Korzeniewski, Stanisław
Korzeniewski, Stanisław (Stanislaus von Korzeniewski), polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1895-1900 Student der Akademie der Bildenden Künste München. Anschließend mit Ausnahme der Zeit des Ersten Weltkriegs in München ansässig und künstlerisch tätig. *30.12.1869 Kowno (heute Kaunas/Litauen), †31.12.1942 München. Lebensgefährte der Malerin Betty Heldrich (1869-1958). Sohn eines Agronomen. Erste künstlerische Ausbildung vermutlich in Polen. Am 12.11.1895 Eintritt in die Naturklasse des Landschafts- und Genremalers Karl Raupp (1837-1918) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1900. 1906-13 Mitglied des Kunstvereins München, außerdem der Münchner Künstlergenossenschaft. Wohnhaft in München, Böcklinstraße 38, Atelier in der Arcisstraße. Freundschaftliche Beziehungen pflegt er mit dem polnischen Schriftsteller Stanisław Przybyszewski (1868-1927), der ab 1906 in München lebt und sich für die Kunst von K. begeistert. K. engagiert sich für polnische Jugendvereine im preußischen Teilungsgebiet und unterstützt im russischen Teilungsgebiet konspirative Bibliotheken und Volksschulen in der Umgebung von Kowno und Minsk. Als er bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in München unter Polizeiaufsicht gestellt wird, geht der nach Posen/Poznań. 1918/19 nimmt er dort am Großpolnischen Aufstand teil. Anschließend lebt er wieder in München, reist aber regelmäßig nach Polen. – Im Frühwerk dominieren stimmungsvolle Landschaften aus Polesien mit überfluteten Wäldern, morastigen Ufern und Sümpfen des Prypjat. Seine Genreszenen aus dem Leben der Fischer aus diesen Gegenden finden besondere Anerkennung durch Przybyszewski. 1912 malt und zeichnet er während eines Aufenthalts am Schwarzen Meer. Seine Damenbildnisse neigen der Salonkunst zu, während sich die Herrenporträts, unter anderem das von Przybyszewski (Öl, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie), psychologisch einfühlen. Neben den in München entstandenen Bildnissen auch von Kindern porträtiert er in Polen Vertreter des Klerus und des großpolnischen Adels. Weiter entstehen Kinderszenen, Tierbilder, symbolistische und religiöse Motive sowie Stillleben und Blumenbilder. Der Realismus der „Münchner Schule“ vermischt sich bei ihm mit Einflüssen des deutschen Impressionismus und geht dann über in die flächige und dekorative Malweise des Jugendstils. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Krakau, Leszno, Posen/Poznań und Warschau, in Bydgoszcz im Bezirksmuseum Leon Wyczółkowski/Muzeum Okręgowe im. Leona Wyczółkowskiego, im Bezirksmuseum Toruń/Muzeum Okręgowe w Toruniu sowie in der Marienkirche von Gdynia (Madonna mit Kind) und in der Pfarrkirche von Mrocza (Altarbild).
Einzelausstellungen: 1929, 1939 Warschau, Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych /1936 Katowice, Bischöfliche Kurie und Gebäude der Wojewodschaft
Gruppenausstellungen: München: 1902-31 Glaspalast; 1906-12 Münchener Secession / 1929 Poznań, Allgemeine Landesausstellung/Powszechna Wystawa Krajowa (Große Silbermedaille) sowie zahlreihe weitere Ausstellungen in Deutschland und Polen
Literatur: Johann Karl: Aus den Künstler-Ateliers des 23. Stadtbezirkes, Bd. 1, München 1928; Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert, Bd. 5, München 1993, Seite 506; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 21, 46; Dorota Suchocka: Malarstwo polskie 1766-1945, Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Poznań/Muzeum Narodowe w Poznaniu, 2005; C. Rohrschneider, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 81, Berlin, Boston 2014, Seite 345 f.; Egzotyczna Europa. Kraj urodzenia na płótnach polskich monachijczyków/Das exotische Europa. Heimatvisionen auf den Gemälden der polnischen Künstler in München, Ausstellungs-Katalog Muzeum Okre̜gowe w Suwałkach, Suwałki 2015
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 01510 Stanislaus Korzeniowski (sic!), http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1895/matrikel-01510 (vergleiche dort auch die Nutzerdiskussion von Margit Fastner, 2011)
2 Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=korzeniewski&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2
Biografie auf artinfo.pl mit zahlreichen archivierten Werken aus dem internationalen Auktionshandel, http://www.artinfo.pl/artysta/stanislaw-korzeniewski (alle aufgerufen am 28.1.2018)
Axel Feuß, April 2018