Das Bewahren vor dem Vergessen. Der Friedhof Altglienicke in Berlin
Ich frage: Warum soll es unbedingt die Asche eines polnischen Priesters und nicht die eines polnischen Handwerkers oder Schneiders sein? Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass Emotionen wieder einmal unnötig hochgekocht werden und die Vernunft ins Abseits gerät. Nur zur Erinnerung: In Urnen auf einem Erinnerungsfeld kann die Asche verschiedener im Friedhofsregister für die Bereiche U1 und U2 eingetragener Personen ruhen oder auch nicht (eine Garantie dafür gibt es nicht). Der Grund ist leicht nachzuvollziehen: In den Berliner Krematorien, ähnlich wie später auch im KZ Sachsenhausen, wurden in einem Ofen mehrere Personen auf einmal verbrannt und ihre Asche anschließend in einen Behälter gegeben. Die Exhumierung und die Umbettung nach Polen wäre daher nichts anderes als ein „Reliquienhandel“ für politische Zwecke.
Dies ist zum Glück unterblieben. Der Vorschlag der Katholischen Mission wurde nicht weiterverfolgt.
Die Umsetzung des Projekts ist für den Herbst 2020 vorgesehen. Die Realisierung hängt nur noch von den Fortschritten in der Herstellung der „gläsernen Gedenktafeln“ sowie ihrer sicheren Anbringung auf dem Friedhof ab.
Bisher ...
Am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, erschienen im Rathaus Köpenick sowohl Privatpersonen, wie auch Schüler benachbarter Schulen, Angehörige der Polizei und der Bundeswehr, um den Verstorbenen und Ermordeten ihre Identität mit einem jeweils individuellen Schriftzug zurückzugeben. Zu den „Schriftpaten“ gehörten auch Bedienstete der Stadtverwaltung sowie zufällig eingebundene Passanten und ... polnische Freunde.
Alle sind vor der Geschichte gleich.
Unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Beruf und ihrem Glauben.
Und so soll es auch bleiben.
Wojciech Drozdek, März 2020
Mehr über das Projekt und seine Umsetzung ist auf dieser Webseite im Internet zu finden: https://www.erinnerungsort-altglienicke.de/erinnern-und-gedenken-an-1364-tote/