Kann Radio eine Frau sein? Roma Stacherska-Jung und ihre polnische Sendung im Radio Duisburg
Die größte Herausforderung in der Vorbereitung der Sendung liegt darin, die richtige Musik auszuwählen. Da die Hörer alle Altersklassen von Kindern bis zu Rentnern repräsentieren, ist es nicht leicht, Stücke zu finden, die in dieser Bandbreite gefallen: entweder ist sie zu altmodisch, zu ernst oder zu modern. Eine weitere Hürde besteht in den deutschen Rundfunkregularien... Als ausgebildete Musikredakteurin ist Roma Stacherska-Jung jedoch bemüht, ihren Programmen einen charakteristischen Soundtrack zu verleihen. Dabei knüpft der musikalische Rahmen oft direkt an das Leitthema einer Sendung an.
Die polnische Viertelstunde von Radio Duisburg hatte sogar einen eigenen Fan-Club namens „Bigos-Klika“, den Polen aus Duisburg gegründet hatten. Sie verfolgten die Sendungen gemeinsam und haben durch ihre spontanen Reaktionen für ein „lebendiges Radio“ gesorgt. Roma Stacherska-Jung hat unter den Zuhörer:innen tausende Tickets für kleinere und größere Veranstaltungen verlost, sie hat Wohltätigkeitsaktionen unterstützt und die Werbetrommel für viele Veranstaltungen gerührt. Dank der Hilfe von Elżbieta Schwierzy, ihrer rasenden Reporterin mit schlesischen Wurzeln, kann sie über mehrere Ereignisse berichten, die gleichzeitig an verschiedenen Orten stattfinden. Die langjährige Produzentin der Sendung, Isabell Steinwerth, eine Deutsche ohne jeden Bezug zu Polen, pflegt zu sagen, dass sie das Land und seine Leute dank dieser Sendung für sich entdeckt hat. Sie hätte nie gedacht, wie interessant Polen und wie gut die polnische Musik sei, wie viel polnischsprachige Menschen zum Wohlergehen in Nordrhein-Westfalen und Deutschland beitragen.
Im Laufe ihrer langjährigen Arbeit hat Roma Stacherska-Jung viele deutsch-polnische Begegnungen moderiert und auch durch die feierliche Preisgala des renommierten Königin Richeza-Preises der Landesregierung Nordrhein-Westfalen geführt. Außerdem hat sie mehrere Jahre im Rahmen des „Wirtschaftssalons“, eines deutsch-polnischen Events in der Abteilung für Handel und Investitionen des Generalkonsulats der Republik Polen in Köln, die „Polnischen Diamanten in der deutschen Wirtschaft“ zum Funkeln gebracht. Desweiteren gehörte sie zum Kreis der Laudatorinnen und Laudatoren des bekannten Polonicus-Preises der Auslandspolen in Europa, der sogenannten Polonia. Hier hat sie dem Vorsitzenden der Deutsch-Polnischen Parlamentariergruppe, Werner Jostmeier, die Auszeichnung überreicht. Im Übrigen hat Roma Stacherska-Jung als einzige Journalistin die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf ihrem Flug mit der neuen Boeing der Lufthansa zur „EURO 2012“ nach Gdańsk (Danzig) begleitet und dabei ein zweisprachiges Exklusivinterview mit Lukas Podolski geführt.
Doch diese Sternstunden werden regelmäßig durch den journalistischen Alltag unterbrochen, denn die Zeit von Multikulti in Deutschland ist längst vorbei, sodass die Redakteurinnen und Redakteure nicht selten als Manager:innen agieren müssen, die um das wirtschaftliche Überleben des polnischen Programms kämpfen. Auf die Frage, warum sie dies tut, antwortet Roma Stacherska-Jung unter Berufung auf die eindeutigen Reaktionen der Zuhörer:innen und die klaren Meinungen der Menschen, die am deutsch-polnischen Austausch teilhaben, ohne zu zögern: „Dieses Programm ist eine Art polnisches Haus, das an die eigenen Wurzeln, an das Herkunftsland erinnert und das die Eingliederung im neuen Land erleichtert, indem es die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft in einem vereinten Europa miteinander verknüpft“.
Małgorzata Pawlak, September 2018