Kossak, Wojciech
Kossak, Wojciech (Adalbert Ritter von Kossak), polnischer Maler, Mitglied der „Münchner Schule“. 1873-76 Student der Akademie der Bildenden Künste München. Ab 1895 Arbeit in Berlin am Panorama „Die Überquerung der Beresina durch die Truppen Napoleons“, Atelier in Charlottenburg. 1897-1902 künstlerische Tätigkeit für den deutschen Kaiser Wilhelm II. in einem Atelier im Schloss Monbijou in Berlin. *31.12.1856 Paris, †29.7.1942 Krakau. Sohn des Malers Juliusz Kossak (1824-1899, 1869 Schüler von Franz Adam in München), Vater des Malers Jerzy Kossak (1886-1955), Onkel der Schriftstellerin und Widerstandskämpferin Zofia Kossak-Szczucka (1889-1968). 1871-73 Studium an der Schule für Zeichnung und Malerei/Szkoła Rysunku i Malarstwa in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900). Am 30.10.1873 Eintritt in die Antikenklasse von Alexander Strähuber (1814-1882) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Studium bis 1876 bei Sándor (Alexander von) Wagner (1838-1919) und Wilhelm Lindenschmit (1829-95). 1877-83 Studium in Paris an der École des beaux-arts bei Léon Bonnat (1833-1922) und Alexandre Cabanel (1823-1889). 1884 geht er zurück nach Krakau, heiratet und malt dort in den folgenden neun Jahren im eigenen Atelier. Ab 1893 arbeitet er zusammen mit dem Lemberger Maler Jan Styka (1858-1925) am Panorama der Schlacht von Racławice, das im Jahr darauf in Lemberg (heute Lviv) eröffnet wird (heute ausgestellt in Breslau/Wrocław). 1895-96 Arbeit in Berlin zusammen mit Julian Fałat (1853-1929, Mitglied der „Münchner Schule“) am Panorama „Die Überquerung der Beresina durch die Truppen Napoleons“. In der Folge eigenes Atelier in Charlottenburg, ab 1897 ein von Kaiser Wilhelm II. im Hohenzollern-Museum in Schloss Monbijou zur Verfügung gestelltes Atelier, wo in den folgenden Jahren Porträts und Schlachtengemälde für den Kaiser entstehen. Vor allem in Berlin verwendet er den österreichischen Adelstitel. Als die politische Stimmung in Berlin ab 1900 und auch die Einstellung des Kaisers sich 1902 gegen Polen wenden, geht K. zurück nach Krakau. 1900 Ägyptenreise zusammen mit dem Maler Michał Gorstkin Wywiórski (1861-1926, Mitglied der „Münchner Schule“), um Material für neue Panoramen zu sammeln. 1903/04 in Wien, 1905-07 in London. 1914 für den Kriegsdienst zum österreichischen Heer eingezogen, 1915 in Warschau, ab 1918 Dienst im polnischen Heer; daneben 1915-19 Professor für Schlachtenmalerei an der Warschauer Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych. 1920, 1923, 1924 in Paris, in den 1920er/30er-Jahren mehrfach zur Ausführung von Malaufträgen (Reiterporträts von Filmstars) in den USA. Mitglied und im Vorstand von Kunst- und Künstlervereinigungen in Krakau und Warschau; zahlreiche Auszeichnungen.
Vorbild für K. sind die patriotisch motivierten Schlachtengemälde, historischen Szenen und Pferdebilder seines Vaters Juliusz K. Er selbst widmet sich im realistischen Stil der „Münchner Schule“ der Darstellung von Manövern, Paraden und Reiterbildnissen, in denen Pferde – sicher auch beeinflusst von dem in München ansässigen polnischen Maler Józef Brandt (1841-1915, Mitglied der „Münchner Schule“) – die Hauptrolle spielen. In seinen Historienbildern schildert er Episoden aus der Napoleonischen Zeit und vom November-Aufstand 1830, später aus dem Ersten Weltkrieg und vom Polnisch-Sowjetischen Krieg 1919-21. In Berlin profiliert er sich mit Pferde- und Schlachtengemälden für großbürgerliches Publikum und preußischen Adel. Für Wilhelm II. malt er Reiterporträts des Kaisers sowie Schlachtengemälde mit Szenen aus dem Siebenjährigen Krieg und den Befreiungskriegen Preußens und Russlands gegen Napoleon. Außerdem malt er Jagdszenen, Genredarstellungen aus dem Soldatenleben und Episoden zu aktuellen Ereignissen („Petersburger Blutsonntag“, 1905). Porträts malt er von sich, von Familienangehörigen, Personen der Zeitgeschichte (Kaiser Franz Joseph I., Józef Piłsudski) und vermögenden Auftraggebern. Seine Schlachtengemälde sind bis zur Jahrhundertwende nach dem Vorbild der großen öffentlichen Panoramen detailreich und dramatisch komponiert. Ab etwa 1910 konzentriert er sich auf Nahaufnahmen und Ausschnitte, wobei die Ausführung gröber wird und ab dem Ersten Weltkrieg zu konventioneller Militärmalerei verflacht. Um 1900 ist kurzfristig eine Aufhellung der Palette in der Nachfolge des Impressionismus festzustellen. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Krakau, Posen/Poznań und Warschau, im Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, in zahlreichen weiteren polnischen Museen, in der Nationalgalerie in Lviv, in der Eremitage in St. Petersburg, in der Nationalgalerie in Prag, in Vilnius im Litauischen Kunstmuseum/Lietuvos dailės muziejus sowie im Polenmuseum in Rapperswil.
Einzelausstellungen: 1911, 1917, 1928, 1936 Warschau, Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1931, 1933, 1936 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych w Krakowie. Ab 1877 Teilnahme an zahlreichen polnischen, deutschen und internationalen Gruppenausstellungen.
Literatur: Kazimierz Olszański: Wojciech Kossak, Wrocław 1990; Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter. Josef von Brandt, Alfred von Wierusz-Kowalski, Franz Roubaud und der Münchner Polenkreis, Hildesheim/Zürich/New York 1993; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 11, 46; Halina Stępień: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1856-1914 (Studia z historii sztuki, L), Warschau 2003; Stefan Dyroff: Wojciech Kossak. Panorama- und Schlachtenmaler für Deutsche und Polen. Deutsch-polnische Denkwürdigkeiten in seinem Werk, seinem Umfeld und seiner Rezeption, in: Wanderungen: Künstler, Kunstwerk, Motiv, Stifter, hrsg. von Małgorzata Omilanowska, Warschau 2005, Seite 79-101; Anna Baumgartner: Fałat und Kossak. Polnische Maler im preußischen Berlin Ende des 19. Jahrhunderts, in: My, berlińczycy! Wir Berliner! Geschichte einer deutschpolnischen Nachbarschaft, hrsg. von Robert Traba, Leipzig 2009, Seite 140-158; Tadeusz Skoczek und andere: Wojciech Kossak (Skarby Kultury i Literatury Polskiej, 19), Warschau 2013; J. Różalska, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 81, Berlin, Boston 2014, Seite 364 f.; Arael Zurli: Wojciech Kossak. Malarz polskiej chwały, Warschau 2015; Egzotyczna Europa. Kraj urodzenia na płótnach polskich monachijczyków/Das exotische Europa. Heimatvisionen auf den Gemälden der polnischen Künstler in München, Ausstellungs-Katalog Muzeum Okre̜gowe w Suwałkach, Suwałki 2015; Maja Łozińska und andere: Wojciech Kossak. Opowieść biograficzna, Warschau 2016
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 02934 Albert Koßak, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1873/matrikel-02934
37 Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=Kossak%2C+Wojciech&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2
Zahlreiche Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=587
Zahlreiche Werke auf Pinakoteka Zaścianek, https://www.pinakoteka.zascianek.pl/Kossak_W/Index.htm
Axel Feuß: Wojciech Kossak: Schlacht bei Zorndorf (1758), 1899, auf Porta Polonica, http://www.porta-polonica.de/de/Atlas-der-Erinnerungsorte/wojciech-kossak-schlacht-bei-zorndorf-1758-1899
Stefan Troebst: Karrierekatalysator Pferd. Der Krakauer Schlachten- und Historienmaler Wojciech Kossak (1857–1942) als Staatskünstler des Deutschen Kaiserreiches und der Zweiten Polnischen Republik, auf: Themenportal Europäische Geschichte (2013), https://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3630 (alle aufgerufen am 29.1.2018)
Axel Feuß, April 2018