Das Redemptoristenkloster „Maria Hilf“ in Bochum und die Polenseelsorge
Das Kloster der römisch-katholischen Ordensgemeinschaft der „Kongregation des Heiligsten Erlösers“ – der Redemptoristen – am Kaiser-Friedrich-Platz (heute Imbuschplatz) in Bochum wurde 1868 gegründet. Ein Jahr darauf erfolgte die Grundsteinlegung der angrenzenden Kirche, 1870 ihre Weihung. Initiator der Klostergründung war der Bischof von Paderborn, Konrad Martin, der damit einen Beitrag zu Seelsorge und Mission im schnell wachsenden Industrierevier an der Ruhr leisten wollte. Nur wenige Jahre später, 1873, wurde das Kloster im Zuge des Kulturkampfes, also der 1871 einsetzenden und 1887 diplomatisch beigelegten Auseinandersetzung zwischen Preußen bzw. dem Deutschen Kaiserreich und der Katholischen Kirche, geschlossen und die Ordensbrüder und Patres wurden vertrieben, da sie von den preußischen Behörden als ähnlich gefährlich eingestuft worden waren wie die Jesuiten. Die Kirche wurde in den Jahren danach von den Nachbargemeinden, aber auch – speziell seit 1883 – von durchreisenden polnischen Pfarrern für (polnische) Gottesdienste und zur Erteilung der Sakramente genutzt. Das Kloster wiederum diente seit 1885 dem ersten Polenseelsorger für die Diözese Paderborn, Pfarrer Józef Szotowski, als Wohnsitz und Zentrum seiner seelsorgerischen und sozialen Tätigkeit.
Nach dem Ende des Kulturkampfes bemühte sich der Paderborner Bischof, Hubert Theophil Simar, mehrere Jahre lang um die Rückkehr der Redemptoristen nach Bochum. Als Begründung führte er schließlich an, die Redemptoristen in der Polenseelsorge insbesondere in Bochum, Gelsenkirchen, Herne, Wanne und Wattenscheid einsetzen zu wollen, da die seit 1896 dafür zuständigen Franziskaner aus Oberschlesien das Ruhrgebiet nach und nach verlassen hatten. Am 12. Januar 1899 erteilten die zuständigen preußischen Behörden schließlich die Erlaubnis zur Wiederbesiedlung des Klosters, das in unmittelbarer Nähe des sogenannten polnischen Querschlags lag – also der ehemaligen Klosterstraße (heute: Am Kortländer), wo sich unter anderem die Redaktion und die Druckerei des „Wiarus Polski“, die Zentrale der Polnischen Berufsvereinigung ZZP, Filiale der polnischen Bank Robotników (Arbeiterbank), sowie politische und soziale Vereinigungen befanden. Die Erlaubnis zur Wiederbesiedlung ging mit der Zielsetzung einher, Aushilfe in der Seelsorge der polnischen Arbeiterfamilien in Bochum und Umgebung zu leisten. Die subsidiäre Polenseelsorge war somit als zwingende Bedingung für das Fortbestehen des Redemptoristenklosters in Bochum festgeschrieben worden.
Die klar benannte Hauptaufgabe der Redemptoristen blieb in ihrer Form jedoch interpretierbar und sorgte beim Orden für Kopfzerbrechen, da aus den Reihen der zurückgekehrten Ordensbrüder und Patres niemand der polnischen Sprache mächtig war, noch über die spezifischen Formen der Religiosität in den Herkunftsregionen der Ruhrpolen Bescheid wusste. So dauerte es nur wenige Wochen, bis sich die Bochumer Polen beim Paderborner Bischof über den schleppenden Beginn der Polenseelsorge durch die Redemptoristen beschwerten. Daraufhin verpflichtete dieser die Redemptoristen zur Abhaltung einer allsonntäglichen Messe in der Klosterkirche (lateinisches Hochamt) mit anschließender Verkündung des Sonntagsevangeliums samt Predigt und Liedern in polnischer Sprache, was ein großes Problem darstellte. Zwar gab es in Mościsko im habsburgischen Kronland Galizien – also in einem historischen Teil Polens – ein Redemptoristenkloster, jedoch verhinderten preußische Bestimmungen den dauerhaften Einsatz von Priestern aus nicht-preußischen Regionen. Um diese Gesetzeslage zu umgehen, luden die Redemptoristen an Ostern 1899 erstmals den Oberen der Vize-Provinz Polen des Redemptoristenordens, Pater Engelbert Janecek (1848–1908), nach Bochum ein. Als Gast unterlag er den restriktiven preußischen Bestimmungen nicht. Bis Juni 1899 bereiste Pater Janecek die Pfarrgemeinden der Dekanate Bochum und Wattenscheid zwecks Predigt und Spendung der Sakramente und hielt an allen Sonn- und Feiertagen polnische Messen in der Klosterkirche. Im darauffolgenden Jahr kam Pater Janecek an Ostern erneut nach Bochum, um seine Ordensbrüder bei der seelsorgerischen Tätigkeit unter den Ruhrpolen zu unterstützen. Allein in der Osterzeit nahm er etwa 5.000 Beichten ab.