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Polenstipendien im „Vormärz“: Julian Szotarski

Johann Jakob Meyer u. a.: Heidelberg, 1820
Johann Jakob Meyer u. a.: Heidelberg, 1820

Pol:innen in Heidelberg und Baden nach 1832
 

In Heidelberg änderte sich derweil die politische Wetterlage für die Pol:innen. Nach politischen Agitationen in den 1830er Jahren, an denen sich auch Polen beteiligt hatten, schwand ihr Heldenstatus und sie wurden zunehmend als subversive Elemente wahrgenommen; zu nenne wären beispielsweise das Hambacher Fest 1832 oder der Frankfurter Wachensturm 1833, an denen sich Pol:innen beteiligten. Insbesondere der Wachensturm schlug auch in Baden hohe Wellen, sollten doch in dessen Kontext polnische Einheiten aus Besançon in einer koordinierten Aktion mit Studierenden den Umsturz in Baden erzwingen – wozu es zwar letztlich nicht kam, was aber durchaus wahrgenommen wurde. Die Universität Heidelberg spürte die Auswirkungen ganz allgemein im Rückgang der Studierenden, doch auch polnische Studierende waren ganz unmittelbar betroffen:

„Die Beteiligung von Polen an den Frankfurter Unruhen und die Bemühungen der Emigration, einen neuen Aufstand im Land zu entfachen, blieben nicht unbemerkt und brachten uns in den Verdacht, dass jeder Pole ein revolutionärer Agent sei. Überall versuchte man, uns loszuwerden, und obwohl wir nicht ausgewiesen wurden, machte man es uns schwer, am Rhein zu bleiben, damit wir von allein gingen.“ (Wiktor Feliks Szokalski: Wspomnienia z przeszłości, Bd. 1.2: 1830–1837, Wilno 1921, S. 151)

Zu spüren bekam es nur wenige Jahre nach der ersten polnischen Studierendenwelle der polnische Mediziner Wiktor Feliks Szokalski, der 1835 nach Heidelberg kam, um sein im großherzoglich hessischen Gießen begonnenes Studium fortzuführen. Jedoch erhielt er keine Aufenthaltserlaubnis, durfte sich nicht immatrikulieren und verließ nach einem halben Jahr Duldung Heidelberg wieder.

 

Filip Emanuel Schuffert, April 2024

 

Weiterführende Literatur:

  • Brudzyńska-Němec, Gabriela: Polenvereine in Baden. Hilfeleistung süddeutscher Liberaler für die polnischen Freiheitskämpfer 1831–1832, Heidelberg 2006.
  • Hackmann, Jörg / Marta Kopij-Weiß: Nationen in Kontakt und Konflikt. Deutsch-polnische Beziehungen und Verflechtungen 1806–1918, Darmstadt 2014.
  • Hein-Kircher, Heidi: Der Novemberaufstand 1830/31 und seine Folgen, in: Müller, Michael G. u. a. (Hrsg.): Polen in der europäischen Geschichte. Bd. 3: Die polnisch-litauischen Länder unter der Herrschaft der Teilungsmächte (1772/1795–1914), Stuttgart 2020, S. 197–205.
  • Kamela, Małgorzata: Szotarski, Julian Walenty, in: Polski słownik biograficzny, Bd. 48, Warszawa/Kraków 2012–2013, S. 585f.
  • Leiserowitz, Ruth: W poszukiwaniu wiedzy. Polscy studenci na uczelniach niemieckich w XVIII i XIX wieku, in: Mówią Wieki 704 (2018), S. 34–27.
  • Molik, Witold: Polscy studenci na uniwersytetach niemieckich od końca XVIII do początku XX wieku, Poznań 2016.
  • Strobel, Georg W.: Die deutsche Polenfreundschaft 1830–1834. Vorläuferin des organisierten politischen Liberalismus und Wetterzeichen des Vormärz, in: Rainer Riemenschneider (Hrsg.): Die deutsch-polnischen Beziehungen 1830–1848. Vormärz und Völkerfrühling, Braunschweig 1979, S. 126–147.
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