Polnische Technische Hochschule Esslingen (1945–1949)
Bei alledem war von Anfang an ein Problem, in welcher Form die Schulleitung die erworbenen Qualifikationen durch die Verleihung von Diplomen bescheinigen konnte. Eine entsprechende Regelung wurde vor allem von den Studierenden verlangt, die ihre Ausbildung fortsetzen wollten. 1948 wurde der Punkt dann zumindest teilweise geklärt, als die Hochschule in die Zuständigkeit von Dr. Szczepan Zimmer fiel, obwohl sich die von ihm geleitete zentrale Schulbehörde auf die Verwaltung von Mittelschulen beschränkte, die naturgemäß keine Hochschul-Diplome erteilten. Dabei befand die mit Universitätsprofessoren und wissenschaftlichen Assistenten besetzte Kommission, die diese Angelegenheit auf Veranlassung polnischer Behörden untersuchte, dass die Einrichtung in Esslingen eine Hochschule sei. Zu derselben Auffassung kam dann auch die Leitung der deutschen Ingenieurschule, nachdem sie das Programm ihres polnischen Pendants gewürdigt hatte. Gleichwohl aber gelang es bedauerlicherweise weder der Leitung der PTH noch den Exilbehörden in London, die Thematik mit den Diplomen endgültig zu lösen. Die Diskussionen endeten schließlich damit, dass die Fakultät für Mechanik den Titel eines „Technischen Mechanikers“ und die Fakultät für Bauwesen die Berufsbezeichnung „Architekt“ verlieh, ohne dies formal zu regeln. Manche Studierenden erhielten auch wie Stanisław Jarmakowicz ein Diplom als Bautechniker oder wie Bolesław Budzyń ein Diplom als Techniker-Mechaniker. Zu guter Letzt aber wurden die an der PTH abgelegten Kurse von vielen polnischen und ausländischen Hochschulen anerkannt, während man den Absolventen der gesamten Ausbildung gestattete, ihren erworbenen Titel zu führen.
Bemerkenswert ist auch, dass die PTH ihren Hörern die Möglichkeit bot, Abiturprüfungen abzulegen. Der Vorbereitungskurs auf diese Prüfung fand unabhängig vom Unterricht in Esslingen statt. 1947 erwarben auf diesem Weg 48 Aspiranten ihre Hochschulreife, 1948 waren es 41. In Summe erreichte die Einrichtung in der Zeit ihres Bestehens über 500 Hörer, wobei es nur wenigen Kandidaten gelang, ihre ganze Ausbildung in Esslingen bzw. in Ludwigsburg zu durchlaufen. Diejenigen, die unterdessen nach Australien, Kanada oder in die Vereinigten Staaten ausgewandert oder nach Polen zurückgekehrt waren, setzten ihre begonnenen Studien in den technischen Fachgebieten fort. Ein solcher ehemaliger Student der Esslinger Hochschule ist der in Polen lebende Major Professor Leszek Żukowski, der seinerzeit am Warschauer Aufstand teilgenommen hatte und als früherer Soldat der Heimatarmee lange Jahre Präsident des Weltverbandes der Heimatarmee (Światowy Związek Żołnierzy Armii Krajowej) war.