Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Sobieski: 1691 Jakob Louis Heinrich Sobieski

Henri Gascar (1635-1701, zugeschrieben): Bildnis eines französischen Marschalls (vermutlich Jakob Louis Sobieski), 1690er Jahre. Öl auf Leinwand, 112 x 91 cm, Palastmuseum Wilanów/Muzeum Pałacu Króla Jana III w Wilanowie
Henri Gascar (1635-1701, zugeschrieben): Bildnis eines französischen Marschalls (vermutlich Jakob Louis Sobieski), 1690er Jahre. Öl auf Leinwand, 112 x 91 cm, Palastmuseum Wilanów/Muzeum Pałacu Króla Jana III w Wilanowie

Am 11. Februar 1691 findet in der Hofkirche zu Neuburg an der Donau zunächst eine Prokuration, also eine Stellvertreterhochzeit, statt, in der die Vermählung von Hedwig Elisabeth mit Pfalzgraf Theodor von Sulzbach als Vertreter für Jakob Louis Sobieski durch den Bischof von Posen vollzogen wird. Außerdem wird Polen durch hochgestellte Persönlichkeiten vertreten. Zwei Tage später reist Hedwig Elisabeth nach Warschau, wo ihre Ankunft stürmisch gefeiert wird und im März eine reguläre Hochzeit stattfindet. Offiziell residiert das Paar künftig auf dem Schloss von Ohlau, das als Residenzstadt eine Blüte erlebt. Während Jakob Louis jedoch häufig abwesend ist, weil er seine Thronfolge vorbereitet, lebt Hedwig Elisabeth mit ihren Kindern ab 1699 in Wien. Erst ab 1712 residiert die Familie dauerhaft in Ohlau. Das Paar hat einen nicht überlebenden Sohn und fünf Töchter, von denen Maria Clementina/Maria Klementyna Sobieska (1702-1735) 1719 James Stuart, den Sohn des abgesetzten englischen Königs Jakob II. heiratet. Jakob Louis Sobieski steigt durch die Heirat signifikant im europäischen Hochadel auf. Über Hedwig Elisabeths Schwester Eleonore Magdalene Therese von Pfalz-Neuburg (1655-1720), die 1676 Leopold I. geheiratet hat, ist er jetzt ein Schwager des Kaisers. Ihr Bruder Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716) ist in erster Ehe mit Erzherzogin Maria Anna Josepha von Österreich (1654–1689) und in zweiter Ehe mit Anna Maria Luisa de’ Medici (1667-1743) verheiratet. Vier weitere Schwäger aus dem Hause Pfalz-Neuburg sind Bischöfe von Köln, Worms, Augsburg, Trier und Mainz.

Mit dem Tod Johanns III. im Jahre 1696 erbt Jakob Louis Sobieski die Besitzungen Złoczów, Żółkiew und Olesko in der polnischen Wojewodschaft Ruthenien (heute Solotschiw, Schowkwa und Olesko, Ukraine). Sein vermeintlicher Anspruch auf den polnisch-litauischen Thron erweist sich jedoch als trügerisch, da nach Familienstreitigkeiten und der Einmischung anderer europäischer Mächte 1697 der Kurfürst von Sachsen, Friedrich August I., genannt August der Starke, als August II. zum König von Polen gewählt wird. Seitdem bezeichnet sich Sobieski mit dem ihm eigentlich nicht zustehenden Titel als Herzog von Ohlau. Während des Dritten Nordischen Kriegs erneuert er seinen Anspruch auf den polnischen Thron und schlägt sich auf die Seite der polnischen Adligen, die ab 1704 die Abdankung Augusts des Starken betreiben. Im selben Jahr wird er von sächsischen Truppen bei Breslau gefangen genommen und bis 1706 auf der Pleißenburg bei Leipzig und der Festung Königstein inhaftiert.

Mit der Abdankung von August dem Starken und der Wahl von Stanisław Leszczyński zum König von Polen im Jahr 1706 kehrt Sobieski nach Ohlau zurück und verzichtet fortan auf weitere Bewerbungen um den Thron. Nach der Rückkehr Augusts des Starken 1709 auf den polnischen Thron versöhnt sich Sobieski erst 1717 mit diesem und erhält seine zuvor beschlagnahmten Besitzungen in Żółkiew zurück. Dort und in Ohlau kümmert er sich fortan vor allem um die Entwicklung seiner Ländereien. 1719 sollen Jakob Louis und Hedwig Elisabeth Sobieski in München und anschließend für mehrere Tage auf einer Wallfahrt in Altötting gewesen sein. Hedwig Elisabeth stirbt am 11. August 1722 im Alter von neunundvierzig Jahren in Ohlau und wird vermutlich im Dom zu Breslau beigesetzt, wo ihr Bruder Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1664-1732) seit 1683 als Fürstbischof und Oberlandeshauptmann von Schlesien residiert. Jakob Louis stirbt am 19. Dezember 1737 in Żółkiew und wird in der dortigen Stifts- und Pfarrkirche beerdigt. Seine Besitzungen erbt die gemeinsame Tochter Maria Karolina Sobieska (1697-1740), durch Heirat Fürstin von Turenne und Herzogin von Bouillon.

Das Porträt eines französischen Marschalls im Palastmuseum Wilanów (Titelbild), wird wegen der Ähnlichkeit zu anderen zeitgenössischen Gemälden als Bildnis des Jakob Louis Sobieski identifiziert und dem französischen Maler Henri Gascar (1635-1701) zugeschrieben. Gruppenporträts der Familie des polnischen Königs Johann III./Jan III Sobieski von der Hand oder aus der Werkstatt von Gascar in Krakau und Wilanów zeigen den ältesten Sohn Jakob Louis links neben seinem Vater mit ähnlicher Rüstung, Physiognomie, Haltung und dem Marschallstab als Attribut. Eine kleinere Fassung zu dem Krakauer Familienporträt wird in der Residenz in München aufbewahrt (Abbildungen unten). Bei dem Einzelbildnis dürfte es sich nach restauratorischen Untersuchungen um ein heute beschnittenes, ursprünglich ganzfiguriges Porträt gehandelt haben. Die im Hintergrund dargestellte Schlacht mit dem Sieg über die Türken vor Wien deutet ebenfalls auf Jakob Louis Sobieski. Rüstung und Marschallstab nach der Mode der siegreichen französischen Marschälle dieser Zeit beziehen sich offenbar symbolisch auf die französische Herkunft seiner Mutter und auf seinen Paten Ludwig XIV.

 

Axel Feuß, November 2021

 

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