Interviewreihe mit den Polonia-Beauftragten der Länder – Ihre Ansprechpartner:innen vor Ort
Die Vertreter:innen sind generell an die Position der/s „Integrationsbeauftragten“ bzw. an die Stelle der für die Integration zuständigen Referatsleitungen angebunden. Diese Zusammenführung von zwei Funktionen in einer Person hat Vor-und Nachteile: Der Vorteil ist, dass die Sichtbarkeit der Polonia-Beauftragten höher ist, wenn jene gleichzeitig durch eine:n Integrationsbeauftragte:n ausgeübt wird. Würde die Funktion dagegen eigenständig ausgeübt werden, könnte ein eventueller Interessenkonflikt vermieden werden, da die allgemeinen Integrationsbeauftragten für alle Menschen mit Migrationsbiografie zuständig sind. Denn so lässt sich schwerer erklären, warum für Pol:innen andere Rechte als für alle andere migrantischen Communitys vorgesehen sind. Aus diesem Grund kann die Stelle zwar von einer und derselben Person ausgefüllt werden, formal sind es jedoch zwei verschiedene Funktionen.
Eine Ausnahme besteht im Land Nordrhein-Westfalen, in dem die Funktion zwar in den Verwaltungsstrukturen angesiedelt ist, allerdings ehrenamtlich ausgeübt wird. Dagegen verfügt sie über einige zusätzliche Personalressourcen vom Ministerium und über Landesmittel für die Projektarbeit. Die Mittel werden an die Träger vergeben, die zur Verbesserung der Situation von Polonia-Community in NRW beitragen.
Die vorliegende Interviewreihe hat sich zum Ziel gesetzt, den Personen hinter der Funktion der Polonia-Beauftragten in kurzen Interviews eine Stimme zu verleihen. Die Vertreter:innen wurden gebeten, ihre Aufgaben zu beschreiben, ihren Bezug zur polnischen Community sowie ihre Motivation für ihr Engagement und ihre Herzensthemen und Projekte zu benennen, die für sie persönlich wichtig sind. Um die Sichtbarkeit der Polonia-Beauftragten zu erhöhen, sind am Ende jedes Interviews Kontaktdaten angegeben.
Einige Erwartungen, die mit der Funktion von Polonia-Beauftragten verbunden sind, haben Vertreterinnen aus der Polonia-Community wie folgt formuliert:
Dr. Kamila Schöll-Mazurek (Europa-Universität Viadrina)
„Ich erwarte von der Bevollmächtigten, dass sie die polnischen Gemeinschaften in ihrem Bundesland zusammenbringt und diese Gemeinschaften auf Integrationsfragen ausrichtet, um so die verlorene Zeit aufzuholen, d.h. die letzten Jahre, in denen die polnische Gemeinschaft in Deutschland unsichtbar wurde und sich hauptsächlich mit Fragen der polnischen Kultur und der Erhaltung der polnischen Sprache beschäftigte. Meiner Meinung nach sollte sich der Bevollmächtigte für die Polonia nicht nur mit der Kultur und der polnischen Sprache befassen, sondern auch die polnische Gemeinschaft in Deutschland in die aktuellen Integrations- und Politikdebatten einbeziehen. Diese Funktion ist sehr wichtig, gerade in der heutigen Zeit, in der viele Menschen aus Polen nach Deutschland kommen wollen. Eine interessante Lösung wäre es, die Rolle des Weimarer Dreiecks zu nutzen und die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Frankreich zu vergleichen und ähnliche Lösungen in der Zusammenarbeit mit Partnerregionen in Polen auf der Grundlage der gleichen Bedeutung anzuwenden. Rheinland-Pfalz kooperiert beispielsweise mit der Woiwodschaft Opole, beide Regionen haben bereits eigene Büros. Diese Büros dienen in der Regel touristischen und wirtschaftlichen Themen und könnten um das Thema Migration und die Unterstützung von Menschen polnischer Herkunft beim Grenzübertritt und der Arbeitsaufnahme in Deutschland erweitert werden.“