Haben oder sein? Mit der Welle oder gegen den Strom? Magda Potorska im Gespräch mit Barbara Nowakowska-Drozdek

Barbara Nowakowska-Drozdek mit Ehemann Wojciech, Berlin 2014
Barbara Nowakowska-Drozdek mit Ehemann Wojciech in der polnischen Botschaft, Berlin 2014

Ist der Glaube an die Politik Deiner Meinung nach heutzutage rational oder irrational?

Nun, das hängt davon ab, ob man sich selbst als Rationalisten oder Idealisten betrachtet...
 

Alle Menschen haben eins gemeinsam: Sie möchten unterbewusst Zeugen bedeutender historischer Ereignisse sein. Könnte es sein, dass wir aus diesem Grund in der Versuchung sind, sinnfreie Fakten aufzuwerten?

Die einzige Massenbewegung, mit der ich mich voll und ganz identifiziert habe, war die Solidarność-Bewegung. Ich war sogar Mitbegründerin der Solidarność an der Universität in Łódź. Jeder, der die Jahre 1980 und 1981 in Polen miterlebt hat, erinnert sich immer noch an diese ganz außergewöhnliche, von einer rationalen Euphorie getragene Stimmung. Die Geschichte hat bestätigt, dass die Ereignisse, an denen ich damals selbst in Polen und später mit meinem Mann in West-Berlin teilgenommen habe, historisch geworden sind. Zum ersten Mal in unserem Leben hatten wir das Gefühl, uns mitten in einem bedeutenden Wandel zu befinden. Aber wir fühlen uns nicht wie „Veteranen“.
 

Der Beruf des Politikers ist einer der größten Mythen überhaupt. Welche Menschen entscheiden sich für politische Laufbahnen? Geht es darum, im Kampf um die Macht Kompromisse mit sich selbst einzugehen und seine einstigen Ideale zu opfern?

Die Beweggründe von Politikern für ihr Handeln kennen wir nicht, wobei ich vermute, dass sie sehr verschieden sind. Politik impliziert den Kampf um die Macht, deren Besitz wiederum Menschen verändert. Erfahrungen führen zur Korrektur von Idealen. Aus einem Idealisten kann schnell ein Realist werden. Wir waren zwar keine Berufspolitiker, aber rückblickend möchte ich doch daran erinnern, dass selbst die quasi-politischen Aktivitäten und deren Institutionalisierung die Spaltung der „AG-Solidarność“ in Berlin bewirkt haben. Wenn man sich für die Demokratie einsetzt, ist es schwierig, manchmal sogar unmöglich, seinen Idealen treu zu bleiben. Deshalb meine ich, dass all jene, denen dieser „Seiltanz” gelingt, unseren besonderen Respekt verdienen.
 

Was denkst Du: Kann man ohne Politik auskommen?

Auf unserem zivilisatorischen Stand sicher nicht, denn die Politik ist bis heute eine Plattform für disparate, oft widersprüchlich Ideale und Bestrebungen.

 

Magda Potorska, März 2021

 

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  • Wojciech Drozdek erhält den polnischen Verdienstorden, Berlin 2014

    Wojciech Drozdek erhält den polnischen Verdienstorden (Krzyż Komandorski) von dem Botschafter der Republik Polen Jerzy Margański, daneben Barbara Nowakowska-Drozdek, Berlin 2014.   
  • Barbara Nowakowska-Drozdek erhält den polnischen Verdienstorden, Berlin 2014

    Barbara Nowakowska-Drozdek erhält den polnischen Verdienstorden (Krzyż Komandorski) von dem Botschafter Jerzy Margański, Berlin 2014.
  • Wojciech Drozdek bedankt sich im Namen der Ausgezeichneten, Berlin 2014

    Berlin 2014
  • Wojciech Drozdek bedankt sich im Namen der Ausgezeichneten

    Berlin 2014
  • Botschafter Jerzy Margański, Wojciech Drozdek, Barbara Nowakowska-Drozdek, Marian Stefanowski

    Berlin 2014
  • Barbara Nowakowska-Drozdek, Botschafter Jerzy Margański, Wojciech Drozdek, Dagna Drozdek

    Berlin 2014
  • Barbara Nowakowska-Drozdek mit Wojciech Drozdek

    Berlin 2014