Streitt, Franciszek
Streitt, Franciszek (Franz), polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. Von 1871 bis zu seinem Lebensende in München ansässig und künstlerisch tätig. *24.11.1839 Brody (heute Ukraine), †29.12.1890 München. Sohn eines Finanzbeamten. 1854 Realschulabschluss in Lemberg (heute Lviv), wo er anschließend die Technische Akademie besucht. 1856-66 Studium an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900) und Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“). 1862/63 ist er unter der Leitung von Izydor Jabłoński (1835-1905, Mitglied der „Münchner Schule“) gemeinsam mit Karol Sagnowski (1836-1879) und Antoni Kozakiewicz (1841-1929, Mitglied der „Münchner Schule“) an der Ausführung der Gewölbemalereien in der Missionarskirche von Stradom bei Krakau beteiligt. 1867-71 studiert er an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei dem Historien‑ und Genremaler Eduard von Engerth (1818-1897). 1871 geht er nach München und betreibt dort zusammen mit Kozakiewicz und Aleksander Kotsis (1836-1877, Mitglied der „Münchner Schule“) ein Malatelier; gemeinsam unternehmen sie Malausflüge in die bayerischen Alpen. Der polnischen Malerkolonie in München um Józef Brandt (1841-1915) und Alfred Wierusz Kowalski (1849-1915) ist er eng verbunden, befreundet ist er unter anderem mit Emanuel Herncisz (1858-1885, alle Mitglieder der „Münchner Schule“). Er ist Mitglied des Münchner Kunstvereins. Studienreisen unternimmt er nach Ungarn und Galizien. 1881 heiratet er in München die Malerin Maria Theresia Friedl (1855-nach 1908). Zahlreiche seiner Gemälde verkauft er über Kunsthändler nach Großbritannien und in die USA. – S. malt Szenen aus der polnischen Geschichte („Patrouille der Aufständischen im Jahre 1863“, „Johann Herzog von Finnland ... mit seiner Gemalin Katharina aus dem Hause der Jagiellonen von Polen und dem Sohne Sigismund im Königskerker in Gripsholm“, 1870) und nach Motiven der polnischen Literatur („Der Leiermann“, 1869 nach einem Gedicht von Adam Mickiewicz). In der Mehrzahl aber schafft er Genreszenen mit teils romantischer oder sentimentaler Attitüde („Die Serenade“; „Mutterschaft“, 1877, siehe Titelbild; „Junger Geigenspieler“, 1880) sowie Motive aus dem Alltag der Handwerker und Bauern. Seine Szenen mit Pferdefuhrwerken vor dörflicher Kulisse („In einem Städtchen“, vor 1888) oder in freier Landschaft folgen ähnlichen Motiven von Brandt und Kowalski. Typisch für ihn sind auch Züge von Zigeunern oder Dorfmusikanten auf einsamen Landstraßen. Aber auch Einflüsse von Maksymilian Gierymski (1846-1874), Kozakiewicz und Władysław Czachórski (1850-1911, alle Mitglieder der „Münchner Schule“) sind zu finden. Außerdem kommen bürgerliche Genreszenen und Figurenbilder vor („Tauben Füttern“, „Dame in moderner Toilette“). Zahlreiche seiner Bilder wurden als Holzschnitte reproduziert und erschienen in polnischen, österreichischen, deutschen und tschechischen Zeitschriften. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau und Posen/Poznań, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, im Bezirksmuseum Leszno/Muzeum Okręgowe w Lesznie und im Bezirksmuseum Suwałki/Muzeum Okręgowe w Suwałkach.