Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Piasten: 1018 Bolesław I. Chrobry
Über das weitere Schicksal von Oda ist nichts bekannt. Aus der Ehe geht jedoch eine Tochter, Mathilde, hervor. Zehn Jahre nach Bolesławs Tod und ein Jahr, nachdem auch sein Sohn und Nachfolger, Mieszko II., gestorben ist, wird Mathilde 1035 mit Otto von Schweinfurt, dem ehemaligen Markgrafen des Nordgaus und späteren Herzog von Schwaben,[11] verlobt. Das Eheversprechen, das zu Pfingsten 1035 auf dem Hoftag zu Bamberg erfolgt, geht vermutlich auf die Initiative von Kasimir I. Karl/Kazimierz I. Karol, dem Sohn von Mieszko II. und Richeza, zurück, der nun seine Tante ins Römisch-Deutsche Reich verheiraten will.[12] Bei diesem Anlass wird auch der Sohn Kaiser Konrads II., Heinrich III. (1016/17-1056), mit Gunhild verlobt, der Tochter König Knuts des Großen von Dänemark (um 995-1035) und damit Enkelin von Świentosława/Sigrid der Stolzen, der Tochter des Gründers der Piastendynastie, Mieszko I. (um 930/45-992). Mit beiden Verlobungen soll erneut „die verwandtschaftliche Bindung der Piasten zum Reich gestärkt werden“.[13] Mathildes Verlobung wird jedoch schon im Folgejahr im Mai 1036 auf der Synode in Trebur gelöst. Vermutlich steht für Konrad II. die Italienpolitik im Vordergrund, weshalb er Otto von Schweinfurt mit einer Tochter des Markgrafen von Turin verheiratet. Die Piasten scheinen zu diesem Zeitpunkt, als sich ihr Herrschaftsverband zunehmend auflöst,[14] nicht mehr für eine Heirat geeignet.
Axel Feuß, Juli 2021
Literatur:
Norbert Kersken / Przemysław Wiszewski: Neue Nachbarn in der Mitte Europas: Polen und das Reich im Mittelalter (WBG Deutsch-polnische Geschichte, 1: Mittelalter), Darmstadt 2020
Robert F. Barkowski: Die Piasten und die Anfänge des polnischen Staates, Berlin 2018
Norbert Kersken: Heiratsbeziehungen der Piasten zum römisch-deutschen Reich, in: Fernhändler, Dynasten, Kleriker. Die piastische Herrschaft in kontinentalen Beziehungsgeflechten vom 10. bis zum frühen 13. Jahrhundert, herausgegeben von Dariusz Adamczyk und Norbert Kersken, Wiesbaden 2015, Seite 81 f., 89 f., 97, 102 f.
Norbert Kersken: Gescheiterte politische Eheverbindungen im östlichen Europa, in: „Köztes-Európa“ vonzásában. Ünnepi tanulmányok Font Márta tiszteletére, herausgegeben von Dániel Bagi, Pécs 2012, Seite 245-258
Eduard Mühle: Die Piasten. Polen im Mittelalter, München 2011, Seite 20-30
Knut Görich: Die deutsch-polnischen Beziehungen im 10. Jahrhundert aus der Sicht sächsischer Quellen, in: Frühmittelalterliche Studien, Band 43, Berlin und andere 2009, Seite 315–325
Owald Balzer: Genealogia Piastów, 2. Auflage, Krakau 2005
Kazimierz Jasiński: Rodowód pierwszych Piastów, 2. Auflage, Poznań 2004, Seite 80-94
Hedwig Röckelein: Heiraten, ein Instrument hochmittelalterlicher Politik, in: Der Hoftag in Quedlinburg 973. Von den historischen Wurzeln zum Neuen Europa, herausgegeben von Andreas Ranft, Berlin 2006, Seite 99-136
Stefan Weinfurter: Heinrich II. (1002–1024). Herrscher am Ende der Zeiten, 3. Auflage, Regensburg 2002
Knut Görich: Eine Wende im Osten: Heinrich II. und Boleslaw Chrobry, in: Otto III. – Heinrich II.: eine Wende?, herausgegeben von Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter, 2. Auflage, Stuttgart 2000, Seite 95-167
Kazimierz Jasiński: Powiązania genealogiczne Piastów (małżenstwa piastowskie), in: Piastowie w dziejach Polski, herausgegeben von Roman Heck, Wrocław 1975, Seite 135-148
Herbert Ludat: An Elbe und Oder. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Köln 1971
(alle Links in den Anmerkungen wurden zuletzt im Juli 2021 aufgerufen)
[11] Paul Friedrich von Stälin: Otto III., Herzog von Schwaben, in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), Seite 726 f. [Online-Version], https://www.deutsche-biographie.de/sfz74192.html#adbcontent
[12] Vergleiche auch Kersken 2015 (siehe Literatur), Seite 90
[13] Kersken 2012 (siehe Literatur), Seite 248
[14] Ebenda