Filippi, Parys

Grabmal Karol Szajnocha, 1868. Lytschakiw-Friedhof, Lviv
Grabmal Karol Szajnocha, 1868. Lytschakiw-Friedhof, Lviv

Filippi, Parys, polnischer Bildhauer, Mitglied der „Münchner Schule“. 1859 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *1836 Krakau, †7.12.1874 Warschau. Sohn des italienischen Bildhauers und Stuckateurs Paolo (Paweł) F., (1803-1860). Ausbildung in der Bildhauerei bei seinem Vater, 1855-58 Studium an der Schule für Zeichnung und Malerei/Szkoła Rysunku i Malarstwa in Krakau bei dem Bildhauer Henryk Kossowski (1815-1878, Mitglied der „Münchner Schule“). Anschließend geht er zusammen mit dem Maler Jan Matejko (1838-1893) mit einem Stipendium der Stadt Krakau zum Studium nach München. Am 4.1.1859 Eintritt in die Bildhauerklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. Nach nur einjährigem Studium schließt er dieses mit Auszeichnung für eine Statue zum Thema „Samson“ ab und kehrt nach Krakau zurück. Dort eröffnet er eine Werkstatt im Refektorium des Franziskanerklosters, das ein Treffpunkt für junge Künstler ist, darunter Florian Cynk, Artur Grottger, Matejko. Im Atelier von Filippi trifft sich eine Gruppe von jungen Künstlern und Literaten („Przedburzowcy“, dt. Der Vor-Sturm), die im Zuge der Spätromantik neue soziale Ideen vertreten und den Januaraufstand 1863 mit vorbereiten. 1866 übersiedelt er nach Lemberg (heute Lviv), eröffnet dort neben der Karmeliterkirche eine Werkstatt für Bildhauer- und Steinmetzarbeiten und unterrichtet seitdem auch Schüler, darunter Tadeusz Barącz, Tadeusz Błotnicki, Antoni Kurzawa, Julian Markowski, Kazimierz Ostrowski. F. gilt als Begründer der Lemberger Bildhauerschule. 1874 geht er über Krakau und Wien nach Warschau, wo er während der Ausführung von Restaurierungsarbeiten in einer depressiven Phase Selbstmord begeht. – Während der Krakauer Zeit entstehen: 1861 eine steinerne Statue „Maria der unbefleckten Empfängnis“ für die Fassade der Bernhardskirche, 1863 Büsten der adligen Familie Sapieha für das Herrenhaus in Krasiczyn und der Familie Potocki für das Herrenhaus in Łańcut, 1865 Steinmetzarbeiten beim Umbau des Herrenhauses von Krzeszowice bei Krakau, Grabmal der Familie Stadnicki für eine Kirche auf deren Gütern, Gipsbüsten des polnisch-amerikanischen Generals Tadeusz Kościuszko und des Nationaldichters Juliusz Słowacki, 9 Gipsbüsten polnischer Könige nach Grabdenkmälern in der Kathedrale auf dem Wawel für die Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften/Polska Akademia Nauk in Krakau. Restaurierungen: 1862-67 Grabsteine und Königsepitaphien in der Pfarrkirche von Żółkiew/Zhovkva (Region Lemberg), 1864 Restaurierung des Grabmals aus dem 18. Jahrhundert des Kardinals Johann Alexander Lipski in der Kathedrale auf dem Wawel. In Lemberg entstehen Gips- und Bronzebüsten sowie Medaillons von Persönlichkeiten aus dem kulturellen Leben und Teilnehmern von Volksaufständen. Medaillons: Jan Jasiński (um 1867), Narcyza Żmichowska (1869), General Józef Hauke-Bossak (1872), Büsten: Józef Muczkowski, Mieczysław Romanowski (1867), Karol Szajnocha (1867/68), Jan Nepomucen Kamiński (1872). Restaurierungen: 1867 Denkmäler in der Krypta der Fronleichnamskirche, 1867-70 Grabsteine aus der Zeit der Renaissance in der Dominikanerkirche. Werke befinden sich im Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, in Lviv in der Nationalgalerie, im Städtischen Theater, in der Bernhardinerkirche, der Dominikanerkirche und der Karmeliterkirche sowie zahlreiche Grabdenkmäler auf dem Łyczakowski/Lytschakiw-Friedhof (unter anderem der Sarkophag des Malers Artur Grottger, 1869).

Gruppenausstellungen: Krakau: 1856-58 Ausstellungen der Schule für Zeichnung und Malerei/Szkoła Rysunku i Malarstwa (1858 Auszeichnung für Skulpturen der Apostel Petrus und Paulus); 1857, 1859, 1860, 1863 Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych (1857 „Christus wird von den Pharisäern auf die Probe gestellt“; 1859 Medaillon mit Herrenbildnis; 1860 Medaillons; 1863 „Eine Mutter in Verzweiflung über ihr erschlagenes Kind“) / 1866/67 Lemberg, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych

 

Literatur: Aleksandra Melbechowska-Luty/Piotr Szubert: Posągi i ludzie. Antologia tekstów o rzeźbie 1815-1889, Warschau 1993; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 7, 37; Halina Stępień: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1856-1914 (Studia z historii sztuki, L), Warschau 2003; K. Mikocka-Rachubowa, in: Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Band 40, München/Leipzig 2004, Seite 5 f.; Jurij Biriulow: Rzeźba lwowska od połowy XVIII wieku do 1939 roku. Od zapowiedzi klasycyzmu do awangardy, Warschau 2007

 

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 01557 Parys Filippi, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1859/matrikel-01557

Piotr Szubert: Parys Filippi (polnisch), auf culture.pl, http://culture.pl/pl/tworca/parys-filippi

Hałyna Głembocka: Parys Filippi (polnisch), auf Interaktywny Lwów / Persony, http://www.lvivcenter.org/pl/lia/persons/filippi-paris/ (alle aufgerufen am 27.12.2017)

 

Axel Feuß, März 2018

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  • Grabmal Karol Szajnocha, 1868

    Grabmal Karol Szajnocha, 1868. Lytschakiw-Friedhof, Lviv.