Pochwalski, Kazimierz
Pochwalski, Kazimierz Teofil, polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1878-82 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *25.12.1855 Krakau, †7.9.1940 ebenda. Urenkel des Malers Marcin P. (1740?-1800); Sohn des Malers Józef Kasper P. (1816-1875); Bruder des Malers Władysław Jan P. (1860-1924, Mitglied der „Münchner Schule“); Vater des Malers Józef Mikołaj P. (1888-1963, 1912/13 Student an der Akademie der Bildenden Künste München bei dem Genre- und Figurenmaler Carl von Marr); Onkel des Malers Stanisław P. (1896-1959), des Malers Kasper P. (1899-1971) und des Malers Piotr Dobiesław Józef P. (1909-1990); Großvater der Malerin Barbara Pochwalska (1934-2002); Großonkel der Malerin Dorota Pochwalska-Łukasiak(*1952). Eines von zwölf Kindern des Malers Józef Kasper P. (1816-1875) und dessen Ehefrau Marcjanna Berg (1819-1891); erste Zeichen- und Malstudien beim Vater. 1871-76 Studium in Krakauan der Zeichen- und Malschule/Szkoła Rysunku i Malarstwa bzw. Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych unter anderem bei Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“). 1877 erhält er ein Stipendium für eine Auslandsreise und geht daraufhin nach München. Am 4.5.1878 Eintritt in die technische Malklasse der dortigen Königlichen Akademie der Bildenden Künste, Studium bis 1882 bei dem Genre- und Landschaftsmaler Otto Seitz (1846-1912) und dem Historienmaler Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919); Abschluss mit einer Silbermedaille. Zwischenzeitlich 1879 in Wien, 1881 in Rom. Ab 1882 in Paris, selbstständige Studien in Galerien und Museen, 1883/84 Schüler von Léon Bonnat (1833-1922). 1885-92 in Krakau ansässig. Freundschaft mit dem Schriftsteller Henryk Sienkiewicz (1846-1916); gemeinsam reisen sie 1886 über Bukarest und Warna nach Konstantinopel, dann nach Griechenland und Italien, 1891 nach Ägypten. 1887 Heirat mit der Krakauer Kaufmannstochter Zofia Szkarska (1868-1940), drei Kinder: der spätere Maler Józef Mikołaj, Maria, Jerzy. 1890 erster Kontakt zum Kaiserhof in Wien. Nach einem ersten Ausstellungserfolg 1891 im Wiener Künstlerhaus wird er 1893 nach Wien berufen. 1894-1919 Professor an der Spezialschule für Historienmalerei der Wiener Akademie der bildenden Künste. Er unterhält Beziehungen zu höfischen Kreisen, unter anderem zu den Erzherzögen Karl Stephan und Otto Franz Joseph von Österreich, den er in Malerei unterrichtet. 1897 Mitbegründer der Wiener Secession. 1900 Auszeichnung mit dem Franz-Joseph-Orden. Um 1909 Hofrat. 1915 Mitorganisator einer Ausstellung polnischer Kunst in Wien.
Ab 1919 in Krakau ansässig. Von nun an reist er durch Polen (häufig in Großpolen, 1926, 1930 und 1931 in Warschau) um Würdenträger und Prominente zu porträtieren. 1938 Auszeichnung mit dem Komturkreuz zum Orden Polonia Restituta. – In seinem Frühwerk malt P. unter dem Einfluss der „Münchner Schule“ bäuerliche Genreszenen und Innenräume, darunter „Erntearbeiterinnen“/„Żniwiarki“; „Schäferpaar“/„Para pastuszków“ (siehe Titelbild, beide 1879); „Drehleierspieler vor der Kate“/„Kirnik przed chatą“, 1887, alle Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie; „Drehleierspieler“/„Lirnik“, 1885, Nationale Kunstgalerie Lviv, sowie Volkstypen: „Ruthene“/„Rusin“, 1877, Nationalmuseum Warschau. Außerdem malt er Wald- und Gebirgslandschaften, Stillleben und Blumenstücke. Nach Porträts von Familienmitgliedern und Freunden während der ersten Krakauer Zeit (Henryk Sienkiewicz, 1885) beginnt mit dem Bildnis „Józef Szujski als Rektor der Jagiellonen-Universität“, 1886, sein weit über 550 Gemälde zählendes Werk an Porträts herausragender Persönlichkeiten, für das P. berühmt geworden ist. 1887-91 malt er über zwanzig Bildnisse von Gelehrten, Literaten, Aristokraten und Gutsherren, die auf Ausstellungen in München, Berlin, Wien und Paris prämiert werden und ihm den Ruf eines Porträtisten von europäischem Rang eintragen. In Wien malt er ab 1893 am Hof offizielle Bildnisse des Kaisers und Porträts der Erzherzöge, schließlich einige Hundert repräsentative Porträts von Repräsentanten der Regierung, der Universität, des Adels und der Finanzwelt aus Wien und Galizien. Ab 1919 malt er in Krakau etwa 120 Porträts von hochrangigen Politikern, Professoren, Aristokraten und Gutsherren, außerdem Bildnisse aus der eigenen Familie und Selbstporträts („Selbstporträt mit Palette“/„Portret własny z paletą“, 1895, Nationalmuseum Warschau). In seinen Porträts gestaltet er aus dunklem Hintergrund hervortretende, lebendig wirkende Gestalten, großzügig modelliert mit ausgeprägtem Sinn für wahrheitsgetreue Wiedergabe von Details, mit physiognomischer Ähnlichkeit und brillanter Charakterisierung der Persönlichkeit; die zeitgenössische Kritik sieht ihn als Nachfolger von Bonnat. Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau, Breslau/Wrocław, Kielce und Posen/Poznań, im Bezirksmuseum Leszno/Muzeum Okręgowe w Lesznie, in Wien im Heeresgeschichtlichen Museum, in der Nationalen Kunstgalerie Lviv sowie in zahlreichen nicht dokumentierten öffentlichen Institutionen und Privatsammlungen in Polen und Österreich.
Gruppenausstellungen: Ab 1877 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie / ab 1882 Wien, Künstlerhaus / 1890-93 München, Glaspalast
Literatur: Polski Słownik Biograficzny, Band 17, 1982/83; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 12, 58; Jolanta Polanowska: Kazimierz Pochwalski. Portrecista cesarza Francuiszka Jósefa I., in: Biuletyn historii sztuki, 61, 1999, Seite 379-396; Artyści ze szkoły Jana Matejki. Wystawa Jubileuszowa w 80. Rocznicę Początków i w 20. Rocznicę Restytucji Muzeum Śląskiego w Katowicach, Ausstellungs-Katalog Muzeum Śląskie, Katowice 2004; Laura Dyczko: Akademia. Mistrz. Uczniowie, Ausstellungs-Katalog Płocka Galeria Sztuki, Płock 2010; Ewa Houszka/Piotr Łukaszewicz: Malarstwo polskie od baroku do modernizmu, Sammlungs-Katalog Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Warschau 2013; Egzotyczna Europa. Kraj urodzenia na płótnach polskich monachijczyków/Das exotische Europa. Heimatvisionen auf den Gemälden der polnischen Künstler in München, Ausstellungs-Katalog Muzeum Okre̜gowe w Suwałkach, Suwałki 2015;J. Polanowska, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 96, Berlin/Boston 2017, Seite 177 f.
Online: Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 03544 Kasimir Pochwalski, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1878/matrikel-03544
Familienseite der Malerdynastie Pochwalski, http://www.pochwalski.edu.pl/articles.php?article_id=59
Rose Biernacka, auf Internetowy polski słownik biograficzny, http://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/kazimierz-teofil-pochwalski
8 Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=Pochwalski%2C+Kazimierz+Teofil&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2
6 Werke auf Pinakoteka Zascianek
12 Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=648&page=1
Zahlreiche Werke im Auktionshandel auf artnet.com, http://www.artnet.com/artists/kazimierz-pochwalski/past-auction-results
4 Werke im Auktionshaus Desa Unicum, Warschau, https://desa.pl/pl/search/archive?q=Kazimierz%20Pochwalski
13 Werke im Auktionshaus Agra Art, Warschau,
(alle aufgerufen am 20.7.2018)
Axel Feuß, August 2018