Polnische Bands in der DDR

Die Rockgruppe Rote Gitarren im Jahr 1980 in Berlin (Ost).
Die Rockgruppe Rote Gitarren im Jahr 1980 in Berlin (Ost). Hinten v.l.: Bernard Dornowski (git, voc), Seweryn Krajewski (keyb, git, voc), Jan Pospieszalski (bg, voc). Vorn: Jerzy Skrzypczyk (dr, voc).

2007 erscheint die umfangreiche Sammlung „60 Jahre AMIGA“. In der CD Box Vol. 10 ist auf einer der drei CDs das Album „Die größten Erfolge“ der „Roten Gitarren“ dabei. Der Platz auf den anderen beiden CDs gehört weiteren großen polnischen Stars in der DDR: Maryla Rodowicz und „Die Skalden“ (polnisch: Skaldowie).

„Maryla Rodowicz“ heißt die im Jahr 1974 bei AMIGA erschienene LP der polnischen Sängerin Maryla Rodowicz. Auf dem Album sind ihre größten Hits (und Ohrwürmer) zu hören und zwar auf Deutsch gesungen, darunter „Marja“ (Małgośka) und „Lauf, mein Pferdchen“ (Wio koniku). Im selben Jahr wird ihr der Preis für den besten ausländischen Künstler durch den Kulturminister der DDR verliehen. Wie die „Roten Gitarren“ ist auch Maryla Rodowicz ein gern gesehener Gast im ostdeutschen Fernsehen. Ihre Konzerte sind sehr gut besucht und ihre deutschen Fans halten ihr bis heute die Treue.

Auch „Die Skalden“ veröffentlichen ihre erste deutsche Schallplatte Anfang der 70er Jahre. 1971 erscheint bei AMIGA ihre LP mit deutschen Songs und dem polnischen Titel „Skaldowie Kraków“. Darunter befinden sich auch die Hits der Band: „Der Briefträger kommt“ (Medytacje wiejskiego listonosza) und „So viele Züge kommen an“ (Na wszystkich dworcach świata). Viele Singles nimmt die Band für AMIGA auf. Nicht selten veröffentlicht das DDR-Label diese auf verschiedenen Samplern. 2008 erscheint die CD „Die großen Erfolge“ mit einer Auswahl von AMIGA-Liedern der Skalden. Die CD wird unter diesem Namen aus der Sammlung „60 Jahre AMIGA“ (CD-Box Vol. 10) ausgekoppelt und ist seitdem auch einzeln erhältlich. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass 2001 „Karlstad - Live 1975“ (Label: Koch Poland), 2012 „Live in Germany 1974“ (Label: Kameleon) und 2013 „Live in Germany 1972“ (Label: Kameleon) in Polen erscheinen, die als Meilensteine der europäischen Rockmusik gelten. (Die letzten beiden genannten Konzerte wurden dank des Redakteurs Hilmar Bachor beim WDR in Köln aufgenommen.) Ebenso die Live-Aufnahmen aus Göttingen (1977), Frankfurt (1977), Neckargemünd (1978), Köln (1979) und Marburg (1980), die nachträglich auf polnischen Labels erschienen sind, beweisen die Popularität der Band nicht nur in der DDR, sondern auch im Westen.

Im deutschen Westen wie im Osten der 70er und 80er Jahre erlangt noch ein weiterer Musiker einige Berühmtheit: Czesław Niemen. 1973 erscheinen seine Platten fast zeitgleich sowohl in der DDR („Niemen“ / AMIGA) als auch in der BRD („Russische Lieder“ / CBS). Es folgen viele Konzerte in Westeuropa, in der BRD und in der DDR (hier auch „DT- 64 Konzerte“ und Auftritte beim „Festival des politischen Liedes”). Zwischen 1971 und 1973 arbeitet Czesław Niemen mit der polnischen Rockband SBB (Silesian Blues Band, später auch „Szukaj, Burz, Buduj“ (suche, zerstöre, baue) beziehungsweise „Search, Break & Build“) um den genialen Musiker Józef Skrzek zusammen. Auch diese Band veröffentlicht in Deutschland, im Osten wie im Westen: „SBB“ (1977 / AMIGA / DDR), „Follow My Dream“ (1978 / Spiegelei / Intercord / BRD), „Slovenians Girls“ (1979 / Omnibus / Arcum / BRD), und „Welcome“ (1979 / Spiegelei / Intercord / BRD).

 

Adam Gusowski, Februar 2016

 

Kurzinfos:
 

CZERWONE GITARY / ROTE GITARREN

Gründungsjahr: 1965

Musiker in der ersten Besetzung: Jerzy Kossela, Krzysztof Klenczon, Henryk Zomerski, Bernard Dornowski, Jerzy Skrzypczyk. Noch im Jahre 1965 geht Henryk Zomerski und wird von Seweryn Krajewski ersetzt.

 

Diskografie (Auswahl):
 

1966 – To właśnie my (Pronit)

1967 – Czerwone Gitary (2) (Polskie Nagrania Muza)

1968 – Czerwone Gitary (3) (Polskie Nagrania Muza)

1970 – Na fujarce (Polskie Nagrania Muza)

1971 – Spokój serca (Polskie Nagrania Muza)

1971 – Consuela (AMIGA / DDR)

1974 – Rytm Ziemi (Polskie Nagrania Muza)

1976 – Dzień jeden w roku (Polskie Nagrania Muza)

1977 – Port piratów (Polskie Nagrania Muza)

1978 – Rote Gitarren (AMIGA / DDR)

1991 - Czerwone Gitary (1) (Alcom)

1991 - Czerwone Gitary (2) (Alcom)

1994 - Ballady (Digiton)

1995 - Koniec (Tra-la-la)

1996 - The best of (Wodini/BuschFunk / BRD)

1999 – ...jeszcze gra muzyka (Rubicon)

2005 – O.K. (EMI)

2009 – Herz verschenkt (BRD)

Mediathek
  • 01 Die Rockgruppe Rote Gitarren

    Hinten v.l.: Bernard Dornowski (git, voc), Seweryn Krajewski (keyb, git, voc), Jan Pospieszalski (bg, voc). Vorn: Jerzy Skrzypczyk (dr, voc).
  • 02 Die Rockgruppe Rote Gitarren

    Bei einem Liveauftritt in Berlin (Ost).
  • Rote Gitarren - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku"

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.