Szembek, Stanisław Feliks
Szembek, Stanisław Feliks (Stanisław Feliks hr. Szembek ze Słupowa, Stanislaus Graf Szembek), polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1868-71 in München an der Akademie der Bildenden Künste und im Künstlerkreis um Józef Brandt. *5.8.1849 Siemianice/Siemianice (województwo wielkopolskie), Kreis Schildberg/Ostrzeszów, †28.5.1891 Wysocko, Landkreis Ostrowo/Wysocko Wielkie, Powiat ostrowski. Sohn des Rittergutsbesitzers Aleksander hr. Szembek ze Słupowa (1814-1884) und seiner Ehefrau Felicja Wierusz-Niemojowska (1822-1878), Enkel des Generalmajors der polnischen Armee, Piotr Szembek (1788-1866), mütterlicherseits des Juristen und Politikers Bonawentura Niemojowski (1787-1835), drei Brüder. Wie seine Brüder versucht er sich während des Januaraufstands 1863 den Truppen von General Edmund Taczanowski (1822-1879) anzuschließen, wird aber wegen seines jugendlichen Alters abgewiesen. Ab 1864 besucht er das St.-Matthias-Gymnasium/Katolickie gimnazjum św. Macieja in Breslau. Nach dem Abitur geht er zum Studium nach München. Am 15.11.1868 Eintritt in die Antikenklasse an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, gleichzeitig mit Ludomir Benedyktowicz (1844-1926), Witold Pruszkowski (1846-1896), Ksawery Pillati (1843-1902) und Aleksander Gierymski (1850-1901, alle Mitglieder der „Münchner Schule“), Studium bei Alexander Strähuber (1814-1882), 1869-70 bei dem Illustrator, Genre- und Landschaftsmaler Wilhelm Diez (1839-1907). Er verkehrt im Kreis der polnischen Künstler um den Pferde- und Schlachtenmaler Józef Brandt (1841-1915) und freundet sich vor allem mit dem Maler Adam Chmielowski (1845-1916) an, der zusammen mit Aleksander Gierymski und dessen Bruder Maksymilian (1846-1874, alle Mitglieder der „Münchner Schule“) ein gemeinsames Atelier betreibt. Für das Gemälde eines „Tscherkessen“ (siehe Titelbild) erhält er eine Silbermedaille. 1871 wird er Mitglied des Kunstvereins München. Wenig später geht er nach Polen zurück. Er erwirbt das Gut Bonarka in der Nähe von Krakau, wo er sich niederlässt, und knüpft Kontakte zur Krakauer Malergruppe um Jan Matejko (1838-1983, Mitglied der „Münchner Schule“), insbesondere zu Pruszkowski und Tadeusz Ajdukiewicz (1852-1916, Mitglied der „Münchner Schule“). 1878 lernt er in Zoppot Augusta Czarna-Zawisza z Soboty (1856-1936) kennen, die er im Juli 1879 heiratet; zwei Kinder. Anschließend erwirbt er von seinem Vater die Güter Sadowie und Wysocko im Kreis Ostrowo/Ostrów Wielkopolski. In Wysocko siedelt er sich an, baut das Herrenhaus wieder auf, fügt einen Atelieranbau hinzu und legt einen Park mit Wildreservat und Obstgarten an. Er sammelt Danziger Kunst und Porzellan. 1882 reist er wegen seiner Tuberkulose-Erkrankung zur Kur nach Bellagio und Bad Reichenhall. 1883 und 1885 Reisen nach Italien. Seine fortschreitende Tuberkulose führt in den folgenden Jahren zu schweren Behinderungen. – Im Frühwerk der Münchner Zeit ist der Einfluss von Józef Brandt noch deutlich spürbar. Dessen Begeisterung für die alten slawischen Volkstrachten zur Zeit der Kosakenkriege und Tatareneinfälle des 17. Jahrhunderts scheint in Szembeks Gemälde eines „Tscherkessen“ (siehe Titelbild) wieder auf. Allerdings hat dieses Bild auch zeitnahen Bezug, nämlich den von Russland gegen die Tscherkessen und Tschetschenen geführten Kaukasuskrieg 1817-64. Motive von dort bringt der Maler Theodor Horschelt (1829-1871) von seinen Expeditionen in den Kaukasus 1858-62 zurück nach München und beeinflusst damit auch die polnischen Maler der „Münchner Schule“. Erst zehn Jahre nach Szembek malen Alfred Wierusz-Kowalski (1849-1915, ab 1873 in München) und der aus Odessa stammende Maler Franz Roubaud (1856-1928, ab 1877 in München) wieder Motive aus den Tscherkessen-Kriegen. Szembek interessiert sich nicht für die Schlachten- und Pferdemotive von Brandt, sondern konzentriert sich – sicher beeinflusst von seinem Lehrer Wilhelm Diez – auf das Menschenbild. In seinen um 1870 entstandenen Skizzenbüchern (im Besitz der Familie) finden sich vor allem Porträts von Freunden und Verwandten. Seine Gemälde zeigen Figurenbilder („Junger Mann“; „Sitzender Alter“; „Weibliches Porträt“). Seit seiner Ansiedlung in Wysocko entstehen weiterhin Bildnisse von Verwandten und Selbstporträts. Von seinen Reisen nach Italien bringt er Landschaftsstudien und Ansichten von Neapel mit. Späte Landschaften und Dorfansichten aus Großpolen (Auktionshaus Agra Art) schafft er vor allem in kleinen Formaten und in heller Farbigkeit in freier Natur. Werke befinden sich im Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie, im Stadtmuseum Ostrów Wielkopolski/Muzeum Miasta Ostrowa Wielkopolskiego, im Kulturzentrum Odolanów/Odolanowski Dom Kultury sowie im Muzeum Lubuskie in Gorzów Wielkopolski.