Archivbestand des Bundes der Polen „Zgoda“ in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Vereinsfahne des Bundes der Polen „Zgoda“ in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Vereinsfahne des Bundes der Polen „Zgoda“ in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

I. Geschichte der Organisation

 

Der Bund der Polen „Zgoda“ (Eintracht) in der Bundesrepublik Deutschland e.V. [Związek Polaków „Zgoda“ w Republice Federalnej Niemiec] wurde 1950 in Hamburg gegründet und 1952 als Kultur- und Bildungsverein in das Vereinsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragen. Er ging als Abspaltung aus dem Bund der Polen in Deutschland „Rodło” (BPiD „Rodło”) [Związek Polaków w Niemczech „Rodło” (ZPwN „Rodło”)] hervor, der 1922 gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt wurde. Der Hauptgrund der Abspaltung lag in den unterschiedlichen politischen Positionen der Spitzenfunktionäre des BPiD „Rodło”, die seit der zweiten Hälfte der 1940er Jahre zu verzeichnen waren und von 1950 bis 1952 weiter eskalierten. Diese Jahre entschieden über die Zukunft des BPiD „Rodło”, und sie wirkten sich über Jahrzehnte auf die in Deutschland lebenden Polen aus. Begleitet wurde der Konflikt von starkem Engagement der Konsularabteilung der Polnischen Militärmission [Wydział Konsularny Polskiej Misji Wojskowej] in Düsseldorf. Die Regierung der Volksrepublik Polen war darum bemüht, sich den Vorstand des Bundes gefügig zu machen, um ihn dazu zu bringen, die in Deutschland lebenden Polen zur Rückkehr in ihr Heimatland zu bewegen. Daraufhin bildeten sich im BPiD „Rodło” zwei Fraktionen heraus, eine national-katholische mit Michał Wesołowski an der Spitze und eine pro-polnische (als pro-kommunistisch geltende), die von Augustyn Wagner angeführt wurde. Den Wendepunkt in diesem Konflikt stellte die Hauptversammlung des BPiD „Rodło” am 26. März 1950 dar, in der Michał Wesołowski zum Vorsitzenden des Bundes gewählt wurde. Zugleich wurde Augustyn Wagner aus dem Vorstand verdrängt, da man befürchtete, dass die deutsche Seite den Bund bezichtigen könnte, seine Weltanschauung dem Kommunismus anzunähern. Die Fraktion um Wagner betrieb daraufhin die Gründung des Bundes der Polen „Zgoda“, der die polnische Regierung und die Veränderungen in der Volksrepublik Polen anders als der BPiD „Rodło” loyal unterstütze. Die neu gegründete Organisation leistete den Bemühungen der polnischen Regierung Vorschub. Beliebt war sie unter den in Deutschland lebenden Polen jedoch vor allem wegen des finanziellen Nutzens, der sich für Mitglieder aus einem verminderten Pflichtumtausch bei Polenreisen ergab. Dieser Umstand trug dem Bund der Polen „Zgoda“ bis 1990 viele neue Mitglieder ein. Als der Pflichtumtausch 1990 abgeschafft wurde, sank die Mitgliederzahl. Trotz aller Versuche, das Image zu ändern und dem Bund neue Finanzierungsquellen für seine Aktivitäten zu erschließen, setzte ein fortschreitende Niedergang ein, der 2013 zur Auflösung des Bundes der Polen „Zgoda“ e.V. in der Bundesrepublik Deutschland führte.

II. Geschichte des Archivbestands

Nachdem sich der Bund der Polen „Zgoda“ e.V. in der Bundesrepublik Deutschland aufgelöst hatte, wurde 2015 das Archivgut der Organisation der Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland „Porta Polonica” in Bochum übergeben. Der geordnete Bestand wurde anschließend dem Archiv für soziale Bewegungen (AfsB) mit Sitz im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum übertragen und der Öffentlichkeit zu Forschungszwecken zugänglich gemacht.

III. Charakterisierung des Archivguts

Das im AFsB befindliche Archivgut des Bundes ist nicht vollständig. Seine Qualifizierung ergab, dass die Eingangs- und Ausgangsbücher der Korrespondenz (sofern sie geführt wurden) sowie einige Jahrbücher der Rundschreiben fehlen. Die Unterlagen wurden in themenbezogenen Ordnern abgeheftet und in Karteikästen (Mitgliedschaftserklärungen und Mitglieder-Ausweise) gesammelt. Wie vollständig das erhaltene Archivgut ist, ist schwer zu sagen, wobei es sicher an die 90% sein werden. Der Erhaltungszustand ist gut. Der überwiegende Teil der Unterlagen ist in polnischer Sprache verfasst. Die einzelnen Archiveinheiten sind ebenfalls in polnischer Sprache beschriftet. Bei der Inventarisierung des Bestands wurden Titel in deutscher Sprache vergeben.