Humor, der verbindet: Die Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Monika Anna Wojtyllo

Monika Wojtyllo spielte bisher in einer Vielzahl von Filmen, Serien und Fernsehspielen mit, darunter einige Tatort-Folgen und die anspruchsvolle und preisgekrönte Krimiserie „Im Angesicht des Verbrechens“ von Dominik Graf. In der Regel sind es kleinere Rollen, in denen man sie sehen kann. Zum Beispiel als Bildungsministerin in „Die geschützten Männer“ (2024) oder als Daniela in dem Netflix-Original-Film „Betonrausch“ (2019). Größere Rollen hatte sie als Agnieszka Gutek in der Tragikomödie „Global Player – Wo wir sind isch vorne“ (2013), oder als „Schwester Irina“ in der ersten Staffel von „Doktor Ballouz“ (seit 2021).
Zu ihren eigenen Filmen, bei denen sie auch das Drehbuch schrieb, zählt neben Kurzfilmen und Musikvideos der Spielfilm „Polska Love Serenade“ (2008), in dem auch ihr Vater mitwirkt. Die in der Weihnachtszeit spielende Komödie nimmt polnische Klischees in Bezug auf Deutsche sowie deutsche Vorurteile gegenüber Polen aufs Korn und inszeniert eine humor- und liebevolle Annäherung der Kulturen anhand der Figuren der deutschen Anna und des polnischen Max.
Als Außenstehender sieht man nur die fertigen Filme. Was man nicht mitbekommt, ist die Arbeit dahinter. Erst recht können sich Laien nur schwer vorstellen, wie viele Drehbuchversionen und angestoßene Projekte am Ende doch nicht realisiert werden. Einen Film zu entwickeln und Produzent:innen dafür zu finden, dauert viele Jahre. Jahre, die oft kaum oder erst spät vergütet werden. Die Öffentlichkeit nimmt in der Regel nur die Spitze des Eisbergs war: Die wenigen erfolgreichen Regisseur:innen, die alle paar Jahre einen Film ins Kino bringen. Aber wie viele davon sind schon Frauen?
Entsprechend ist Monika Wojtyllo auch in anderen Bereichen aktiv. So leitete sie von 2012 bis 2016 zusammen mit Hennink Stöve das Filmschlossfest auf Schloss Beesenstedt und war Mitglied in der Kommission des Grimme-Preises sowie in der Kommission des Fritz-Gerlich-Preises.
Zurzeit arbeitet sie unter anderem daran, eine große Branchenveranstaltung während der Berlinale ins Leben zu rufen. Unter dem Namen BERLINALE FILM HOSPITAL sollen alle Filmverbände unter einem Dach zusammenkommen und drei oder vier Tage lang Wissen austauschen, Netzwerke bilden und inmitten der Krise der Filmbranche wieder ein wenig von der Leichtigkeit spüren, die Kreativität beflügelt. Monika Wojtyllo formuliert es unverblümt: „Da unsere Branche völlig pleite ist, suche ich immer noch Sponsoren aus anderen Feldern. Frei nach dem Motto: Wir sind sexy und bringen Inhalt und Promis, ihr bringt das Geld dafür und könnt mit uns feiern. Und ja, das ist ein Aufruf. Kontakt gerne über die Redaktion!“
Davon abgesehen schreibt Monika Wojtyllo an einem neuen Filmprojekt: einem Psychothriller über Cancel Culture, mit nur einem Darsteller, der in seiner Wohnung langsam dem Wahnsinn verfällt. „Wie ich mich kenne“, sagt sie, „wird der Film aber trotzdem lustig. Humor ist und bleibt das Beste Mittel gegen Depression.“
Für Depression oder zumindest Sorgen, gibt es laut Monika Wojtyllo durchaus Anlass. Nicht nur die prekäre Situation der deutschen Filmbranche stimmt sie nachdenklich, sondern auch die antidemokratischen Tendenzen in vielen europäischen Ländern. In Bezug auf Polen sagt sie: „Ich schätze den Mut dieses Landes, welches von allen Seiten getreten und übertrampelt wurde und sich jetzt wie der Phönix aus der Asche zu einer der letzten demokratischen Bastionen in Europa erhebt.“ In ihre alte Heimat reist sie unregelmäßig. Gerne wäre sie öfter dort. Aber ihr gefällt auch ihre jetziger Wohnort Berlin-Kreuzberg. Es könnte dort nach ihrem Geschmack zwar ruhiger und schöner sein, aber sie genießt das Multikulturelle, die Offenheit der Leute. Längst ist ihr Deutsch besser als ihr Polnisch, sie betrachtet sich als regelrecht assimiliert, fügt aber lachend hinzu: „Nur meine Seele kriegen sie nicht!“ In Bezug auf die polnisch-deutschen Beziehungen hat Monika Wojtyllo den Eindruck, dass Deutschland die Entwicklungen in Polen kaum mitbekommt. In ihren Augen ist Polen in Anbetracht des „Wahnsinns in der Ukraine“ der wichtigste Landesnachbar. Und dazu einer, der sich von einer reaktionären Partei weitgehend wieder befreien konnte. In dieser Hinsicht könnte Deutschland womöglich von Polen lernen. Zum Schluss erklärt Monika Wojtyllo noch, was es mit der Schreibweise ihres Nachnamens auf sich hat, also Wojtyllo statt Wojtyłło: „Keine Ahnung, wann das passiert ist“, sagt sie. „Wahrscheinlich auf irgendeinem Amt bei der Einbürgerung, weil der Beamte das Sonderzeichen nicht gefunden hat. Ich glaube meine Eltern dachten, dass das so sein muss, weil es eben da jetzt so steht. Unsere Identität hat aber ansonsten weniger gelitten. Fakt ist nur, dass ich in einer Erinnerung von Polen anno domini 1985 feststecke. Meine Eltern haben diese aufständische Romantik erfolgreich bewahrt.“
Anselm Neft, Januar 2025
Die Künstlerin im Netz: https://www.monikawojtyllo.com/