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Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern. Radziwiłł: 1796 Anton Heinrich Radziwill

Prinzessin Louise und Prinz Anton Radziwill, gezeichnet von Fräulein W. von d. Borch, gestochen von Heinrich Sintzenich (1752-1812), Punktierstich/Radierung, 20,6 x 13,2 cm (Platte mit der Schrift), Sintzenichs Kunstverlag, Berlin 1798
Prinzessin Louise und Prinz Anton Radziwill, gezeichnet von Fräulein W. von d. Borch, gestochen von Heinrich Sintzenich (1752-1812), Punktierstich/Radierung, 20,6 x 13,2 cm (Platte mit der Schrift), Sintzenichs Kunstverlag, Berlin 1798

Die Ehe entwickelt sich glücklich und wird siebenunddreißig Jahre halten. Von acht Kindern des Paars werden sechs das Erwachsenenalter erreichen: Friedrich Wilhelm/Fryderyk Wilhelm, Ferdinand Friedrich/Ferdynand Fryderyk, Elisa/Eliza, Boguslaw Friedrich/Bogusław Fryderyk, Wladislaw/Władysław und Wanda, die mehrheitlich preußisch-deutsch assimiliert sind. Die Töchter sind calvinistisch, die Söhne katholisch getauft. Viele Jahre später, 1820, wird sich auch Elisa Radziwill in einen Hohenzollern, den Prinzen Wilhelm von Preußen, zweiter Sohn König Friedrich Wilhelms III., verlieben, der ihre Liebe erwidert. Diese Heirat wird jedoch 1826 vom preußischen König verboten, da schon die Ehe von Elisas Eltern als nicht standesgemäß gegolten hat. Wilhelm, der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I., wird stattdessen 1829 Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach heiraten.

Schon ein Jahr vor der Heirat, 1795, erwirbt Anton Heinrich Radziwill (Bild unten), der in Berlin unter der eingedeutschten Version seines Namens bekannt wird, dort in der Wilhelmstraße 77 von Sophie Gräfin Dönhoff ein 1738 ursprünglich für den Reichsgrafen von der Schulenburg errichtetes repräsentatives, dreiflügeliges Palais, das seitdem unter der französischen Bezeichnung Hôtel de Radziwill oder geläufiger als Palais Radziwill (Bild unten) firmiert. Seit der Hochzeit führen die jungen Eheleute ein offenes Haus, in dem in der Folgezeit sowohl die polnischen Abgeordneten des preußischen Landtags als auch berühmte Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft wie Johann Wolfgang von Goethe, Frédéric Chopin, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Karl Friedrich Schinkel verkehren. Der Hausherr selbst ist hoch musikalisch. Er verfügt über eine herausragende Tenorstimme, spielt meisterlich Violoncello und komponiert. Seit etwa 1810 arbeitet er an einer Vertonung von Goethes „Faust“, die ihm offenbar der Freund des Dichters, der Komponist Carl Friedrich Zelter, angetragen hat. Nach einer ersten Aufführung in Gegenwart des preußischen Hofs im Mai 1820 schließt er das Werk erst in den 1830er-Jahren ab.

Luise, die Hausherrin (Bild unten), ist eng mit Königin Luise, der Gemahlin König Friedrich Wilhelms III., und deren Schwägerin, Marianne von Preußen, befreundet. Seit der gemeinsamen Flucht der Damen zusammen mit Teilen des Hofs nach Königsberg im Jahre 1806 nach der Niederlage Preußens gegen die napoleonischen Truppen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt bilden sie einen patriotischen Kreis zu Wiedererrichtung des preußischen Staats. Sie pflegen Freundschaften zu Barthold Georg Niebuhr, Dorothea von Kurland, Wilhelm von Humboldt, August Neidhardt von Gneisenau, Carl von Clausewitz und Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein. Eigentlich ist es Luise, die zwischen 1796 und 1815 im Palais Radziwill gemeinsam mit ihrem Gatten jenen Salon organisiert, in dem sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zwanglos und ohne höfische Etikette begegnen können und der zugleich Treffpunkt der polnischen Elite Berlins wird. Der Fürst gilt als talentierter Gastgeber und „Grandseigneur“, der – so Gräfin Elise von Bernstorff in ihrem Lebensbericht der Jahre 1789 bis 1835 – „deutsche Treuherzigkeit und polnische Grazie“ in sich vereint. 

Politisch betätigt sich Anton Heinrich Radziwill schon in frühen Jahren als Vermittler zwischen Polen und den Teilungsmächten Russland, Preußen und Österreich. Seine Vision ist die Errichtung eines Königreichs Polen in Personalunion mit Preußen in den Grenzen der Provinz Südpreußen, die von 1793 bis 1807 auf den Gebieten von Großpolen und Masowien besteht. Trotz freundschaftlicher Beziehungen zum Prinzen Józef Antoni Poniatowski, dem Neffen des letzten gewählten polnischen Königs und Teilnehmer am Kościuszko-Aufstand von 1794, für den Radziwill Verbindungen zum preußischen Hof knüpft, findet Radziwill mit seinen Plänen bei Poniatowski keine Unterstützung. Auf preußischer Seite zieht Friedrich Wilhelm III. dieses Konzept in Betracht, das jedoch nach der Niederlage gegen Napoleon nicht zur Ausführung gelangt.

 

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  • Schloss Nieborów bei Łowicz, 2006

    Erbaut ab 1694 durch den Architekten Tylman van Gameren (1632-1706), erneuert ab 1774.
  • Karol Antoni Simon (?-1841): Xiążę Antoni Radziwiłł Namiestnik w Wielkim Xięstwie Poznańskiem/Prinz Anton Radziwill, Gouverneur des Großherzogtums Posen, 1824/30

    Lithographie, 17,3 x 15,3 cm (Bild ohne die Schrift), Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie, Bild-Magazin/Magazyn Ikonografii (G.10388/III)
  • Gustav Schwarz (um 1800-1876): Das fürstlich Radziwill’sche Palais, 1833

    Stahlstich, gestochen von Hans Fincke (1800-1849), 9,7 x 14,8 cm, Verlag von George Gropius, Berlin
  • Fürstin Luise Radziwiłł

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  • Jagdschloss Antonin, Przygodzice, 2013

    Foto: Sławomir Milejski, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Poland