Die zwei Herzen der Margaux Kier
„Euphoria“ – die neue CD
Margaux entwickelt sich immer noch weiter, indem sie ihre Stimme, ihr Gehör und ihre Fähigkeiten ständig fordert. Sie hat ihr Potential lange noch nicht ausgeschöpft. Von den Musikern, die mit ihr arbeiten, erhält sie viele Komplimente, doch am meisten baut sie der Zuspruch des Publikums auf. „Es ist ein einzigartiges Gefühl, wenn man bei einem Konzert spürt, dass das Publikum glücklich ist und dass es die Lieder bewegen und begeistern“, sagt sie. Margaux hat die Harmonie in ihrem Leben gefunden. Auf der Bühne macht sie keinen Hehl daraus, dass sie Ärztin ist. Und im Krankenhaus ist es kein Geheimnis, dass Frau Doktor Konzerte gibt.
Jetzt ist die Zeit gekommen, um die Aufnahmen für ihre bereits dritte CD mit dem Arbeitstitel „Euphoria“ einzuspielen. Auf ihr sollen in acht Sprachen die Vision des geeinten Europas, der Vielfalt der Kulturen und der multikulturellen Welt erklingen, darunter auch drei Volkslieder in Jazz-Arrangements. Eines der drei ist „Dwa serduszka“ (Zwei Herzen), weltweit bekannt geworden durch den Film „Zimna wojna“ (The Cold War) von Paweł Pawlikowski. Angetan von der Atmosphäre der 1950er und der 1960er Jahre in Polen und dem schon damals kultigen polnischen Jazz haben die BANDiten das Lied direkt nach dem Film spontan aufgenommen. Das neue Album wird aber auch klassische Chansons und sogar einen Hip-Hop-Song enthalten.
Das Wachrufen der Erinnerung
Margaux hat sogar noch ein weiteres Gesicht, das dem literarisch interessierten Publikum vertraut ist. 2017 hat sie bravourös die Rolle der Else Lasker-Schüler in „Der blaue Reiter ist gefallen“ gespielt. Das Stück ist im Ersten Weltkrieg und danach angesiedelt, also in der Zeit, in der die Dichterin zur Avantgarde der deutschen Literatur zählte. Kürzlich hatte Margaux auch das Glück und Vergnügen, mit der bekannten deutschen Schauspielerin Nina Hoger zusammenzuarbeiten, mit der sie aus Werken von Mascha Kaleko und Irmgard Keun rezitiert hat. Diese beiden Autorinnen standen 1930 auf den deutschen Bestsellerlisten. Nur drei Jahre später, 1933, wurden ihre Bücher von den Nazis verbrannt. In einem anderen Projekt, fasziniert von der Persönlichkeit Faye Cukiers, moderierte Margaux die Begegnungen der Holocaust-Überlebenden mit dem Kölner Publikum höchst unkonventionell, indem sie die Gespräche mit ihr mit Kostproben aus ihren Memoiren und mit Liedern, die sie selbst vortrug, verwob. Auf die Frage nach ihren persönlichen Lesevorlieben antwortet Margaux ohne zu zögern: „Ich bin ein großer Fan der Lyrik von Wisława Szymborska, der Prosa von Olga Tokarczuk und der Visionen von Stanisław Lem“.
In und rund um Köln trifft man Margaux auch in Theater- und Musikprojekten für Kinder und Jugendliche an. Sie engagiert sich sehr für Migrantenkinder, insbesondere aus polnischen Familien. Bei jeder dieser Gelegenheiten vermittelt sie nebenbei Inhalte der polnischen Kultur. Außerdem ist sie stets bemüht, den Kindern zu helfen, ihre Bikulturalität zu verstehen, denn sie ist ein großer Schatz, der manchmal lange unentdeckt bleibt.
Joanna de Vincenz, September 2018
Margaux Kier im Netz: www.margauxunddiebanditen.de