Das „Polenlager“ in Lahde

DPAC Lahde, Camp Lahde, Ortschaft Lahde. Zwei Displaced Persons posieren vor dem „Hotel Tonne“ (im Hintergrund) für ein Erinnerungsfoto. Hier lag zunächst das Hauptquartier der UNRRA-Teams 65 und 129.
DPAC Lahde, Camp Lahde, Ortschaft Lahde. Zwei Displaced Persons posieren vor dem „Hotel Tonne“ (im Hintergrund) für ein Erinnerungsfoto. Hier lag zunächst das Hauptquartier der UNRRA-Teams 65 und 129.

Die Einrichtung des Displaced Persons Assembly Centre Lahde/Weser
 

Die Detachments der Militärregierung stehen vor der schwierigen Aufgabe, deutsche zivile Verwaltungen zu führen, ihre Arbeit zu kontrollieren und sich unter anderem auf die Lösung der Probleme von vielen Tausend „Displaced Persons“ einzustellen. Dazu richtet das Detachment 127 ab 9.4.1945 ein Displaced Persons Assembly Centre (DPAC) am Nordrand der Ortschaft Lahde an der Weser ein. Hier treffen Tausende von befreiten Kriegsgefangene, Zwangsarbeitern und Häftlingen, aus der Kampfzone im Raum Hannover flüchtend, an der Weser ein. Für den Aufbau und die Einrichtung des Lagers werden zunächst die vorhandenen Lagerkapazitäten im Raum Lahde genutzt. Dazu zählen das ehemalige „Arbeitserziehungslager“ der Gestapo Hannover, das „Ostarbeiterlager“ für ehemalige russische Zwangsarbeiter und weitere Barackenanlagen in der Ortschaft, vor allem in der Nähe der Kraftwerk-Baustelle.

Als Ordnungsmacht werden ab 8.4.1945 Truppenteile der 3. (brit.) Infanteriedivision an der Weser stationiert. Die Kapazitäten der Barackenlager sind rasch ausgeschöpft. Bis Mitte April1945 wird der überwiegende Teil der Ortschaft Lahde, in der Folgezeit sieben weitere Ortschaften des Amtsbereiches zugunsten der Unterbringung von DPs geräumt. Die Bevölkerung sucht Notquartiere in den Nachbargemeinden auf. Auch die neu eingerichteten DP-Camps in Meerbeck, Steinhude und Loccum werden zunächst durch das Detachment 127 in Lahde betreut. Die polnischen „Displaced Persons“ stellen den höchsten Anteil im DPAC Lahde, das im Volksmund bis in die Gegenwart häufig als „Polenlager“ bezeichnet wird.  

 

Übernahme der Lagerverwaltung durch die UNRRA
 

Nach der Kapitulation übernehmen die Teams der „United Nations Relief and Rehabilitation Administration“ (UNRRA) die Verwaltung der DPACs. Die Tätigkeit der UNRRA Teams in den DPACs wird durch die Detachments kontrolliert.   

In der Folgezeit wird sich herausstellen, dass die UNRRA nur begrenzt in der Lage ist, alle DPACs in der Britischen Besatzungszone wie ursprünglich geplant zu übernehmen. Aus diesen und anderen Gründen verbleiben einige Ausländerlager in der Britischen Besatzungszone  - wie auch das DPAC Lahde – unter der Kontrolle von speziellen „Relief“ Detachments der Militärregierung. 

 

Die Kriminalität im Zusammenhang mit DPACs
 

Im Zeitraum 1945-1946 ereignen sich im besetzten Deutschland zunehmend Racheakte und Übergriffe von DPs vieler Nationalitäten gegenüber der einheimischen Bevölkerung. Eine Anzahl von Morden, Raubüberfällen und anderen schweren Gewalttaten erschüttert auch die Weserregion im ersten Nachkriegsjahr.  Nachweislich üben auch Deutsche gemeinsam mit DPs derartige Raubzüge aus. Die Beute wird häufig in den Wohnungen von deutschen Komplizen verborgen, damit sie im DPAC nicht entdeckt werden kann.  Diese Straftaten werden im Verlaufe des Jahres 1945 ihren Höhepunkt erreichen und ab 1946 nachlassen.

Bei der Vorgehensweise der britischen Besatzungsmacht gegenüber polnischen DPs ist seinerzeit – wohl aus außenpolitischen Gründen – berücksichtigt worden, dass polnische Truppenteile von Bodentruppen und Luftstreitkräften während des 2. Weltkrieges unter alliiertem Kommando im Einsatz gegen das Deutsche Reich gekämpft hatten. Einige dieser Truppenteile stehen auch in der Nachkriegsphase noch in britischen Diensten. Auch die frisch eingerichteten zivilen Einheiten wie die Civil Mixed Labour Organisation (CMLO) oder die Mixed Service Organisation (MSO) sind Elemente der „British Army of The Rhine“ (BAOR). Hier erhalten auch polnische „Displaced Persons“ einen Arbeitsplatz.

 

Mediathek
  • Ausweispapier von Jarosława Lysaniuk

    Ursprünglich eine städtische Angestellte im „Generalgouvernement“, wurde sie als Zwangsarbeiterin nach Schönebeck/Elbe deportiert wurde. Seit 1945 im DPAC Lahde.
  • Begrüßung des polnischen Bischofs Józef Gawlina

    In der Civil Mixed Labour Organisation fanden auch viele polnische Displaced Persons nach Kriegsende einen Arbeitsplatz in der Britischen Besatzungszone.
  • Liste der DP-Arbeitskräfte

    Zwei Monate nach der Gründung des Lagers Lahde.
  • Lohnliste

    Nach dieser Lohnliste beschäftigte die UNRRA im Januar 1947 sieben Lehrer in der polnischen Lagerschule des Camps Cammer, ein Teil des DPAC Lahde.
  • Begleitschrift zum Volksfest in Lahde am 24. Und 25. September 1949

    In Lahde (heute Petershagen) wurden noch bis in die 1970-er Jahren hinein immer wieder und jeweils Ende September die „Polenbefreihungsfeste“ gefeiert.
  • "Polenlager" Lahde - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku"

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.