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Krystyna Wituska (1920–1944)

Krystyna Wituska, 1938.
Krystyna Wituska, 1938.

Auch Krystynas Briefe an ihre Eltern und ihre Schwester haben den Krieg überstanden. Sie drehen sich um die Freuden an Kleinigkeiten: am Frühling, am Vogelgezwitscher und an der Möglichkeit, sich die Haare waschen zu können. Wituska hat sich in ihr Schicksal ergeben. Sie lamentiert nicht, obwohl sie sich durchaus nach Freiheit und nach ihrer Familie sehnt. In dem Brief an ihre Eltern vom 9. Mai 1943 schreibt sie: 

„Geliebte Eltern! Ich hoffe, dass die Zensur nichts dagegen hat, dass ich diese letzten Briefe nach Hause auf Polnisch schreibe. Eure lieben und berührenden Briefe habe ich schon erhalten. Natürlich musste ich bei dieser Gelegenheit ein wenig weinen, weil ihr mir so leid tut und ich mir ständig vorwerfe, Euch wenig Freude bereitet zu haben - nur ewige Sorgen. Aber ich habe erleichtert aufgeatmet, als ich las, dass Ihr nicht verzweifelt seid und die Hoffnung nicht aufgegeben habt. (...) Ich fühle mich großartig und ich bin fröhlich, deshalb habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ich daran denken muss, dass Ihr euch dort sorgt oder wer weiß was denkt, während ich hier eine so tolle Zeit habe. Wir sind hier jetzt zu Dritt und wir haben alle denselben Kummer. (…) Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schön es ist, wieder in junger Gesellschaft zu sein und sich so richtig austauschen zu können. Ich denke fast nie daran, was mich erwartet, denn wir haben einfach keine Zeit nachzudenken. Wir singen und scherzen den ganzen Tag, fast wie vergnügte Schulmädchen. Wir fühlen uns hier übrigens fast wie in einer Schule oder in einem Pensionat, weil eben auch vieles verboten ist und wir Angst vor einem Anschiss haben müssen. (…) Kopf hoch, liebes Muttilein, und habe keine Bange um mich, mein einziger Vatilein, ich bin nicht umsonst Eure Tochter und kann jedes Schicksal und jedes Unglück tapfer ertragen.“[1]

Im August 1943 sagt Wituska in dem Prozess gegen Zbigniew Walc als Zeugin aus. Damals sehen sich die beiden zum letzten Mal. Walc erhält am Ende ein mildes Urteil - ein Jahr Gefängnis unter Anrechnung der bereits abgesessenen sechs Monate. Allerdings wird er nach dem Strafvollzug von der Gestapo ins KZ Sachsenhausen verbracht und später in das Lager Rottleberode kommen, das Anfang April 1945 von den Nationalsozialisten evakuiert wird. Zbigniew Walc trifft daraufhin mit 400 anderen Häftlingen in Gardelegen ein. Am 14. April wird er mit tausend weiteren Lagerinsassen von den Nazis in eine Scheune getrieben, die anschließend angezündet wird. Walc und fast alle seiner Mitgefangenen kommen bei dem Massaker ums Leben. Kaum einen Tag später treffen US-amerikanische Truppen in Gardelegen ein.

 

[1] Anna Morawska, Krystyna Wituska (12.V.1920 - 26.VI.1944), in: Miesięcznik Znak, Jahrgang XXI, Nr. 9, Kraków 1969, S. 1159.

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  • Krystyna Wituska

    1938
  • Stele mit Gedenktafel und dem Reliefbild von Krystyna Wituska, 2014 errichtet

    Gertraudenfriedhof in Halle
  • Reliefbild von Krystyna Wituska (Nahaufnahme)

    Gedenkstele auf dem Gertraudenfriedhof in Halle, 2014 errichtet