Arka Bożek – Aktivist der polnischen Minderheit in Schlesien, Politiker und Publizist

Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)
Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)

In den 1920er Jahren nahm er weiterhin aktiv an Wahlkämpfen teil, als Mitglied polnischer Wahlausschüsse. Außerdem kandidierte er, wenn auch erfolglos, als Vertreter der Bauernschaft bei den Wahlen zum Preußischen Landtag. Nach den Kommunalwahlen von 1924 wurde Bożek Gemeindevorsteher in Markowitz. Die deutschen Behörden hinderten ihn (und andere gewählte Polen) jedoch daran, sein Amt schnell anzutreten. Dies geschah erst nach einem Kampf vor den Gerichten und Beschwerden bei der Gemischten Kommission für Oberschlesien. Ab 1928 war er zudem Mitglied des Provinziallandtages in Oppeln und des Kreistags in Ratibor (Racibórz), und bis 1933 bekleidete er das Amt des Gemeindevorstehers. Während der Weltwirtschaftskrise bemühte er sich um die Senkung der Steuern für die bäuerliche Bevölkerung und der Preise für die Stromversorgung auf dem Lande. 

Sein hohes Maß an Aktivität, seine Kühnheit, seine Neigung, nicht nur die nationalen Verhältnisse, sondern ebenso soziale Fragen zu kritisieren, erregten zuweilen Kontroversen und wurden von deutscher Seite für persönliche Angriffe und Diskreditierungsversuche, unter anderem in den Medien genutzt. Mitunter veranlassten Propaganda-Vorwürfe sogar einige polnische Aktivisten, insbesondere solche mit konservativen sozialen Ansichten, sich von Bożek zu distanzieren. Die scharfe Sprache, die er vor allem bei politischen Kundgebungen benutzte, führte zu Beschwerden und brachte ihn 1932 sogar vor das Gericht in Kreuzburg (Kluczbork). Es ging dabei darum, ob er den deutschen Präsidenten Paul von Hindenburg beleidigt hatte – Bożek wurde freigesprochen. Er hatte den Ruf vertrauenswürdig, persönlich ehrlich, unbestechlich und mutig zu sein, was für Politiker jener Zeit nicht üblich war. Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre, als die politischen Differenzen in polnischen Kreisen vor dem Hintergrund der Haltung zur politischen Rivalität in Polen zwischen den Anhängern von Wojciech Korfanty und der Sanacja (dt. Heilung, umgangssprachliche Bezeichnung für das regierende Lager in der Zweiten Republik von 1926 bis 1939) deutlich wurden, bezog Bożek konsequent eine verbandstreue Position und rief wiederholt zur Wahrung der Einheit der polnischen Gemeinschaft in Schlesien und ganz Deutschland auf. 

Zu Beginn der 1930er Jahre verschärfte sich die politische Lage in Deutschland. Während des Wahlkampfs im März 1932, bei dem Bożek erneut für den Preußischen Landtag kandidierte, wurde sein Hof wegen angeblichen Waffenbesitzes durchsucht. Die polnische Liste erhielt erneut nicht genügend Unterstützung, um wenigstens einen Sitz zu erringen. Die Wähler, insbesondere die jüngere Generation, fühlten sich nicht mehr so sehr von der katholischen Zentrumspartei angezogen, sondern eher von rechtsextremen Bewegungen, darunter die NSDAP. Bei den Parlaments- und Kommunalwahlen im März 1933, die unter den Bedingungen der erstarkenden nationalsozialistischen Diktatur und Repression stattfanden, schaffte Bożek nicht einmal den Einzug in den Provinziallandtag, was angesichts der Auflösung der politischen Parteien und der Ungültigkeitserklärung der Sitze ohnehin keine Rolle mehr spielte. 

In den folgenden Jahren wurden die Arbeitsmöglichkeiten polnischer Organisationen und Institutionen eingeschränkt, Kinder und Jugendliche wurden nationalsozialistisch indoktriniert, Einschüchterungen durch die SA und SS sowie die Diskriminierung derjenigen, die sich zur polnischen Identität bekannten, waren an der Tagesordnung. Dagegen protestierten, leider ohne Erfolg, Arka Bożek und andere polnische Aktivisten in der Gemischten Kommission, die zwischen 1922 und 1937 bestand. Daran änderte auch die zeitweilige Verbesserung der offiziellen deutsch-polnischen Beziehungen nach 1934 im Oppelner Gebiet nichts. Die persönliche Situation von Bożek wurde immer schwieriger. Im August 1937 kam es zu einer Reihe von Verhaftungen und Durchsuchungen in polnischen Einrichtungen und Privatwohnungen, so auch bei den Bożeks. 

Trotz dieser ernsthaften Probleme liefen die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 15-jährigen Bestehen des ZPwN. Bożek war auf dem Polenkongress, der Anfang März 1938 in Berlin stattfand, sehr aktiv. Sein öffentliches Auftreten und seine journalistische Tätigkeit lenkten die Aufmerksamkeit der Gestapo auf ihn. Am letzten Dezembertag des Jahres 1938 ordneten die Behörden Bożeks Ausweisung aus der Provinz Schlesien an und erließen gleichzeitig ein Aufenthaltsverbot für andere Ostprovinzen sowie für Westfalen und das Rheinland, dem größten Ballungsgebiet der Pol:innen in Deutschland. Es wurde ihm verboten, öffentliche Reden zu halten. Sowohl für Bożek als auch für seine Familie war dies ein Schock. Nachdem er sich von seiner Frau und seinen Kindern verabschiedet hatte, reiste er im Januar 1939 nach Berlin. Dort geriet er unter die Aufsicht der Gestapo. 

Mediathek
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, polnischer Aktivist im Oppelner Schlesien

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 322 vom 20.11.1932
  • Vorgehen der deutschen Behörden gegen die polnische Minderheit

    St. Lgb. f. Juni/Juli v. 11.8.1937, Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln
  • Einstellung der polnischen Minderheit zum Reich

    Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln, 1938
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, wartet an der Grenze Słubice-Brandenburg auf die Durchfahrt des Sarges mit dem Leichnam von Pater Bolesław Domański

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 119 vom 1.5.1939
  • Denkmal für Arka Bożek von 1980

    Im Roth-Park in Ratibor (Racibórz)