Lipiński, Hipolit
Lipiński, Hipolit, polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. Ab 1870 in München, 1871/72 Studium an der dortigen Akademie der Bildenden Künste. *14.8.1846 Neumarkt/Nowy Targ, †27.6.1884 Krakau. Sohn des Försters Józef L. und seiner Ehefrau Tekla Kuhn. 1859-70 Studium an der Krakauer Zeichen- und Malschule/Szkoła Rysunku i Malarstwa. Anschließend geht er nach München. Am 3.2.1871 Eintritt in die Antikenklasse der dortigen Königlichen Akademie der Bildenden Künste, Studium bei dem Illustrator, Genre- und Landschaftsmaler Wilhelm von Diez (1839-1907), dem Genre- und Landschaftsmaler Otto Seitz (1846-1912) und dem Historienmaler Hermann Anschütz (1802-1880). Das Atelier teilt er sich mit dem polnischen Maler Ludomir Benedyktowicz (1844-1926, Mitglied der „Münchner Schule“). 1872 geht er wieder nach Krakau. 1874-76 studiert er Komposition bei Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“) erneut an der Krakauer Kunstschule. 1876 heiratet er Teodozja Stattlerówna, das Ehepaar hat drei Kinder. 1875-84 unterrichtet er Zeichnung und Malerei an den Höheren Frauenkursen/Wyższe Kursy dla Kobiet von Adrian Baraniecki (1828-1891); 1884 ist Olga Boznańska (1865-1940, Mitglied der „Münchner Schule“) seine Schülerin. 1879 gehört er zu den Mitbegründern des Nationalmuseums Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, 1880 zum Vorbereitungskomitee für die Feierlichkeiten zum Einzug Kaiser Franz Josephs I. von Österreich in Krakau. – Frühe Figurenbilder sind im realistischen Stil der „Münchner Schule“ gehalten und zeigen den Einfluss der alten niederländischen Malerei („Die beiden Alten“/„Portret dwóch staruszek“, um 1870, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie). Einzelfiguren („Bäuerin aus Krakau“; „Jüdischer Händler“, „Wandersänger mit Leier“, 1876) vor neutralem Hintergrund sowie städtische und ländliche Genreszenen („Die Geschichte vom Aufstand“/„Opowieść o powstaniu“, Agra Art, Warschau) zeigen eine naturalistische Malweise. Außerdem entstehen Dorflandschaften und Stadtansichten („Die Norbertinerkirche in Zwierzyniec“/„Kościół Norbertanek na Zwierzyńcu“, 1874/80, Nationalmuseum Krakau). In den Jahren um 1881 malt er eine Reihe von großformatigen, vielfigurigen Szenen vor malerischen Dorf- und Stadtansichten, die von der Historienmalerei von Jan Matjko beeinflusst sind („Zigeuner mit einem Bären in einem Städtchen des Hochlandes“/„Cyganie z niedźwiedziem w góralskim miasteczku“; Markt im Krakauer Stadtteil Kleparz“/„Targ na Kleparzu w Krakowie“, Nationalmuseum Warschau; „Der Lajkonik-Marsch von Zwierzyniec“/„Konik Zwierzyniecki“, „Fronleichnamsprozession“/„Procesja Bożego Ciała“ (siehe Titelbild, beide Nationalmuseum Krakau). Außerdem malt er Porträts und Landschaften in einem spätromantischen Stil. Gemeinsam mit elf anderen Künstlern, unter anderem Matejko, Juliusz Kossak und Henryk Rodakowski, aquarelliert er Szenen vom Aufenthalt Kaiser Franz Joseph I. in Galizien 1880 für ein Album zur Hochzeit von Erzherzog Rudolf („Der Kaiser in der Tuchhalle unter den Bürgern von Krakau“/„Cesarz w Sukiennicach wśród ludu krakowskiego“, 1881, Nationalmuseum Krakau). Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau, Kielce, Posen/Poznań und Breslau/Wrocław, im Oberschlesischen Museum in Bytom/Muzeum Górnośląskie w Bytomiu, in Krakau im Historischen Museum/Muzeum Historyczne und im Universitätsmuseum/Muzeum Uniwersytetu Jagiellońskiego, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, im Museum von Lublin/Muzeum Lubelskie, in der Nationalen Kunstgalerie Lviv sowie im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Gruppenausstellungen: 1866-87 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie / 1871-94 Lemberg (heute Lviv), Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych we Lwowie / 1873 Wien, Weltausstellung / 1874-1906 Warschau, Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1883 München, Glaspalast: Internationale Kunstausstellung
Literatur: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Band 5, Lieferung 23, 1971, S. 231; Polski Słownik Biograficzny, Band 17, 1972; Tadeusz Dobrowolski: Nowoczesne malarstwo polskie, Wrocław 1960;Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite10, 50; Halina Blak und andere: Malarstwo polskie XIX wieku (Nowoczesne malarstwo polskie, 1), Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, Krakau 2001; C. Rohrschneider, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 85, Berlin/Boston 2015, Seite 13 f.; Egzotyczna Europa. Kraj urodzenia na płótnach polskich monachijczyków/Das exotische Europa. Heimatvisionen auf den Gemälden der polnischen Künstler in München, Ausstellungs-Katalog Muzeum Okre̜gowe w Suwałkach, Suwałki 2015
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 02636 Hipolit Lipinski, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1871/matrikel-02636
3 Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=Lipi%C5%84ski+Hipolit+&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2
4 Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=1273
3 Werke im Auktionshaus Agra Art, Warschau, http://www.agraart.pl/htdocs/english/new/gallery.php?off=0&curr=PLN&sch=1&ord=cu&s=1&gal=1&id_malarza=486
Róża Jodłowska, auf Internetowy polski słownik biograficzny, http://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/hipolit-lipinski
(alle aufgerufen am 24.6.2018)
Axel Feuß, August 2018