Mark Forster: Ein Superstar mit polnischen Wurzeln

Mark Forster, New Pop Festival 2017
Mark Forster, New Pop Festival 2017

Es ist [in Deutschland] auf jeden Fall uncooler, halber Pole zu sein als halber Spanier oder halber Franzose“, gestand Mark Forster in einem Interview[1]. Der Sänger, der am 11. Januar 1983 in Kaiserslautern als Mark Ćwiertnia geboren wurde, erinnert sich daran, wie er früher diesbezüglich mit stereotypen Zuschreibungen konfrontiert wurde. Heute betrachtet er sein Heranwachsen in zwei Kulturen als vorteilhaft und spricht offen darüber, dass er sich sowohl als Deutscher als auch als Pole fühlt.

Die Musik war schon immer Marks Leidenschaft, doch lange Zeit deutete nichts darauf hin, dass aus dem Hobby des Jugendlichen seine Berufung werden würde. Forster wuchs in Winnweiler in Rheinland-Pfalz auf, wo er mit seiner polnischen Mutter, seinem deutschen Vater und seiner jüngeren Schwester lebte. Hier besuchte er auch das Gymnasium und hier gab er seine ersten Konzerte, bei denen er zusammen mit Gleichaltrigen nur eigene Lieder spielte, wie er stets betont: in Clubs bekannte Songs zu covern, hat ihn nie interessiert. Nach dem Abitur zog Forster nach Mainz, um Jura zu studieren, doch das Fach erwies sich als falsche Wahl, so dass er es nach vier Semestern aufgab, um zu Betriebswirtschaft zu wechseln. Das BWL-Studium schloss er dann zwar erfolgreich ab, ohne jedoch eine entsprechende Berufstätigkeit aufzunehmen. Nach seinem Umzug nach Berlin komponierte er zunächst Jingles und Soundtracks für diverse TV-Formate. In dieser Zeit wurde sein Talent von Kurt Krömer, dem bekannten deutschen Komiker, entdeckt. Der schlug ihm vor, an seinem Bühnenprogramm mitzuwirken. Forster begleitete Krömer daraufhin als „polnischer Pianist“ bei dessen Live-Auftritten in ganz Deutschland. In seinem Interview für die Deutsche Welle sagte der Musiker über diese Zeit: „Ich trat auf als der polnische Balboa. Ich war in der Band der Kerl, der nie verstanden hat, was man ihm sagte und der immer etwas anderes gespielt hat als das, was der Frontmann wollte. Es war unterhaltsam, aber auch eine aufschlussreiche Erfahrung, die ich für meine Arbeit auf der Bühne und im Fernsehen nutzen konnte”.[2]

Als Mark die Arbeit an der Seite von Kurt Krömer nach geraumer Zeit nicht mehr befriedigend findet, schreibt er wieder eigene Lieder und macht erste Schritte als Solokünstler im Show-Business. Anfangs tritt er noch unter seinem Familiennamen Ćwiertnia auf, kommt jedoch sehr schnell zu dem Schluss, dass der polnische Nachname für Deutsche ein Zungenbrecher ist. Seinen Künstlernamen verdankt er einem Zufall: eines Tages kam ein Vertreter eines Plattenlabels in sein Aufnahmestudio in der Forster-Straße und schrieb sich die Telefonnummer des jungen Künstlers unter dem Stichwort „Mark Forster“ auf. Kurz darauf nimmt die Karriere des Musikers Fahrt auf, was Forster in ein Dilemma stürzt: einerseits bringt ihm die Beschäftigung im TV-Programm von Kurt Krömer gutes Geld, andererseits wird sein Wunsch immer stärker, sich auf sein eigenes künstlerische Schaffen zu konzentrieren. In dieser Phase der Unentschlossenheit hilft Forster, dass er sich auf den Jakobsweg begibt. Nach reiflicher Überlegung beschließt der Sänger, seinen Job beim Fernsehen aufzugeben und als Komponist zu arbeiten, der seine Lieder selbst zur Aufführung bringt. Daraufhin zeigt sich bald, wie richtig diese Entscheidung war.

2010 unterschreibt Mark Forster einen Vertrag bei dem Label Four Music, das die Kult-Band Die Fantastischen Vier gegründet hatte, das sein Debütalbum produziert. Im Mai 2012 erscheint die erste Single „Auf dem Weg“, die sich rasch zu einem Hit entwickelt. Das zwei Monate später herausgebrachte Album „Karton“ wird als weiterer Erfolg mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Ein Jahr später kommt dann im November 2013 die Single „Einer dieser Steine“ vom Rapper Sido heraus, zu der Mark Forster den Refrain beisteuert. Der Titel steigt in den Charts in Deutschland und in der Schweiz in die „Top Ten“ und der Bekanntheitsgrad von Mark Forster steigt noch mehr. Bald darauf revanchiert sich der Rapper als Gastsänger in Forsters Song „Au revoir“, der Marks zweites Album „Bauch und Kopf“ (2014) ankündigt. Die Single klettert auf Platz zwei der Charts und heimst drei Goldene Schallplatten ein. Zur Popularität dieses Lieds trägt ganz unerwartet Lukas Podolski bei, der es seine Mannschaftskollegen während der Weltmeisterschaft in Brasilien hören lässt. Daraufhin dient der Song vor jedem Spiel als Anheizer und wird so zur inoffiziellen Hymne der Nationalmannschaft. Nachdem das deutsche Team dann den Weltmeistertitel gewinnt, ist „Au revoir“ das meist gehörte Lied auf Soundcloud. Die Single verkauft sich über eine Million Mal und beschert Forster den Deutschen Musikautorenpreis.

 

[1] Linda Zervakis, Folge des Podcasts „Gute Deutsche“ mit dem Titel Mark Forster und seine polnischen Wurzeln, Spotify, 20.07.2020.

[2] Maciej Wiśniewski, Niemiecka supergwiazda: Czekam na zaproszenie z Polski (Deutscher Superstar: Ich warte auf eine Einladung aus Polen). In: „Deutsche Welle“, 20.03.2016, online: https://www.dw.com/pl/niemiecka-supergwiazda-czekam-na-zaproszenie-z-polski/a-19126944 (zuletzt aufgerufen am 03.06.2021).

Dieser spektakulärer Erfolgt des Musikers stellt sein Leben völlig auf den Kopf. Forster wird quasi über Nacht zum Superstar. Er gibt unzählige Konzerte, meist in ausverkauften Hallen, und er wird zum Teenager-Idol. Einen weiteren Schub erfährt seine Popularität durch die Casting-Show „The Voice Kids“ von SAT.1, in der er seit 2015 Juror ist. Bei dieser Arbeit lernt Forster seine künftige Frau kennen, die Sängerin Lena Meyer-Landrut (2021 bekommen beide einen Sohn – Anm. der Autorin).

2015 macht Mark Forster aber auch selbst bei einem Wettbewerb mit. Er startet beim Bundesvision Song Contest für Rheinland-Pfalz und gewinnt mit dem Lied „Bauch und Kopf“. 2016 erscheint sein drittes Studioalbum „Tape“, das erneut erfolgreich ist. Die Songs sind jetzt viel optimistischer. Sie werden nicht mehr von der Melancholie und der Nachdenklichkeit getragen, an die sich Marks Fans bereits gewöhnt haben. In einem Interview gestand Forster: „Ich habe gerade eine gute Phase, fühle mich glücklich und möchte diese Gefühle mit meinen Fans teilen.[3] Dabei fällt es in der Tat schwer, dem Sänger angesichts dieser Erfolgserie sein Glück abzusprechen. Sein Lied „Wir sind groß“ wird im Sommer 2016 offizielle Erkennungsmelodie der Übertragungen der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich im ZDF. Der Ohrwurm wird vor und nach jeder gesendeten Paarung dieses Turniers gespielt. Einige Monate später folgt das Lied „Chöre“, das abermals alle Charts stürmt. Mark Forster wird daraufhin als beliebtester deutscher Sänger gekürt. Er wird vom Publikum geliebt, er leiht einer der Figuren im amerikanischen Zeichentrickfilm „Trolls“ seine Stimme und er wirkt in vielen TV-Formaten mit.

In einer Fernsehsendung, die 2017 in der vierten Staffel von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ ausgestrahlt wird, interpretiert Mark Forster auf Polnisch das Weihnachtslied „Lulajże, Jezuniu“ (Schlafe, Jesulein, schlaf ein), womit er nicht nur die Zuschauer überrascht, sondern vor allem die eigene Familie. Dieser Auftritt findet auch ein Echo in den polnischen Medien, die dem Sänger mit polnischen Wurzeln Anerkennung zollen, indem sie seinen ebenso leidenschaftlichen wie gefühlvollen Vortrag des Liedes und seine makellose Aussprache loben. Mark Forsters Fangemeinde in Polen wird daraufhin noch größer und er selbst träumt von einem Auftritt vor polnischem Publikum. In Interviews spricht der Sänger offen über seine Herkunft und macht kein Hehl daraus, dass er gern ein oder zwei Jahre in Polen leben würde. Als Hommage an seine dortigen Fans nimmt er dann 2018 das Lied „Like a Lion“ in polnischer Sprache auf. Es kam zuvor als Single heraus, auf der auch der Reggae-Musiker Gentleman singt. Außerdem veröffentlicht Mark sein viertes Album mit dem Titel „Liebe“, das in Deutschland, Österreich und in der Schweiz Goldstatus erreicht.

Die Zeit der Pandemie, in der keine Konzerte möglich waren, nutzte Mark Forster, um weitere Lieder aufzunehmen, darunter die Single „Ich frag die Maus“, die anlässlich des 50. Jubiläums der „Sendung mit der Maus“, der Kultsendung für Kinder, entstand. Im April 2021 veröffentlichte er die Single „Drei Uhr nachts“. Diesen Song über die Einsamkeit nach einer Trennung nahm er im Duett mit der Sängerin Lea auf. Und obwohl Forster seit mehreren Jahren eine glückliche Beziehung mit Lena Meyer-Landrut führt, versichert er, dass er in seinen Liedern Geschichten aus seinem Leben erzählt. Und vielleicht ist gerade diese Authentizität der besungenen eigenen Erfahrungen neben den musikalischen Qualitäten das Geheimnis von Mark Forsters Erfolg.

 

Monika Stefanek, Juni 2021

 

[3] Maciej Wiśniewski, Niemiecka supergwiazda... Online: https://www.dw.com/pl/niemiecka-supergwiazda-czekam-na-zaproszenie-z-polski/a-19126944