Club der Polnischen Versager
Natürlich ist der Club der Polnischen Versager im Netz präsent. Derzeit gibt es auf Youtube über hundert Folgen des „Gesprächs mit einem interessanten Menschen“, über dreißig Folgen von „Umgefragt in Beranu“ und mehrere Folgen der Seifenoper „Frau Selke und der Hass“. Alle diese Formate bearbeiten auf eine leichte, satirische Art und Weise die deutsch-polnische und europäische Geschichte und den alltäglichen Wahnsinn in Deutschland.
2012 erschien im Rowohlt-Verlag das Buch „Club der Polnischen Versager“, in dem die Autoren Piotr Mordel und Adam Gusowski das Leben in Deutschland aus der Sicht der polnischen Versager beschreiben.
Trotz des lockeren Namens hat der Club der Polnischen Versager ein ernstes Anliegen. Es widmet sich dem Scheitern, dem Misserfolg, dem Versagen eben. Die Mitglieder sind davon überzeugt, dass das Versagen fest zum Leben gehört. Da wo es Erfolg gibt, muss es auch ein Scheitern geben, besonders in einer Gesellschaft, die sich über Erfolg definiert. Das Versagen ist aber nichts Schlimmes. Es gehört zu jedem Lernprozess, zu jedem Erfolgsergebnis. Das Scheiten ist lebensnotwendig und es gibt keinen Grund für die polnischen Versager das Versagen zu leugnen, zu verdrängen oder zu verschweigen. Im Gegenteil! Sich zum Versagen zu bekennen, kann unter Umständen auch therapeutische Wirkung haben.
Der Club der Polnischen Versager ist kein kommerzieller Club. Alle Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig. Der Club der Polnischen Versager finanziert sich selbst über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Und wie es so oft auf den Plakaten und Flayern stand: „Gefördert von niemand!“
Das kleine Manifest der polnischen Versager
Unseresgleichen gibt es nicht viele in der Stadt. Ein paar nur, vielleicht einige zehn. Der Rest, das sind Menschen des Erfolgs, kühle und kaltblütige Spezialisten – was immer sie auch tun, das tun sie bestens.
Wir – die Schwachen, weniger Begabten, können kaum etwas erwirken; die Milch versuchen wir in der Apotheke zu kaufen und beim Friseur ein halbes Kilo Käse. Autos hupen uns an, wir stolpern auf dem geraden Wege, immer wieder treten wir in die Hundescheiße, bloß es will und will uns kein Glück bringen.
Wir lassen den Terror der Vollkommenheit jener Anderen übįer uns ergehen. Ihre Gegenwart schüchtert uns ein. Denen ist es nur recht so, denn sie leben in der Angst, das Schaffensmonopol, das sie für sich reklamieren, zu verlieren.
Wir sind geneigt ihren Vorrang anzuerkennen, dennoch wollen wir Schöpfer bleiben und zwar nach unseren Möglichkeiten, auf einem niedrigeren Niveau.
„Demiurg verehrte die ausgesuchte, vollkommene und komplizierte Materie, wir bevorzugen den Schund“.
Adam Gusowski, Juni 2014