Gierymski, Maksymilian
Gierymski, Maksymilian (Max, Maximilian), polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1867/68 Student der Akademie der Bildenden Künste München, anschließend in München ansässig. *9.10.1846 Warschau, †16.9.1874 Bad Reichenhall. Bruder des Malers Aleksander G. (1850-1901, Mitglied der „Münchner Schule“). Nach Abschluss des Realgymnasiums 1862 in Warschau beginnt er ein technisches Studium am Fachbereich Mechanik des Instituts für Polytechnik, Landwirtschaft und Forsten/Instytut Politechniczny i Rolniczo-Leśny in Puławy und wechselt wenig später an die dortige Technische Universität. Während des Januaraufstands 1863 schließt er sich den Aufständischen an und kämpft fast ein Jahr in der Region Lublin/Kielce. 1864 Studium an der mathematisch-physikalischen Fakultät der Szkoła Główna Warszawska. Ab 1865 Unterricht in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Rafał Hadziewicz (1803-1883), Privatunterricht bei dem Jagd- und Pferdemaler Juliusz Kossak (1824-1899). 1867 geht er mit einem zweijährigen staatlichen Stipendium nach München. Am 7.7.1867 Eintritt in die Antikenklasse von Alexander Strähuber (1814-1882) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, anschließend Studium bei dem Historienmaler Hermann Anschütz (1802-1880), dessen Assistenten Sándor (Alexander) Wagner (1838-1919) und gemeinsam mit Juliusz Kossak in der privaten Malschule des Schlachten- und Pferdemalers Franz Adam (1815-1886). 1868 Mitglied des Münchner Kunstvereins. 1870-72 Sommerurlaube in Polen, 1870-73 mehrfach in Warschau. 1871 Reise zusammen mit seinem Bruder Aleksander nach Venedig und Verona. 1872 Goldmedaille der Akademie der Künste, Berlin. Erkrankung an Tuberkulose. 1873 Kur in Meran und Bad Reichenhall, im Herbst Reise nach Rom zusammen mit Aleksander. 1874 Ehrenmitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste, Berlin. Rückkehr nach München zur ärztlichen Behandlung, im August zur Kur in Bad Reichenhall, wo er stirbt. – Bereits am Übergang zwischen seiner künstlerischen Ausbildung in Polen und seinem Studium in München ist G. in der Lage, vielfigurige Reitergemälde, Nachtszenen mit Reitern und Pferden sowie dramatische Begebenheiten nach klassischer polnischer Literatur („Das Gasthaus von Soplicowo“, nach „Pan Tadeusz“ von Adam Mickiewicz, 1868) sowie anrührende historische Szenen aus den polnisch-ukrainischen Grenzgebieten („Die Rückkehr des Dieners“ [der die Nachricht vom Tod seines in der Schlacht gefallenen Herrn überbringt], 1868, siehe Titelbild) in verschiedenen Techniken auszuführen. Seine Figurenstudien in Trachten des 18. Jahrhunderts sind makellos. Auf internationalen Ausstellungen zeigt er historische und Genrethemen („Spinnstube in Polen“, 1869). Ab 1867 fertigt er Illustrationen für die polnischen Zeitschriften Tygodnik Illustrowany und Kłosy, ab 1868 Warschauer Straßenszenen für die Münchner Bilderbogen. Ab 1870 entstehen Jagdszenen in Uniformen der Rokokozeit in lichtdurchfluteten polnischen Landschaften. Wachsende Nachfrage nach solchen Szenen aus Berlin, Hamburg, London, Wien steht wachsende Kritik in Polen gegenüber. Vermutlich als Reaktion darauf wendet sich G. 1872/73 verstärkt Szenen aus dem Novemberaufstand 1830/31 und dem Januaraufstand 1863/64 zu, deren reichhaltige Figurenstaffage nicht angelernt ist, sondern auf eigenem Erleben und Erinnerungen beruht („Patrouille der Aufständischen“, 1873). In der Umgebung Münchens bei Schleißheim und in den bayerischen Alpen ebenso wie in Polen fertigt er in freier Natur Ölskizzen, die er dann im Atelier in akribischer Feinmalerei zu Stimmungslandschaften („Vor dem Friedhof“, 1870) verarbeitet. Zuletzt malt er in Rom eine Jagdszene aus der Rokokozeit („Parforcejagd“, 1874). Werke befinden sich im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, in den Nationalmuseen von Krakau, Posen/Poznań und Warschau, im Schlesischen Museum/Muzeum Śląskie in Katowice, im Oberschlesischen Museum/Muzeum Górnośląskie in Bytom, in der Kunsthalle zu Kiel, im Braith-Mali-Museum in Biberach an der Riß und in der Regionalgalerie/Oblastní galerie in Liberec.
Einzelausstellungen: 1894 Lemberg (heute Lviv), Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / Warschau: 1933 Dom Sztuki, 1974 Nationalmuseum/Muzeum Narodowe
Gruppenausstellungen: Seit 1865 Warschau, Gesellschaft für die Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / Ab 1867 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / 1868, 1869, München, Glaspalast: Internationale Kunstausstellung / Wien: 1869-74 Künstlerhaus: Große internationale Kunst-Ausstellung, 1873 Weltausstellung / 1870-74 Berlin, Akademie der Künste
Literatur: Robert Aßmus: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart, CIV. Max Gierymski (Nekrolog), in: Deutsche Kunst-Zeitung Die Dioskuren. Hauptorgan der deutschen Kunstvereine, Band 19, Nr. 45, Seite 357 f. und Nr. 47, Seite 377 f., München 1874; Maksymilian Gierymski 1846-1874. Malarstwo i rysunek, bearbeitet von Halina Stępień, Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Warschau, 1974; Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Band 2, München 1982, Seite 27; Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter. Josef von Brandt, Alfred von Wierusz-Kowalski, Franz Roubaud und der Münchner Polenkreis, Hildesheim/Zürich/New York 1993; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 9, 38; Halina Stępień: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1856-1914 (Studia z historii sztuki, L), Warschau 2003; H. Kubaszewska, in: Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 53, München/Leipzig 2007, Seite 412 f.; Birgit Jooss: Zwischen Antikenstudium und Meisterklasse. Der Unterrichtsalltag an der Münchner Kunstakademie im 19. Jahrhundert, in: Eliza Ptaszyńska (Hrsg.): Ateny nad Izarą. Malarstwo monachijskie. Studia i szkice, Suwałki 2012, Seite 23-45; Maksymilian Gierymski. Dzieła, inspiracje, recepcja, Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, Krakau 2014
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 02324 Max Gierymski, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1867/matrikel-02324
Ewa Micke-Broniarek: Maksymilian Gierymski (2004), auf culture.pl (polnisch/englisch), http://culture.pl/pl/tworca/maksymilian-gierymski
24 Werke aus dem Besitz des Nationalmuseums Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=Maksymilian+Gierymski&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2
Zahlreiche Werke auf Pinakoteka Zaścianek, https://www.pinakoteka.zascianek.pl/Gierymski_M/Index.htm
Zahlreiche Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=310
Hyacinth Holland, in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), Seite 150-151, https://www.deutsche-biographie.de/sfz20904.html#adbcontent
Axel Feuß: Maksymilian Gierymski, Online-Ausstellung auf Porta Polonica, http://www.porta-polonica.de/de/Atlas-der-Erinnerungsorte/maksymilian-gierymski (alle aufgerufen am 4.1.2018)
Axel Feuß, März 2018