche, Regina von Eisenreich (um 1589-1637).*
Aus der Ehe von Janusz und Elisabeth Sophie Radziwiłł gehen vier Kinder hervor, von denen drei in jugendlichem Alter sterben. Der Erbe Bogusław Radziwiłł (1620-1669), später Herzog von Birże und Dubinki, wird im Mai 1620 in Danzig geboren. Er wird später Statthalter des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Herzogtum Preußen. 1681 wird das einzige Kind von Bogusław Radziwiłł, Luise Charlotte (1620-1669), ebenfalls nach Brandenburg, 1688 nach Pfalz-Neuburg heiraten. Janusz Radziwiłł, aufgrund seines frühen militärischen Wagemuts, seiner politischen Überzeugungen und seines Einsatzes für die calvinistischen Glaubensgenossen eine der bekanntesten Persönlichkeiten Litauens, stirbt kurz nach der Taufe seines Sohnes am 6./7. November 1620 im Haus der Familie Czarliński in Czarlin südlich von Danzig. Nach mehrtägigen Trauerfeierlichkeiten in Vilnius vom 12. bis 16. Februar 1621 unter Abhaltung von Militärparaden und zweisprachigen religiösen Zeremonien wird er in der calvinistischen Kirche von Dubinki (heute Dubingiai, Litauen) beigesetzt. Elisabeth Sophie lebt anschließend mit ihrem Sohn Bogusław auf ihren Gütern in Lichtenberg. 1628 heiratet sie Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg (1586-1665) und verkauft die Herrschaft Lichtenberg an ihren Bruder, Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth (1581-1655). Bogusław wird zu seinem Onkel und Vormund, dem Reichsfürsten, litauischen Großhetman und späteren Woiwoden Christoph/Krzysztof Radziwiłł (1585-1640) nach Vilnius gebracht, wo er aufwächst. Elisabeth Sophie stirbt am 24. Dezember 1629 in Frankfurt an der Oder und wird in der dortigen St.-Marien-Kirche bestattet.