Żmurko, Franciszek
Żmurko, Franciszek (Franz Zmurko), polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1876 immatrikuliert er sich an der Münchner Kunstakademie, studiert jedoch zunächst für ein halbes Jahr im Privatatelier von Alexander Wagner. 1877-80 studiert er schließlich bei Wagner an der Akademie der Bildenden Künste. *18.7.1859 Lemberg/Lwów, heute Lviv, †9.10.1910 Warschau. Sohn von Helena Żmurkowa (†1894) und Wawrzyniec Żmurko (1824-1889), Professor für Mathematik an der Universität und am Polytechnikum in Lemberg. Zweiter Ehemann der polnischen Schauspielerin Aleksandra Lüde (Baronin Lüde, geborene Łatko-Kobylińska, 1853-1920). Erster Zeichenunterricht in Lemberg bei dem polnischen Maler Franciszek Tepa (1829-1889), der 1849-52 auch in München bei dem Historienmaler Wilhelm Kaulbach (1805-1874) studiert haben soll. 1874/75 studiert er zunächst in Krakau an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknyc. 1876 geht er nach Wien, studiert an der Kunstakademie, bildet sich aber bald, frustriert vom routinierten Akademiebetrieb, autodidaktisch weiter. Am 26.10.1876 immatrikuliert er sich an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München für die technische Malklasse, wird jedoch wieder gestrichen und erst im Folgejahr wieder aufgenommen (Matrikelbuch München). Zwischenzeitlich studiert er für ein halbes Jahr in München im Privatatelier des Historienmalers Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919). 1876/77 Mitglied des Kunstvereins München. 1877-80 studiert er schließlich an der Münchner Akademie unter anderem bei Wagner. 1879 Goldmedaille für ein Gemälde „Kleopatra“. 1880 geht er zurück an die Krakauer Kunstschule, wo er bei dem Historienmaler Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“) sein Meisterstudium absolviert. 1881 Romreise mit einem Stipendium Kaiser Franz Josephs I. 1882 lässt er sich dauerhaft in Warschau nieder, wo er ein eigenes Atelier eröffnet. Ausgedehnte Reisen unternimmt er 1883/84 nach St. Petersburg, 1884/85 und 1889 nach Paris, 1894 nach Mailand. 1895 heiratet er die Schauspielerin Aleksandra Baronin Lüde, Witwe eines Majors der österreichischen Armee. Bis 1902 nimmt er in Polen und international an zahlreichen Ausstellungen teil. Seine Gedächtnisausstellung 1911 in Warschau zeigt über 150 Gemälde. Ż. und seine Frau werden in der Familiengruft von Józef Łatko-Kobyliński, Aleksandras Vater und Intendant des Lemberger Theaters, auf dem Warschauer Powązki-Friedhof/Cmentarz Powązkowski bestattet. – Eine wohl 1877 aufgenommene Fotografie des Münchner „Photographischen Ateliers Carl Holzer“ (Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie) zeigt Ż. in Hut und Mantel vor zweien seiner Gemälde, einem Porträt und dem Halbakt eines alten, leichenblassen Mannes (1877, Privatbesitz). Sein vermutlich ebenfalls in München entstandenes Gemälde „Susanna und die beiden Ältesten/Zuzanna i starcy“ (1879, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie) mit dem Sujet der halb entblößten „Susanna im Bade“ weist jedoch auf die künftig fast ausschließliche Thematik des Malers, Frauen in mehr oder minder lasziven, halb oder ganz nackten Posen darzustellen, wobei Themen aus der Literatur, der antiken und christlichen Mythologie und dem Orient (Titelbild) die zeitgenössisch gängige Rechtfertigung für derartige Darstellungen bilden. Eine Mappe mit 15 Reproduktionen von Bildern koketter Damen nach Kreidezeichnungen und Gemälden, die 1885 in Paris und Warschau entstanden sind („Boudoir“, 1886-89, Nationalbibliothek Warschau), zeigt Damen in hochgeschlossener Gesellschaftskleidung, leichter bekleidet „au bain de Mer“ oder „en negligée“ und nur eine zur Hälfte entblößte Figur mit dem Titel „J’ai honte/Ich schäme mich“. Die ab 1886 von Verlagen in Dresden, London, Paris und New York vertriebene Mappe kann als Kontinente übergreifende Werbung für die in späteren Jahrzehnten als „Salonmalerei“ bezeichnete Kunst des Malers gelten. Tatsächlich feiern seine Gemälde weltweite Erfolge, wie die Provenienz einzelner Gemälde zeigt („Unter den Dämpfen des Opiums/W oparach opium“, 1887, Salon Krywult, Warschau; Polnisches Konsulat Chicago; Direktor einer Ölmine in Borysław; zuletzt Auktionshaus Desa Unicum; „Das Recht der ersten Nacht/Ius primae noctis“, 1892, Salon Krywult, Warschau; Weltausstellung Chicago 1893; Amerikanische Privatsammlung; zuletzt Auktionshaus AgraArt). Einige Themen können sowohl profan („Der Morgenstern/Gwiazda zaranna“, 1898, Nationalgalerie Warschau), als auch christlich gedeutet werden („Der Stern von Bethlehem/Gwiazda Betlejemska“), kommen ebenfalls nicht ohne halbnackte weibliche Figuren aus und werden auch in Deutschland, wo die Zeitschrift Moderne Kunst 1898 diesem Bild eine ganze Nummer widmet, zu einem Publikumserfolg (Prokesch 1911). Kunsthistorisch können sowohl Meisterwerke der Renaissance und des Barocks als auch im Fall der orientalischen Szenen berühmte Orientalisten wie Ingres und Delacroix als Vorbilder herangezogen werden. Der Künstler malt außerdem ebenso erfolgreiche weibliche Bildnisköpfe meist mit laszivem Gesichtsausdruck, Landschaften und bürgerliche Genreszenen sowie ein versiertes ganzfiguriges „Selbstporträt mit Palette/Autoportret z paletą“ (1895, Nationalgalerie Warschau). Die durchgehend hohe malerische und kompositorische Qualität seiner Gemälde ist unbestritten und spiegelt die exzellente Ausbildung bei Matejko und Wagner. Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau, Danzig, Poznań, Wrocław und Kielce, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, im Masowischen Museum Płock/Muzeum Mazowieckie w Płocku, im Bezirksmuseum/Muzeum Okręgowe in Toruń und in der Nationalgalerie in Lviv.