Józef Rosner (1892–1971): Der Meister des Porträts

Ausreise nach Polen

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Verfolgung ihrer Rassenpolitik zwangen Rosner 1936 dazu, nach Polen auszureisen. Er ließ sich in Krakau nieder, richtete sich in der Straße ul. Gertrudy 5 ein Kunstfotostudio ein und blieb der Stadt für den Rest seines Leben verbunden. Dieses Krakauer Atelier war sehr modern Eingerichtet, da Rosner eine komplette Studioausstattung mit nach Polen gebracht hatte. Der Umgang mit den Kunden soll sehr zuvorkommend gewesen sein.

Vor 1939 nahm Rosner erfolgreich an Fotowettbewerben in Warschau (Warszawa), London, Paris und Rom teil.

Der Zweite Weltkrieg und die Zeit der Besatzung

Nach der Besetzung Krakaus durch die Deutschen mussten die Rosners die Villa in der Gertrudy-Straße verlassen und bekamen ein paar Straßen weiter, in der Straße ul. Starowiślna 60, eine Wohnung zugewiesen. Bei diesem Umzug gingen Teile der Studioausstattung, darunter eine Kleinbild-Leica samt Objektiven, verloren oder sie wurden gestohlen. Rosner erhielt durch Vermittlung des Arbeitsamtes eine Stelle in einem der deutschen Fotostudios der Stadt. In dieser Zeit nahm er Kontakt mit dem Untergrund auf, dem er Kopien von Fotos überließ, die deutsche Soldaten an der Front gemacht hatten.

1942 wurde Rosner verhaftet und saß ein Jahr in dem Krakauer Gestapo-Gefängnis an der Montelupich-Straße ein. Die vielen Verhöre schwächten seine Gesundheit dauerhaft. Nach der Freilassung arbeitete er wieder in einem Fotoatelier.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg eröffnete Rosner ein neues Fotostudio in der Straße ul. Starowiślna 22. Im Auftrag der Komisja Badania Zbrodni Hitlerowskich (Kommission zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen) fertigte er unter anderem Porträts von Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz, indem er die existierende Bildzeugnisse vergrößerte.

Rosner engagierte sich auch für die Entwicklung der polnischen Fotografie. Nach der Wiederbelebung der Polskie Towarzystwo Fotograficzne (Polnische Fotografische Gesellschaft) war er zeitweilig deren Präsident. Sein Wissen gab er in Kursen für Kunstfotografie und in Vorträgen an Hobbyfotografen sowie an Berufsfotografen in Krakau und anderen Teilen Polens weiter. Seine Artikel, wie zum Beispiel „Świat Fotografii„ (Die Welt der Fotografie) und „Fotografia“ (Die Fotografie), wurden in der fotografischen Fachpresse veröffentlicht. Seit 1950 war Rosner Mitglied des Związek Polskich Artystów Fotografików (Verband Polnischer Kunstfotografen), die ihn 1956 zu ihrem Ehrenmitglied machte. In diesem Jahr waren seine Arbeiten auch in Leipzig und Dresden zu sehen. Darüber hinaus beteiligte er sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland.

1959 verlieh ihm die Stadt Krakau ihren Kunstpreis für herausragende Leistungen in der Fotografie. Józef Rosner starb 1971 nach schwerer Krankheit in Krakau und wurde ebendort auf dem Rakowicki-Friedhof beigesetzt.

Krzysztof Ruchniewicz, Juni 2018

Verwendete Literatur:

Lech Grabowski, Wśród polskich mistrzów kamery (Unter polnischen Meistern der Kamera), Warszawa 1964.

Henryk Hermanowicz, Józef Rosner (1892-1971), in: Polski Słownik Biograficzny, Bd. XXXII, Wrocław-Warszawa-Kraków 1989-1991, S. 110-111.