Hirszenberg, Samuel

Spinoza (Der exkommunizierte Spinoza)/Spinoza (Spinoza wyklęty), 1907. Öl auf Leinwand, 160,5 × 212 cm
Spinoza (Der exkommunizierte Spinoza)/Spinoza (Spinoza wyklęty), 1907. Öl auf Leinwand, 160,5 × 212 cm

Hirszenberg, Samuel, polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1883-87 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *22.2.1865 Łódź, †15.9.1908 Jerusalem. Sohn des Webmeisters Dawid H., Bruder des Malers Leon H. (um 1870-1912) und des Architekten Henryk H. (1885-1955), Schwager des Bildhauers Henryk Glicenstein (1870-1942, Mitglied der „Münchner Schule“). 1876-80 besucht er die Handwerkerschule in Łódź/ Zespół Szkół Rzemiosła w Łodzi. 1881-83 Studium an der Schule für Zeichnung und Malerei/Szkoła Rysunku i Malarstwa in Krakau bei Jan Matejko (1838-1893). Am 7.12.1883 Eintritt in die Malschule der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1887 bei Sándor (Alexander von) Wagner (1838-1919); Freundschaft mit der Malerin Olga Boznańska (1865-1940, Mitglied der „Münchner Schule“; ihr Porträt von H. 1904/05 in der Nationalgalerie Lviv) und mit dem Maler Aleksander Sochaczewski (1843-1923). 1887 Auszeichnungen auf Ausstellungen in Krakau und München. 1889-1902 zusammen mit dem Maler Maurycy Trębacz (1861-1941 ermordet, Mitglied der „Münchner Schule“) und mit einem Stipendium des Industriellen Izrael Poznański aus Łódź Studium an der Académie Colarossi in Paris. 1889 Silbermedaille auf der Weltausstellung in Paris. 1892-1902 betreibt er ein Atelier in Łódź und ist ein engagierter Organisator der dortigen jüdischen Kunstszene. Während der Sommermonate betreibt er zusammen mit anderen Künstlern Freilichtmalerei auf dem Anwesen des Textilunternehmers Stanisław Silberstein (1869-1942) in Lisowice. 1900/01 reist er auf Einladung von Glicenstein nach Italien, wo er in der Umgebung von Rom Landschaften malt. 1904-07 betreibt er ein Atelier in Krakau, wo er ebenfalls einen Kreis von jüdischen Künstlern und Kunstkritikern um sich versammelt. 1907/08 unterrichtet er an der Bezalel School of Arts & Crafts in Jerusalem. – H. gilt als einer der ersten polnisch-jüdischen Künstler, die Gemälde mit jüdischen Themen auf internationalen Kunstausstellungen präsentieren. Seit der Münchner Zeit malt er Genreszenen aus dem Milieu des Bürgertums, der Arbeiterschaft und aus dem jüdischen Leben. Erste Erfolge erzielt er mit den Gemälden „Uriel Acosta und der junge Spinoza“/„Uriel Acosta i młodzieńczy Spinoza“ (1887, verschollen) und „Die Talmudschule – Yeshiva“/„ Szkoła Talmudystów – Jeszybot“ (1887, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie). Daneben entstehen großformatige ausdrucksstarke und realistisch gemalte Ölbilder mit allegorischen jüdischen Sujets, die in der Tradition von Maurycy Gottlieb (1856-1879, Mitglied der „Münchner Schule“) das jüdische Schicksal in der Diaspora reflektieren. Hierzu gehören die weithin bekannt gewordenen Gemälde „Der exkommunizierte Spinoza“/„Spinoza wyklęty“ (1907, siehe Titelbild) sowie die zu einem Zyklus verbundenen Bilder „Der wandernde Jude“/„Żyd wieczny Tułacz“ (1899, Israel Museum, Jerusalem), „Exil – Galuth“/„Wychodźcy – Golus“ (1904) und „Die schwarze Standarte“/„Czarny Sztandar“ (1907, Jewish Museum, New York), die Schicksale des jüdischen Volks veranschaulichen. Seine um die Jahrhundertwende entstandenen Landschaften aus Lisowice und Italien ebenso wie seine Porträts aus dieser Zeit zeigen eine gemäßigte impressionistische Malweise. Während seiner Zeit in Palästina gibt er die dramatische Thematik in seiner Malerei auf und es entstehen spätimpressionistische Landschaften aus der Umgebung von Jerusalem sowie Porträts von Juden und Arabern. Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen von Krakau und Warschau, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, im Żydowski Instytut Historyczny im. Emanuela Ringelbluma in Warschau, im Mishkan Le’Omanut Kunstmuseum in Ein Harod, im Israel-Museum in Jerusalem, im Tel Aviv Museum of Art, in der A. A. Deineka Gemäldegalerie in Kursk, in der Ben Uri Gallery in London, in der Nationalgalerie in Lviv, im Jewish Museum in New York sowie im Polenmuseum in Rapperswil.

Einzelausstellungen: 1894 Łódź, Grand Hotel / 1902 Warschau, Salon Krywult / Krakau: 1905, 1907 Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych; 1929, 1933 Żydowski Dom Akademicki.

 

Gruppenausstellungen: 1885-1906 Warschau, Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1886-1907 Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / München: 1887, 1888, 1892, 1894-96 Münchener Secession; 1902 Glaspalast / Paris: 1889 Weltausstellung (Silbermedaille); 1900 Weltausstellung (Bronzemedaille); 1905-07 Salon / Berlin: 1891, 1895, 1906, 1907 Große Berliner Kunstausstellung; 1901 Internationale Kunst-Ausstellung; 1907 Ausstellung jüdischer Künstler

 

Literatur: Karl Schwarz: Jewish Artists of the 19th and 20th Centuries, New York 1949, Seite 43-49; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 41; Richard I. Cohen: Jewish icons. Art and society in modern Europe, Berkeley 1998, Seite 223-235; Jerzy Malinowski: Malarstwo i rzeźba Żydów Polskich w XIX i XX wieku, Warschau 2000; T. Szyma-Knasiecka, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 73, Berlin, Boston 2012, Seite 360-362; Bracia Hirszenbergowie – w poszukiwaniu ziemi obiecanej/Hirszenberg Brothers – In search of the Promised Land, Ausstellungs-Katalog Muzeum Miasta Łodzi/Żydowski Instytut Historyczny im. Emanuela Ringelbluma, Łódź, Warschau 2017; Bracia Hirszenbergowie – w poszukiwaniu ziemi obiecanej/Hirszenberg brothers – in search of the Promised Land.

Teksty i materiały z konferencji naukowej w Muzeum Miasta Łodzi (25.10.2015)

i seminarium w Muzeum Historii Żydów Polskich POLIN (25.05.2017)/Texts and materials from the conference at the Museum of the City of Lodz (25.10.2015) and seminar at the Museum of the History of Polish Jews POLIN (25.05.2017), Łódź, Warschau 2017

 

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 04488 Samuel Hirschenberg, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1883/matrikel-04488

Zofia Borzymińska, auf Jewish Historical Institute, http://www.jhi.pl/psj/Hirszenberg_Samuel

Rafał Żebrowski: Stanisław Silberstein, auf Jewish Historical Institute, http://www.jhi.pl/psj/Silberstein_Stanislaw

Mirjam Rajner, auf The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe, http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Hirszenberg_Szmul (alle aufgerufen am 21.1.2018)

 

Axel Feuß, April 2018

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  • Spinoza (Der exkommunizierte Spinoza)/Spinoza (Spinoza wyklęty), 1907

    Spinoza (Der exkommunizierte Spinoza)/Spinoza (Spinoza wyklęty), 1907. Öl auf Leinwand, 160,5 × 212 cm, A. A. Deineka Gemäldegalerie, Kursk.