Eljasz-Radzikowski, Walery
Eljasz-Radzikowski, (Jan Kanty) Walery, polnischer Maler, Illustrator, Bühnenbildner, Fotograf und Literat, Mitglied der „Münchner Schule“. 1863-65 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *12.(13.)9.1841 Krakau, †22.(23.)3.1905 ebenda. Bruder des Bildhauers Władysław Eljasz (1847-1921, Mitglied der „Münchner Schule“) und der Malerin und Stickerin Maria Eljasz (1860-1938), Vater des Arztes, Zeichners und Malers Stanisław Eljasz-Radzikowski (1869-1935). Sohn des Malers Wojciech Eljasz (1814-1904). 1856-62 studiert er an der Schule für Zeichnung und Malerei/Szkoła Rysunku i Malarstwa in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900). Ab 1858 sammelt er Material über die historischen Kostüme Polens und der Nachbarländer vom 10. bis 18. Jahrhundert. Die bis 1904 fortgeführte Sammlung (im Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie) dient ihm als Grundlage für eigene Publikationen über historische Kostüme. Seine Zeichnungen hierzu erscheinen in zahlreichen historischen und volkskundlichen Publikationen. 1862 veröffentlicht er in Krakau ein Buch über historische polnische Kostüme, „Ubiory ludu w dawnej Polsce“. 1861 besucht er erstmals das Tatragebirge, dem er künftig einen großen Teil seiner künstlerischen und literarischen Tätigkeit widmet. Am 31.12.1863 Eintritt in die Technische Malklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; Studium bei Hermann Anschütz (1802-1880) und Moritz von Schwindt (1804-1871), im privaten Atelier von Franz Adam (1815-1886) und in den Aquarellkursen von Theodor Horschelt (1829-1871). 1863 ist er von München aus während des Januaraufstands für die vorübergehende polnische Nationalregierung/Rząd Narodowy tätig, um freiwilligen Aufständischen die Reise nach Polen zu ermöglichen. 1865/66 unternimmt er Studienreisen durch Deutschland, Belgien, Frankreich, die Schweiz und Italien. 1866 kehrt er nach Krakau zurück. Er ist Gründungsmitglied der Polnischen Tatra-Gesellschaft/Polskie Towarzystwo Tatrzańskie und engagiert sich in der Volksschul-Gesellschaft/Towarzystwo Szkoły Ludowej. 1872-91 arbeitet er als Zeichenlehrer am St.-Anna-Gymnasium, ab 1877 am Lehrerinnen-Seminar in Krakau. – E. ist vor allem historisch interessiert und mit dem polnischen Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887) befreundet, von dem er Anregungen, Ratschläge und Unterstützung bei der Wahl seiner Bildthemen erhält. Diese findet er in historischen Chroniken, Memoiren, literarischen Werken und Legenden und setzt sie in genrehafte Historien- und Schlachtengemälde um: „Martyrium des Heiligen Wojciech“, 1862; „Schlacht bei Racławice“, 1862; „Długosz als Lehrer der Söhne von Kazimierz Jagiellończyk“, um 1864; „Mikołaj Kopernik auf dem Totenbett“, 1869; „Die Verteidigung Krakaus gegen die Schweden durch Stefan Czarniecki“, 1878; „Einzug von Jan III. Sobieski in das befreite Wien“, 1883. Federzeichnungen bzw. Aquarelle schafft er 1864/65 bzw. 1868 zu den Gedichtwerken „Pacholę hetmańskie“ von Wincenty Pol und „Maria“ von Antoni Malczewski. Nach Werken von Adam Mickiewicz entstehen die Gemälde „Der Schaffner Gerwazi/Klucznik Gerwazy“ (1866), „Der Bote Protazy/Woźny Protazy“ (um 1870) und „Pan Twardowski und der Teufel/Pan Twardowski i diabeł“ (1878). In Landschaftsgemälden stellt er vor allem die Tatra dar: „Bauernhof in der Tatra“, 1870; „Zufluchtsort des Priesters Stolarczyk in der Tatra“, 1876; „Auf dem Weg nach Polski Grzebień“, 1878; „Kościelska-Tal“, 1883; „Góralenmarkt“, 1894. Religiöse Gemälde führt er für die polnische Gemeinde in Cincinnati aus: „Christus“, „Gottesmutter“, „Auferweckung des Piotrowin“. Illustrationen schafft er für Zeitschriften (u.a. Pamiętnik Towarzystwa Tatrzańskiego, Tygodnik Illustrowany, Kłosy), Kalender und Bücher, Entwürfe für historische Kostüme sowie Bühnendekorationen für das Stadttheater in Krakau. Künstlerische Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Krakau, Posen/Poznań, Warschau und Breslau, in Krakau in der Biblioteka Jagiellońska und dem Muzeum Historyczne, in den Museen von Leszno und Tarnów, im Muzeum Ziemi Przemyskiej in Przemyśl, in Warschau im Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza und in der Nationalgalerie von Lviv. Religiöse Gemälde und Fresken befinden sich in der Pfarrkirche von Chochołów bei Nowy Targ, der Pfarrkirche von Dzików, der Pfarrkirche von Muszyna und der Kathedrale von Przemyśl („Heiliger Antonius“) sowie im Christlichen Museum/Keresztény Múzeum von Esztergom. – 1870 veröffentlicht E. den ersten Touristenführer durch das Tatragebirge, „Ilustrowany przewodnik do Tatr, Pienin i Szczawnic“, den er selbst mit Lithographien und Holzschnitten und in späteren Ausgaben (1891, 1896, 1900) mit eigenen Fotografien illustriert. Seine zweite Monographie über das Tatragebirge, „Szkice z podróży w Tatry“, illustriert mit Lithographien, publiziert er 1874. Ab 1890 fotografiert er Landschaften in der Tatra, Gebäude, Volkskunst, das traditionelle Leben und die Kostüme der dortigen Bevölkerung. Diese Aufnahmen dienen ihm als Grundlage für Gemälde und Zeichnungen, die er in Zeitschriften, Alben und als Postkarten publiziert. 1902 gibt er einen detaillierten Führer zu den historischen Denkmälern von Krakau heraus, „Kraków dawny i dzisiejszy“.
Gruppenausstellungen: Ab 1861 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie / 1864-93 in Warschau wiederholt in der Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych
Literatur: Andrzej Szpakowski: Walery Eliasz Radzikowski, Muzeum Historyczne w Krakowie, Krakau 1960; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 8, 36; Halina Blak und andere: Malarstwo polskie XIX wieku (Nowoczesne malarstwo polskie, 1), Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, Krakau 2001; J. Derwojed, in: Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Band 33, München/Leipzig 2002, Seite 270 f.
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 01922 Valery Eljasz (falsch: 1862), http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1862/matrikel-01922
Zahlreiche Werke auf Pinakoteka Zaścianek, https://www.pinakoteka.zascianek.pl/Eljasz_Radzikowski/Index.htm
Axel Feuß, März 2018