Römer, Edward Mateusz
Römer, Edward Mateusz(Romer; Edvardas Matas Riomeris, Эдвард Матэй Ромер), polnisch-litauisch-weißrussischer Maler (aus einer Familie, die im 13. Jahrhundert aus Sachsen nach Weißrussland ausgewandert ist), Mitglied der „Münchner Schule“. 1867 Student an der Kunstakademie Dresden, 1869-74 an der Akademie der Bildenden Künste München. *19.9.1848 Wologda, †10.2.1900 Lunna/Weißrussland. Bruder des Malers Alfred Izydor Römer (1832-1897, Mitglied der „Münchner Schule“). Sohn des Sozialaktivisten, Schriftstellers, Übersetzers und Malers Edward Jan Römer (1806-1878) und dessen zweiter Ehefrau Zofia Monwid-Białozor (1817-1893). Der Vater wird als Teilnehmer des Novemberaufstands 1830/31 im Jahr 1833 in Vilnius inhaftiert und nach Wologda verbannt, kehrt aber 1834 zurück; 1838/39 wird er erneut nach Wologda deportiert, wo Edward geboren wird. 1852 kehrt die Familie nach Litauen zurück und lebt in Vilnius und auf dem Familiengut Antanašė bei Rokiškis. Ersten Zeichenunterricht erhält er wie bereits sein Bruder von seinem Vater, von dem Maler Kanuty Rusiecki (Kanutas Ruseckas, 1800-1860) am Adelsinstitut/Instytut Szlachecki von Vilnius und schließlich von dem Maler Jan Zienkiewicz (Jonas Zenkevičius, 1821-1888) in einer im Wohnhaus der Familie Römer eingerichteten privaten Akademie („Römer-Akademie“). Nach dem Abitur 1867 in Vilnius studiert er ab dem Herbst des Jahres an der Kunstakademie Dresden bei Karl Wilhelm Schurig (1818-1874), ab Frühjahr 1868 an der Zeichenschule in Vilnius. Am 30.10.1869 Eintritt in die Naturklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bei dem Historienmaler Hermann Anschütz (1802-1880), dem Genre- und Landschaftsmalers Otto Seitz (1846-1912) und in der privaten Malschule des Schlachten- und Pferdemalers Franz Adam (1815-1886). Enge Verbindungen unterhält er zur polnischen Malerkolonie in München, insbesondere zu Józef Brandt (1841-1915), Aleksander (1850-1901) und Maksymilian Gierymski (1846-1874), Władysław Czachórski (1850-1911, alle Mitglieder der „Münchner Schule“) und Juliusz Kossak (1824-1899), der 1869 ebenfalls bei Adam studiert. 1871 kommt sein Bruder Alfred Izydor zum Studium nach München und bleibt bis 1874.
Als dieser nach Litauen zurückkehrt und heiratet, geht Edward Mateusz auf eine Europareise. 1877/78 kehrt er nach Litauen zurück und eröffnet in Vilnius ein Atelier. 1880 heiratet er die Tochter eines Grundbesitzers, Józefa Oktawia Czachowska (1858-1914), und lebt mit ihr auf dem als Mitgift zugefallenen Besitz in Lunna, wo er weiterhin seine Malerei betreibt; das Paar hat vier Kinder. – R. malt Pferde- und Jagdszenen mit herrschaftlichen Reiterinnen und Reitern in der Nachfolge von Adam und unter dem Einfluss von Brandt und den Brüdern Gierymski („Zwei Reiter – Ich habe einen Hasen geschossen“, 1872, Šiauliai Aušros Museum, Šiauliai;„Reiterin“/„Amazonka“, Ende 19. Jahrhundert, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie) im realistischen Stil der „Münchner Schule“. Er selbst bezeichnet sich jedoch als Landschaftsmaler. Vor allem seine Winter- und Schneelandschaften, die gelegentlich durch kleine Genre- und Pferdeszenen belebt sind (siehe Titelbild), zeichnen sich durch klare, lichte Farben und nahezu fotografischen Realismus aus, der an die nordische Malerei um 1900 erinnert. Daneben entstehen historische Szenen unter anderem mit romantisierten Ereignissen aus dem Januaraufstand 1863, Genreszenen aus dem einfachen Leben der Land- und Stadtbevölkerung (Bettler, Bauern, Juden, Händler) sowie Figurenbilder und Volkstypen („Schmied“; „Bauer mit Pelzkappe“, beide Litauisches Kunstmuseum/Lietuvos dailės muziejus, Vilnius; „Der Dichter Antanas Strazdas“, 1877, Nationales Kunstmuseum M. K. Čiurlionis/Nacionalinis M. K. Čiurlionio dailės muziejus, Kaunas). Außerdem malt er religiöse Motive. Ethnographische Studien schafft er vorwiegend als Aquarell. Werke befinden sich unter anderem in Warschau im Nationalmuseum/Muzeum Narodowe und in der Nationalbibliothek/Biblioteka Narodowa, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, im Litauischen Kunstmuseum/Lietuvos dailės muziejus in Vilnius, im Šiauliai Aušros Museum in Šiauliai und im Nationalen Kunstmuseum M. K. Čiurlionis/Nacionalinis M. K. Čiurlionio dailės muziejus in Kaunas.
Ausstellungen: 1873 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie / Warschau, Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1893 Lemberg (heute Lviv), Silbermedaille / 1892 München / Paris, Wien, Berlin
Literatur: Polski Słownik Biograficzny, Band 31, 1988/89, Seite 635; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 10, 60 (Romer); Jolanta Širkaitė: Dailininkai Römeriai. The artists of the Römer family, Ausstellungs-Katalog Museum Palais Radziwiłł (Litauisches Kunstmuseum)/Radvilų rūmų muziejus (Lietuvos dailės muziejus), Vilnius 2006
Online: Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 02542 Eduard von Roemer, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1869/matrikel-02542
1 Werk im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/docmetadata?id=15389&show_nav=true
3 Werke in der Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie auf polona.pl, https://polona.pl/search/?query=R%C3%B6mer,_Edward_Mateusz&filters=public:1
Zur Genealogie auf Sejm Wielki, http://www.sejm-wielki.pl/b/psb.26437.1
Werke in der Dauerausstellung des Litauischen Kunstmuseums/Lietuvos dailės muziejus in Vilnius, http://ldmuziejus.mch.mii.lt/VPG/Ekspozicija/lt/xix.html
Ausstellung The Artists of the Römer Family, 2006, mit Biografien der Künstler und einer virtuellen Ausstellung (englisch), http://old.ldm.lt/RRM/Romers_en.htm
Biografie auf Lithuanian Art Fund, http://www.lietuvosmenas.lt/authors/221
(alle aufgerufen am 2.8.2018)
Axel Feuß, August 2018