Polnische Technische Hochschule Esslingen (1945–1949)
Kurzer Abriss der Geschichte
Die Entstehung und die Arbeit der polnischen Hochschule gingen auf das Lager für Displaced Persons (DPs) in Esslingen zurück. Die Gründungsinitiative verdankte sich Ing. Stanisław Nowicki und seinen Mitstreitern, zu denen Kapitän Józef Jastrzębski, der Leiter des Lagers, Dr. Tadeusz Janusz sowie die Ingenieure Jerzy Kuryłenko, Roman Tkacz, Paweł Widera und Myron Lepkaluk zählten. Sie alle hatten im Sinn, auf dem Lagergelände eine polnische Hochschule zu errichten, um der erdrückenden Hoffnungslosigkeit und der fortschreitenden Demoralisierung der polnischen Jugendlichen entgegenzuwirken. In der Bewerbungsphase für die ersten Studierenden, die damals noch mit Hilfe der Polnischen Wachkompanien und der Lagerverwaltung durchgeführt wurde, meldeten sich 49 Kandidaten an, von denen jedoch nur 15 die Aufnahmeprüfung bestanden, während die übrigen Aspiranten zur Teilnahme an Vorbereitungskursen verpflichtet wurden. Kopf der Hochschule mit einem Lehrauftrag für Mechanik und Physik wurde Myron Lepkaluk. Zum Lehrkörper gehörten für Mathematik und Technologie Roman Tkacz, für Elektrotechnik Ing. Burdajewicz, für technisches Zeichnen Jerzy Kuryłenko und Ing. Kazimierz Wierzchołowski, für Statik Karol Widera sowie für die polnische Sprache Mikołaj Lepkaluk (Myrons Bruder). Die englische Sprache vermittelte M. Urbaniak. Pfarrer Baloniak unterrichtete Religion. Die Hochschule nahm ihre Arbeit bereits am 15. Mai 1945, also sehr früh, auf und blieb unter prekären Umständen zunächst ein gutes halbes Jahr an diesem Standort, dem es an geeigneten Räumlichkeiten sowie an der Grundausstattung für den Unterricht, vor allem an technischen Geräten, Laboren und Lehrmaterial, fehlte.
Auf Grund dieser schlechten Infrastruktur konnte es so nicht weitergehen. Die Lösung des Problems zeichnete sich schließlich dadurch ab, dass das heute noch existierende Gebäude der Staatlichen Ingenieurschule Esslingen in der Kanalstraße 33 zur neuen Heimstatt wurde. Da die Schule der amerikanischen Militärverwaltung unterstand, nahm Myron Lepkaluk Kontakt zu dem für solche Angelegenheiten zuständigen Offizier, Major Paul Bodenman, auf. Dank dessen Fürsprache wurde dann das ganze Haus samt seiner Einrichtung zur Verfügung gestellt. Damit begann die nächste Etappe in der Geschichte der Polnischen Hochschule in Esslingen, wobei die besseren Bedingungen die weitere Entwicklung sehr begünstigt haben. Der Leiter der Einrichtung machte sich mit den Lehrkräften daran, das Kollegium zu vervollständigen und einen neuen Lehrplan auszuarbeiten, der teilweise auf dem Curriculum der deutschen Ingenieurschule basierte. Der neuerliche Aufruf, sich einzuschreiben, übertraf alle Erwartungen. Jetzt (Ende 1945) meldeten sich 300 Personen an, so dass es nach den Aufnahmeprüfungen und nach der leistungsgerechten Einordnung der Kandidaten in die entsprechenden Semester gelang, die erste strukturelle Einheit einzurichten. Dabei handelte es sich um die Fakultät für Mechanik, die anfangs dies Lehrkräfte hatte: Ing. Antoni Kaczyński (Physik und Chemie), Ing. Władysław Snarski (Mechanik und Statik), Ing. Witold Skuba (darstellende Geometrie und Metallverarbeitung), Ing. Józef Greczek (Elektrotechnik, Thermodynamik und Dampfkesseltechnik), Ing. Antoni Boglewski (Maschinenteile und Werkstoffkunde), Ing. Jan Lilienstern (Metallurgie, Metallografie, Mathematik, Physik und Chemie), Ing. Konstanty Okoń-Okólski (Mathematik), Magister Witold Bieżański (Polnisch), Elżbieta Bejgrowicz (Englisch), Pfarrer Jan Pamuła (Religion und Geographie) sowie Bolesław Wiśniewski (Geschichte). Und selbst wenn es nicht viele Lehrkräfte waren, schaute man nun hoffnungsvoll in die Zukunft.