Ryszkiewicz, Józef
Ryszkiewicz, Józef (Josef von Ryszkiewicz), polnischer Maler, Illustrator und Publizist, Mitglied der „Münchner Schule“. 1878-82 Schüler des polnischen Malers Józef Brandt in München, 1879-82 Student an der dortigen Akademie der Bildenden Künste. *19.11.1856 Warschau, †19.5.1925 ebenda. Vater des Schlachtenmalers Józef Ryszkiewicz-Świrysz (1888-1942). Sohn des Beamten Józef R. (1822-1885) und dessen Ehefrau Marcjanna Marianna Mianowska h. Przerowa (1832-1906); die Familie ist ursprünglich in Litauen, insbesondere in Samogitien, ansässig. Dort verbringt R. während seiner Kindheit und Jugend jährlich Aufenthalte. 1871-75 studiert er in der Warschauer Zeichenklasse/Klasa Rysunkowa bei Wojciech Gerson (1831-1901), Cyprian Lachnicki (1824-1906) und Aleksandr Kamiński (Alexander Kaminski, 1823-1886). 1875-77 Studium an der Kunstakademie St. Petersburg bei dem Schlachtenmaler Bogdan Pawlowitsch Willewalde (1818/19-1903). 1878 geht R. nach München und wird zunächst Schüler des polnischen Schlachten- und Genremalers Józef Brandt (1841-1915, Mitglied der „Münchner Schule“), bei dem er auch bis zum Ende seiner Münchner Zeit, 1882, weiter lernt. Am 4.11.1879 Eintritt in die technische Malklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1882 bei dem Historienmaler Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919). Er beginnt sein Studium im selben Semester wie andere polnische Künstler der „Münchner Schule“: der Holzschneider und Xylograph Aleksander Regulski (1839-1884), der Maler Franciszek Teodor Ejsmond (1859-1931), der zuvor ebenfalls bei Kamiński an der Warschauer Zeichenklasse studierte, in München zu Alexander Wagner geht und mit Brandt befreundet ist, und der Maler Stanisław Lentz (1861-1920), der an der Warschauer Zeichenklasse bei Wojciech Gerson (1831-1901) lernte und dann in München ebenfalls bei Wagner studiert. Ab 1882 lebt R. in Warschau, arbeitet freischaffend, organisiert und nimmt teil an Ausstellungen und schreibt als Kunstkritiker für die Zeitschriften Słowo und Kurier Niedzielny. Er arbeitet auch als Illustrator für die Warschauer Presse und veröffentlicht unter anderem in den Periodika Biesiada literacka, Tygodnik Ilustrowany und Wędrowiec Artikel über Sagen und Legenden sowie über Volksleben und Brauchtum in Litauen jeweils mit zahlreichen eigenen Illustrationen. Er ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied verschiedener Künstlervereinigungen. – R.s Pferde- und andere Genreszenen und die darin zu sehenden Landschaften verraten den Einfluss, den die Aufenthalte in Litauen und insbesondere in Samogitien seit seiner Kindheit auf sein künstlerisches Schaffen haben. Populär ist er zu seiner Zeit mit ländlichen und kleinstädtischen Szenen („Not“, 1884; „Pferdemarkt“, um 1910), Jagdmotiven („Elchjagd mit Hunden“, 1924) sowie Schilderungen aus dem Leben der Herrenhäuser. Seine polnischen Landschaften, häufig mit Pferden, zeigen fein empfundene Stimmungen zu verschiedenen Jahreszeiten. Seine Historien- und Schlachtengemälde sind kriegerischen Ereignissen aus der polnischen Geschichte gewidmet, schildern Begebenheiten aus dem Novemberaufstand 1830/31 und dem Januaraufstand 1863/64, die er mit Vorliebe während der Dämmerung und Nachtstunden inszeniert. Thematisch und in seinem kräftigen Kolorit steht er in der Tradition seines Lehrers Józef Brandt, aber auch von anderen polnischen Malern der „Münchner Schule“ wie Maksymilian Gierymski (1846-1874), Józef Chełmoński (1849-1914) und Wojciech Kossak (1856-1942). Er malt jedoch glatter und gefälliger als seine Vorgänger. Im Spätwerk hellt sich seine Palette unter dem Einfluss des Impressionismus auf. Gelegentlich malt er auch Porträts und schafft Dioramen („Die Belagerung von Częstochowa durch die Schweden 1655“, 1898). Werke befinden sich in der in der Nationalen Kunstgalerie Lviv, in den Nationalmuseen von Poznań und Warschau sowie in Warschau im Museum der Unabhängigkeit/Muzeum Niepodległości und im Museum von Warschau/Muzeum Warszawy.
Gruppenausstellungen: Ab 1877 Warschau, Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / Ab 1879 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / 1891 Berlin, Internationale Kunstausstellung (Ehrenvolle Erwähnung) / 1893 Chicago, Worldʼs Columbian Exposition (Silbermedaille) / 1894 San Francisco, California Midwinter International Exposition (Silbermedaille) / 1898 Warschau, Salon Krywult / 1900 Paris, Weltausstellung (Bronzemedaille)
Literatur: Polski Słownik Biograficzny, Band 33, 1992, Seite 562; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 13, 61; Jerzy Malinowski: Malarstwo polskie XIX wieku, Warschau 2003; C. Rohrschneider, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 100, Berlin/Boston 2018, Seite 242 f.
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 03757 Josef von Ryszkiewiez (sic!), https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1879/matrikel-03757
Zur Abstammung vergleiche Sejm Wielki, http://www.sejm-wielki.pl/b/psb.27579.1
Zahlreiche Werke sowie grafische Umsetzungen anderer Künstler nach seinen Vorlagen im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=Ryszkiewicz%2C+J%C3%B3zef+&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2
Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=754
Werke im Auktionshaus DESA Unicum, Warschau, https://desa.pl/pl/artysci/jozef-ryszkiewicz/
Werke im Auktionshaus Agra Art, Warschau, https://sztuka.agraart.pl/autor/licytacje/239/jozef-ryszkiewicz
Werke im Auktionshandel auf Mutual Art, https://www.mutualart.com/Artist/Jozef-Ryszkiewicz/635BCA7DA96D215F
(alle Links wurden zuletzt im Dezember 2019 aufgerufen)
Axel Feuß, Dezember 2019