Czajkowski, Józef
Czajkowski, Józef, polnischer Maler und Architekt, Mitglied der „Münchner Schule“. 1892-95 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *21.1.1872 Warschau, †27.7.1947 ebd. Bruder des Malers Stanisław Jan Maurycy Czajkowski (1878-1954). Am 2.11.1892 Eintritt in die Naturklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bei Johann Caspar Herterich (1843-1905), Ludwig Herterich (1856-1932) und Carl von Marr (1858-1936). Anschließend studiert er in Paris an der Académie Julian bei Jean-Paul Laurens (1838-1921), Jean-Joseph Benjamin-Constant (1845-1902) und James Abbott McNeill Whistler (1834-1903) sowie an der Wiener Kunstgewerbeschule. 1894/95 an der Akademie der Bildenden Künste Krakau/Akademia Sztuk Pięknych w Krakowie und an der dortigen Technischen Hochschule. Ab 1898 studiert sein Bruder Stanisław Jan Maurycy an der Münchner Akademie in der Naturklasse von Johann Caspar Herterich. Ab 1901 Mitglied der Künstlervereinigung Sztuka; Mitgründer der Towarzystwo Polska Sztuka Stosowana/Polnischen Gesellschaft für angewandte Kunst, die für die Integration der Volkskunst und des Handwerks in die bildende Kunst eintritt. Ab 1906 als Architekt tätig. 1910 1. Preis für den Regulierungs- und Erschließungsplan von Groß-Krakau. 1913 Gründer der Fakultät für Architektur an der Krakauer Akademie, bis 1919 Lehrstuhl für Innenarchitektur. Ab 1914 Mitglied der Vereinigung Warsztaty Krakowskie/Krakauer Werkstätten, die er während des Ersten Weltkriegs zusammen mit Karol Stryjeński (1887-1932) leitet. Zugleich ist C. einer der wichtigsten Designer der Werkstätten für Teppiche und Wandbehänge Polski Kilim in Krakau. 1919-22 Professor für Malerei und angewandte Kunst an der Fakultät für bildende Künste der Universität Wilna/Wilno/Vilnius. 1922-38 Professor für Innenarchitektur an der Warschauer Akademie. 1926 Mitbegründer der Künstlergenossenschaft Ład (dt. Führung)/Spółdzielnia Artystów Ład. – C. malt ländliche Szenen, Landschaften und Porträts im Stil der Freilichtmalerei und eines lichtdurchfluteten Impressionismus. Außerdem schafft er Zeichnungen, Kreide- und Pastellskizzen, schwarzweiße und farbige Lithographien (Mappe zum Ärztekongress in Krakau, 1911), Plakate, Illustrationen und Vignetten. Seine Gebäude- und Innenraumentwürfe sind dem Landhausstil, dem zeitgenössischen Art Deco und später dem dekorativen Expressionismus verpflichtet. Seine Fassade des ehemaligen Industriemuseums in Krakau (1908, zusammen mit Wojciech Jastrzębowski) vertritt einen gemäßigten, am Wiener Architekten Otto Wagner (1841-1918) geschulten späten Jugendstil. Seine Möbel zeigen solide Ausführung, ausgewählte Materialien und hohe Funktionalität (Speisezimmer auf der Ausstellung für polnische angewandte Kunst, Zachęta Warschau, 1908). Mitte der Zwanzigerjahre verbindet er in seinen Inneneinrichtungen und Möbelentwürfen Elemente der Volkskunst mit denen des Expressionismus (Polnischer Pavillon auf der Exposition Internationale des Art Décoratifs et Industriels Modernes, Paris 1925). Die von ihm entworfenen Kelims zitieren Motive der Volkskunst, bestehen aus hochwertigem Material (grob gesponnene Wolle) und zeigen lebhafte Farbigkeit aus pflanzlichen Farbstoffen. Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen in Krakau und Warschau.
Ausstellungen: Warschau: 1904, 1919 Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych; 1935 Instytut Propagandy Sztuki / 1918 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie / 1922 Poznań, Gruppe Świt
Literatur: Lechosław Lameński: Tadeusz Stryjeński i Józef Czajkowski, in: Roczniki humanistyczne, 4, Bd. 35, 1987, S. 323-336; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, S. 18, 34; Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Band 23, München/Leipzig 1999, S. 280 f.; Halina Ste̜pień: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1856-1914 (Studia z historii sztuki / Instytut Sztuki, Polska Akademia Nauk, 50), Warschau 2003; Jednodniówka – Eintagszeitung. Neuausgabe, herausgegeben von Zbigniew Fałtynowicz / Eliza Ptaszyńska, Muzeum Okręgowe w Suwałkach, Suwałki 2008, zugleich Katalog der Ausstellung „Signatur - anders geschrieben. Anwesenheit polnischer Künstler im Lichte von Archivalien“, Polnisches Kulturzentrum, München 2008; Czesława Frejlich/Janusz Antos: Out of the ordinary. Polish designers of the 20th century, Instytut Adama Mickiewicza, Warschau 2011; Egzotyczna Europa. Kraj urodzenia na płótnach polskich monachijczyków/Das exotische Europa. Heimatvisionen auf den Gemälden der polnischen Künstler in München, Ausst.-Kat. Suwałki 2015
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 3, Akademie der Bildenden Künste München, 00996 Joseph Czajkowski, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1892/matrikel-00996
Janusz Antos: Józef Czajkowski, auf culture.pl (englisch), http://culture.pl/en/artist/jozef-czajkowski
Axel Feuß, März 2017