Deutsche Polenlieder des Vormärz: Hoch Polonia!
Späte Polenlieder: Georg Herwegh (1840–46)
Im weiteren Verlauf des Jahrzehnts gerät der polnische Freiheitskampf aus dem Blick der deutschen Öffentlichkeit und die Phase der Polenlieder ist fast vorbei. Nur vereinzelt erinnern noch Dichter wie Georg Herwegh an die Polen und greifen die bekannten Motive auf. In seinem Text „Polens Sache, deutsche Sache“ (1846) weist er mahnend auf einen Freiheitskampf, der nur gemeinsam gelingen kann. An einer deutschen Freiheit, die um den Preis der polnischen Unfreiheit erkauft ist, will Herwegh keinen Anteil haben und er ruft Deutschland zu:
„Du suchst ja selbst aus tiefem Grund der Knechtschaft dich emporzuringen.
Willst du dein Joch zur selben Stund’ dem andern auf den Nacken zwingen?“
In einem Europa, das heute noch immer um eine gemeinsame Identität ringt und in dem noch immer das gemeinsame Bewältigen der Probleme des 21. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit ist, in diesem Europa haben die deutschen Polenlieder des Vormärz eine aktuelle politische Botschaft zu überbringen: keine Freiheit ohne Einheit - und umgekehrt übrigens auch nicht.
Stephan Höning, November 2016
Aufführungen der Polenlieder können angefragt werden unter
www.geschichte-in-liedern.de
Quellen & Literatur:
Brudzyńska-Němec, Gabriela: Polenbegeisterung in Deutschland nach 1830
http://ieg-ego.eu/de/threads/europaeische-medien/europaeische-medienere…
Kozielek, Gerard: Polenlieder - eine Anthologie, Stuttgart 1982 (Reclam)
Leonhard, Stanisław [Hrsg.]: Polenlieder deutscher Dichter (2), Krakau 1917,
http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/DkXI3936-2