Arka Bożek – Aktivist der polnischen Minderheit in Schlesien, Politiker und Publizist

Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)
Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)

Arka Bożek sah keinen Grund, nach dem Ende des Krieges im Exil zu bleiben. Er vermisste seine Familie und seine Heimat ungemein und wollte sich am Prozess der Eingliederung der schlesischen Gebiete in das neue Polen beteiligen. Nach der Bildung einer polnischen Regierung unter der Schirmherrschaft der „Großen Drei“ (Sowjetunion, USA, Großbritannien) und unter Beteiligung des ehemaligen Ministerpräsidenten im Exil, Stanisław Mikołajczyk, beschloss Bożek Anfang Juli 1945 zurückzukehren. Er trat in Mikołajczyks Partei, die Polnische Bauernpartei (Polskie Stronnictwo Ludowe, PSL), ein. Mitte August wurde er zum stellvertretenden Woiwoden von Schlesien ernannt. Die schlesischen Aktivisten befürworteten die Ernennung und die Bevölkerung des Oppelner Landes begrüßte ihn mit großen Hoffnungen. Bożek war für wichtige Ressorts zuständig: Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Verpflegung, Kommunikation und Schätzung der Kriegsverluste. Sein besonderes Interesse galt dem Verlauf der nationalen Überprüfung und der Siedlungsaktion. Er wollte dafür sorgen, diese gerecht durchzuführen; trotzdem sprach er sich für die absolute Ausweisung der Deutschen aus. Er war der Ansicht, die bloße Mitgliedschaft in nationalsozialistischen Organisationen aufgrund des teilweise erzwungenen Beitritts dürfe kein Grund sein, einen Antrag auf Anerkennung der polnischen Staatsangehörigkeit von Schlesier:innen abzulehnen. Er selbst stellte wiederholt Bescheinigungen über die polnische Staatsangehörigkeit für Personen aus, die er schon vor dem Krieg gekannt hatte, und unternahm eine Reihe von Interventionen zugunsten der einheimischen Bevölkerung. Diese Aktionen missfielen den Kommunisten, die Bożek und anderen schlesischen Aktivisten sogar vorwarfen, das Deutschtum zu verteidigen. 

Das wichtigste Thema für Bożek war die Integration Schlesiens in Polen. Er war von der Notwendigkeit überzeugt, Polen müsse die „wiedergewonnenen Gebiete“ entwickeln und erhalten. Er sah dies als einen Akt der historischen Gerechtigkeit. Andere politische Themen der Zeit interessierten ihn weniger oder er unterschätzte ihre Bedeutung. Schnell distanzierte er sich von der Politik der PSL und engagierte sich in der Bauernpartei (Stronnictwo Ludowe, SL ), die den Kommunisten untergeordnet war. Er beteiligte sich an Propagandaaktivitäten in Bezug auf die westlichen Gebiete und den Verlauf der Grenze. Bei den von den Behörden gefälschten Parlamentswahlen im Januar 1947 errang er einen Sitz als Abgeordneter. Nach der sogenannten „Vereinigung der Bauernbewegung“ fand sich Bożek 1949 in der Vereinigten Bauernpartei (Zjednoczone Stronnictwo Ludowe, ZSL) wieder. Immer wieder betonte er die Bedeutung der eingeleiteten Sozialreformen, die für ihn eine Demokratisierung des Lebens und einen Weg zur Emanzipation aller Volksschichten darstellten. Es scheint, als ob Bożek aufrichtig an diese Parolen glaubte, und die kritischen Einschätzungen der polnischen Elite, die er aus dem Exil mitbrachte, bestärkten ihn sogar in seiner Entscheidung, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Er war davon überzeugt, Deutschland stelle weiterhin eine Bedrohung für Polen dar. 

Gegen Ende der 1940er Jahre verstärkten sich die Angriffe der Kommunisten auf Bożek. Sie hatten bereits damit begonnen, schlesische Aktivisten, die vor dem Krieg aktiv waren, aus der Partei zu entfernen oder an den Rand zu drängen. Der Sicherheitsapparat hatte sie, darunter auch Bożek, von Anfang an überwacht. Nach dem Mechanismus der stalinistischen Kritik wurde Bożek zu einem maskierten Feind, zu einem Störfaktor beim Aufbau des Sozialismus. Ende August 1950 wurde er von seinem Posten als stellvertretender Woiwode entlassen. Für Bożek, der gesundheitlich angeschlagen war, war dies eine bittere Zeit. Auch enttäuschten ihn die Auswirkungen der Eingliederung der schlesischen Gebiete und die ungerechte Behandlung der autochthonen Bevölkerung. Er blieb bis 1952 Abgeordneter, konnte aber nicht mehr so aktiv in der Öffentlichkeit auftreten wie früher. In der Presse wurde er angegriffen. Da er krankheitsbedingt nicht arbeiten konnte und von seinen Kindern abhängig war, wurde ihm erst 1953 eine kleine Rente gewährt. Er starb am 28. November 1954. 

In der Zeit der Entstalinisierung begann man – auch dank Edmund Osmańczyk – sich an Bożek zu erinnern. Bożeks Memoiren wurden veröffentlicht. Im Jahr 1958 wurde in Markowice eine Gedenktafel enthüllt. Es entstanden nach ihm benannte Straßen und Schulen, der Radiosender in Opole wurde nach ihm benannt. 1963 erschien die erste Biografie über Bożek von Ryszard Hajduk. Bożek wurde besonders häufig in den 1970er Jahren als Beispiel herangezogen, als die kommunistischen Behörden nach Helden außerhalb des kommunistischen Pantheons suchten und schlesische Themen in ihrer Propaganda verwendeten. In Markowice wurde ein ihm gewidmeter Gedenkraum (izba pamięci) eingerichtet. Im Jahr 1980 wurde in Racibórz ein Denkmal für ihn eingeweiht. Auf dem Sockel wurde ein Fragment aus seiner Rede nach der Heimkehr 1945 angebracht: „Unsere Stärke liegt in uns selbst“. Nach dem politischen Umbruch von 1989 wurde Bożek beschuldigt, die Kommunisten unterstützt zu haben und ein Karrierist gewesen zu sein. Gleichzeitig wurden aber seine Person und seine Leistungen gewürdigt, unter anderem durch eine Gedenktafel in Bytom (Beuthen) im Jahr 2022. Neue Bücher wurden geschrieben. 1941, im Londoner Exil, charakterisierte Bożek selbst seinen Lebensweg wie folgt: 

„Ich war weder ein Heiliger, noch war ich ein Mistkerl. Ich war ein einfacher Sterblicher mit einem einfachen bäuerlichen Gemüt, der das Pech hatte, in so verrückten Zeiten auf der Welt zu leben. Der Himmel und das Schicksal trieben mich, wie es ihnen gefiel, und deshalb wurde von mir gesprochen. Nur eines habe ich mir vorzuwerfen, nämlich dass ich mich meinem Schicksal nicht widersetzt habe.“ 

 

Małgorzata Ruchniewicz, August 2023

Übersetzung: Krzysztof Ruchniewicz

 

Literatur (Auswahl)

- Gmitruk, Janusz / Ratyński, Mateusz: Arka Bożek (1899-1954) i jego czasy, Warszawa 2022.

- Hajduk, Ryszard: Arka Bożek, Warszawa 1963.

- Kisielewicz, Danuta: Arka Bożek (1899-1954). Działacz społeczno-polityczny Śląska Opolskiego, Opole 2006. 

- Masnyk, Marek: Dzielnica I Związku Polaków w Niemczech 1923-1939, Opole 1994.

- Nowak, Alfred: Działalność Arki Bożka w latach 1945-1954, Racibórz 2001.

Mediathek
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, polnischer Aktivist im Oppelner Schlesien

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 322 vom 20.11.1932
  • Vorgehen der deutschen Behörden gegen die polnische Minderheit

    St. Lgb. f. Juni/Juli v. 11.8.1937, Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln
  • Einstellung der polnischen Minderheit zum Reich

    Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln, 1938
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, wartet an der Grenze Słubice-Brandenburg auf die Durchfahrt des Sarges mit dem Leichnam von Pater Bolesław Domański

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 119 vom 1.5.1939
  • Denkmal für Arka Bożek von 1980

    Im Roth-Park in Ratibor (Racibórz)