Piotrowski, Maksymilian Antoni
Piotrowski, Maksymilian Antoni (Maximilian Anton), polnischer Maler und Zeichner. 1833-42 Student der Akademien in Berlin und Düsseldorf. 1843 in München. 1844-48 in Berlin. Ab 1849 Professor in Königsberg. *8.6.1813 Bromberg/Bydgoszcz, †29.11.1875 Königsberg (heute Kaliningrad), beigesetzt in Bromberg im Familiengrab. Sohn eines Bäckereibesitzers. Nach seinem Schulabschluss in Bromberg studiert er von 1833 bis 1838 an der Akademie der Künste in Berlin, ab 1835 Historienmalerei bei Wilhelm Hensel (1794-1861). Während einer Kunstreise durch Deutschland kommt er nach Düsseldorf, wo er an der dortigen Kunstakademie seine Studien bei deren Direktor, dem nazarenischen Maler Friedrich Wilhelm von Schadow (1788-1862), fortsetzt (Porträt von Schadow im Bezirksmuseum/Muzeum Okręgowe im. Leona Wyczółkowskiego in Bydgogszcz). 1842 geht er nach Rom, wo er Kontakt zu dem Maler Friedrich Overbeck (1789-1869, Mitbegründer der Künstlergruppe der Nazarener) hat; im Dezember wird er als Mitglied in die Ponte-Molle-Gesellschaft, den deutschsprachigen Künstlerbund, aufgenommen. 1843 in Neapel und auf Capri. Noch im selben Jahr reist er nach München, wo er den Maler Peter von Cornelius (1783-1867), ebenfalls ein Mitglied der Nazarener, und den Historienmaler Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) kennen lernt. Zur Jahreswende 1843/44 kehrt er nach Berlin zurück. Dort erhält er durch die Vermittlung von Hensel den privaten Auftrag für ein Gemälde zum Anglo-Afghanischen Krieg (Karton und Skizzen im Nationalmuseum/Muzeum Narodowe in Poznań). 1848 nimmt er in Berlin (wo er kurzzeitig inhaftiert wird), Bromberg und Posen an freiheitlichen Demonstrationen teil. 1849 geht er nach Königsberg, wo er an der vier Jahre zuvor gegründeten Kunstakademie auf eine lebenslange Professorenstelle berufen wird. Dort unterrichtet er 26 Jahre lang das Zeichnen nach Gipsen. 1856, 1858 und 1867 ist er mit Gemälden an Ausstellungen in Krakau, 1864 in Berlin beteiligt. – P. schafft Ölgemälde, Aquarelle, Pastelle und Bleistiftzeichnungen. Seine zahlreichen Genreszenen, gemalt in einem biedermeierlichen Realismus, zeigen humorvolle Motive aus dem Studentenleben („Die Fuchstaufe/Zabawa studentów. Chrzest fuksa“, 1848, Öl, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie), sentimentale Motive („Indiskretion eines Freimaurers“, 1870) und Volkstypen aus Polen („Tabak schnupfender Bauer/Wieśniak zażywający tabakę“, 1857, Öl, Nationalmuseum Warschau) und Italien („Kopf eines Juden aus Thessaloniki/Głowa Żyda z Salonik“, 1842, Öl, Nationalmuseum Warschau; „Römische Gemüsehändlerin“, 1853 ausgestellt). In realistischer Malerei schildert er Szenen aus dem Leben der polnischen Flößer mit ihren Trachten und Gebräuchen („Flößer auf der Memel am Abend“, 1868, Öl, verschollen). Einige Gemäldeszenen spielen vor der Stadtkulisse von Bromberg. Während seiner revolutionären Phase entstehen 1848 entsprechende Bilder: „Revolutionär/Rewolucjonista“, „Auf den Barrikaden/Na barykadach“, „Frühling der Nationen/Wiosna Ludów“ sowie Arbeiten zu patriotisch-polnischen Themen (Zeichnung für eine Lithographie im Auftrag der 1848 in Berlin gegründeten Polnischen Liga/Liga Polska: „Durch Einheit und Gleichheit zu Unabhängigkeit und Freiheit“). Bekannt wird er durch seine Historienmalerei („Wandas Tod/Śmierć Wandy“, 1859, Öl, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie; „Marie Antoinette nimmt Abschied vom Dauphin“, 1864, Öl, Nationalmuseum/Muzeum Narodowe, Poznań). Einige Gemälde widmet er dem polnischen Januaraufstand 1863/64. Seine frühen Figurenbilder und Porträts, darunter das Bildnis seiner Geschwister („Balkonszene/Scena balkonowa“, 1839, Öl, Bezirksmuseum Bydgoszcz) in Renaissance-Kostümen vor einer Ideallandschaft, sind dem glatten, idealisierten und farbigen Stil der Nazarener nachempfunden. Spätere bürgerliche Bildnisse („Vor dem Kirchgang“, 1842) folgen dem Malstil des Biedermeiers; zahlreiche Porträts aus der eigenen Familie. 1854 malt P. für die Stadt Posen ein lebensgroßes Porträt König Friedrich Wilhelms IV. Die religiösen Gemälde, meist für Kirchen gemalt, folgen wieder dem idealisierten, am Mittelalter geschulten Stil der Nazarener, darunter eine „Gottesmutter der unbefleckten Empfängnis“ (Kościół Świętych Apostołów Piotra i Pawła, Bydgoszcz) und ein „Hl. Ignatius von Loyola“ (Kościół św. Ignacego Loyoli, Jastrzębia Góra). In Königsberg schafft P. ein Deckengemälde im Wartesaal des Bahnhofs mit einer allegorischen Darstellung, „Segen der Eisenbahnen zum Wohle des Landes“ (1853), sowie gemeinsam mit den Historienmalern Ludwig Rosenfelder (1813-1881) und Gustav Graef (1821-1895) spätklassizistische Wandgemälde mit Allegorien der Wissenschaften für die Aula der Universität (1863-71, alle im Zweiten Weltkrieg zerstört). P. gilt als wichtigster polnischer Künstler des 19. Jahrhunderts im preußischen Teilungsgebiet Polens. Er verbindet hohes technisches Können mit vorzüglichen zeichnerischen Fähigkeiten und dem geschickten Einsatz von Licht und Schatten (C. Rohrschneider). Der größte Bestand an Werken befindet sich seit jeher im ehemaligen Stadtmuseum Bromberg, heute Bezirksmuseum Bydgoszcz. Während des Zweiten Weltkriegs gingen dort 113 Werke, darunter 33 Ölgemälde verloren. Heute befinden sich dort 21 Gemälde und 13 Zeichnungen. Weitere Werke besitzen die Nationalmuseen von Warschau, Krakau und Poznań sowie das Kulturhistorische Museum in Rostock.