Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Wasa: 1642 Anna Katharina Konstanze von Polen
Zwar wird verbreitet, Philipp Wilhelm sei nur auf der Durchreise nach Königsberg um an Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Kurfürsten Georg Wilhelm teilzunehmen, jedoch deutet die prunkvolle Ausstattung seines Gefolges auf einen anderen Zweck. Schließlich soll ihm der Brief eines polnischen Jesuiten den entscheidenden Hinweis geliefert haben, dass die Schwester von König Sigismund III., Anna Katharina Konstanze, eine Verbindung mit ihm in Erwägung zöge. Die Verlobung findet bereits vierzehn Tage später, am 16. März 1642, die Heirat am Pfingstmontag, dem 9. Juni, statt. Bei der Hochzeit, die unter großer Prachtentfaltung stattfindet, sind der König, der Hofstaat und die polnischen Magnaten anwesend. Die Braut trägt ein goldenes Hochzeitskleid und eine Brautkrone mit kostbaren Edelsteinen. Ihr künftiger Schwiegervater Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg schickt zur Hochzeit zahlreiche wertvolle Schmuckstücke und Kreuze nach Warschau. Anlässlich der Hochzeit erscheint 1642 in Köln eine achtzigseitige Festschrift in lateinischer Sprache (siehe Historische Quellen, Abbildung unten).
Nach einiger Zeit am polnischen Hof reist das Paar nach Neuburg an der Donau und wird dabei von Anna Katharinas Bruder Johann Kasimir/Jan II Kazimierz Waza (1609-1672) begleitet. Am 19. August 1642 werden die Ankömmlinge in Neuburg mit einer Ehrenpforte, Salutschüssen und Glockengeläut von den Honoratioren und der Geistlichkeit der Stadt empfangen. Es folgen sechstägige Feierlichkeiten mit Maskenumzug, Singspiel, dem Einzug des Bischofs von Eichstätt, Feuerwerk, Theateraufführung und einem Festmahl unter freiem Himmel. Die Mitgift für Anna Katharina beträgt über 240.000 Reichstaler und soll in drei Tranchen ausgezahlt werden, eine davon auf die niederrheinischen Besitzungen in Jülich und Berg, deren Besitzverhältnisse jedoch weiterhin ungeklärt sind. Außerdem gehören zu der Mitgift 67 Gegenstände aus Silber mit einem Wert von über 300.000 Talern, ein Wappengobelin, ein Wirkteppich, Goldschmiedearbeiten sowie bis zu vierzehn persische Teppiche.
Einige der Teppiche stammen noch aus der Zeit Sigismund I., andere sind von Sigismund III. in Kaschan in der persischen Provinz Isfahan in Auftrag gegeben worden und tragen polnische Wappen. Sie befinden sich heute durch die Erbfolge im Hause Wittelsbach unter der Bezeichnung „Polenteppiche“ unter anderem in den Kurfürstenzimmern der Münchner Residenz, wo auch ein um 1630/40 gewirkter Brüsseler Gobelin mit dem polnisch-litauischen Wappen und dem Monogramm ACCPPS (Anna Catharina Constanza Principessa Poloniae Sueciae) ausgestellt ist (Abbildung unten). In der Schatzkammer der Münchner Residenz werden unter anderem eine ovale Kredenzplatte sowie eine große Kanne und ein Becken aus der Zeit um 1620, alle aus vergoldetem Silber, aufbewahrt, die die Initialen ACC tragen und dem Brautschatz zuzuordnen sind. Insgesamt soll dessen Wert um die zwei Millionen Taler betragen haben.