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Jan Furtok (1962–2024). Polnischer Nationalspieler und Goalgetter in der Bundesliga

Jan Furtok jubelt im HSV-Trikot
Jan Furtok jubelt im HSV-Trikot

Im Stadtteil Kostuchna im Kreise einer Großfamilie aufgewachsen, begann der Stürmer seine Karriere 1976 als Juniorenspieler bei Górnik Katowice. Beim führenden Lokalrivalen GKS Katowice spielte er dann in den Jahren 1979–1988. Im Jahre 1984 wurde Furtok von Polens Fußballmagazin „Piłka Nożna“ zum Newcomer des Jahres gewählt. Für den GKS absolvierte er 179 Spiele, schoss 77 Tore und gewann 1986 den polnischen Pokal. Beim 4:1 gegen Górnik Zabrze markierte er 3 Tore. Das machte auf den Mann aus Oberschlesien aufmerksam. Schon im Vorfeld der politischen Wende in Europa, Ende der 1980er Jahre, begann seine Karriere in Deutschland. Der Hamburger SV nahm den starken Dribbler und dynamischen Goalgetter unter Vertrag. Bereits in seinem ersten Spiel beim 1:1 gegen den Karlsruher SC erzielte der Neue das wichtige Tor für den HSV. In 135 Spielen für die Hamburger zwischen 1988 und 1993 machte Furtok 51 Tore. Er war der Mann für die entscheidenden Situationen und sicherte in dieser Spielzeit dem Klub den Klassenerhalt mit einem Tor gegen Waldhof Mannheim. In der Spielzeit 1989/90 wurde der Spieler aus Polen mit 20 Treffern zweiter in der Torschützenliste der Liga. Furtok spielte zusammen mit Spielern wie Nando, Doll und Beiersdorfer, er wurde in Hamburg zum Liebling der Fans. 

Sein Wechsel zur Frankfurter Eintracht, für die er von 1993–1995 auflief, war im Gegensatz zur Hamburger Zeit weniger erfolgreich, überschattet von Verletzungen, seine Torausbeute mit 9 Toren in 53 Spielen entsprechend gering. Bei den Frankfurtern spielte er im Sturm neben Stars wie Anthony Yeboah und Jay-Jay Okocha. 

Jan Furtok war damit einer der Ersten unter den zahlreichen polnischen Spielern, die seit dem Ende der 1980er Jahre in deutschen Bundesligaklubs unter Vertrag waren. Sie manifestierten die wichtige Rolle, die Spieler mit polnischer Familienbiographie für den deutschen Fußball ingesamt spielten, beginnend mit den Generationen der Migranten, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in das Ruhrgebiet kamen, fortgesetzt von den Aussiedlern nach dem Zweiten Weltkrieg, später von bekannten deutschen Nationalspielern wie Klose und Podolski, bis hin zum Trio Łukasz Piszczek, Jakub Błaszczykowski und Robert Lewandowski bei Borussia Dortmund in den Meisterschaftsjahren 2011 und 2012, das dem Klub die Bezeichnung „Polonia Dortmund“ einbrachte. 

Furtok kehrte 1995 zum GKS Katowice zurück, von 1995–1997 als Spieler, im Jahre 2005 als Trainer und dann für einige Zeit als Präsident und Sportdirektor, in schwierigen Zeiten, in denen der GKS teilweise viertklassig spielte.

Zur Legende wurde der Stürmer jedoch durch seine Rolle in der polnischen Nationalmannschaft, für die er seit 1984 für neun Jahre antrat und 10 Tore schoss. Der Spieler für die wichtigen Tore bewahrte die „Kadra“ im Spiel gegen den Fußballzwerg San Marino 1993 in Łódź (Lodz) vor einer Blamage, als er das einzige Tor des Spiels, allerdings im Stile Maradonas, mit der Hand erzielte. Bei Youtube lässt sich der schlitzohrige Trick bewundern.

Als sich die Nachricht von Furtoks Tod verbreitete, schlug der Bürgermeister von Katowice, Marcin Krupa, spontan vor, das neue Stadion, das im Frühjahr 2025 eröffnet wird, nach Jan Furtok zu benennen. Seit einigen Jahren existiert bereits im Zentrum der Stadt ein riesiges Porträt von ihm auf einer Hauswand in der Ulica Graniczna 13. Furtok war ein großer Sohn Katowices. Bei seinem Begräbnis in Katowice-Kostuchna am 29. November 2024 waren die Spitzen der Stadtregierung und des Vereins sowie zahlreiche Fans und Fußballer anwesend, unter ihnen Lukas Podolski. Sie gaben „Jasiu“ das letzte Geleit.

 

Diethelm Blecking, Dezember 2024

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