Fałat, Julian
Fałat, Julian, polnischer Maler, Zeichner und Aquarellist, Mitglied der „Münchner Schule“. 1875-80 Student der Akademie der Bildenden Künste München. 1881 in München, 1886-95 in Berlin im Dienst des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen bzw. deutschen Kaisers Wilhelm II. *30.7.1853 Tuligłowy bei Lemberg (heute Tulyholove, Oblast Lviv/Ukraine), †19.7.1929 Bystra bei Bielsko-Biała. Sohn eines Dorforganisten, Gymnasialbesuch in Przemyśl. 1869-71 Studium an der Schule für Zeichnung und Malerei/Szkoła Rysunku i Malarstwa in Krakau bei Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900). 1871 Tätigkeit als Zeichner bei dem Archäologen Stanisław Krzyżanowski (1841-1881) in der Region Uman, anschließend bei dem Architekten Feliks Gąsiorowski (1815-1894) in Odessa. 1873 beginnt er ein Studium an der Eigenössischen polytechnischen Schule in Zürich und arbeitet im Folgejahr als technischer Zeichner im dortigen Kanton beim Bau der Eisenbahn. Am 18.10.1875 Eintritt in die Antikenklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; weiter studiert er bis 1880 bei dem Historienmaler Alexander Strähuber (1814-1882) und dem Grafiker Johann Leonhard Raab (1825-1899). 1880 Italienreise, Aufenthalt in Rom. 1881 ist er in München, von dort geht er nach Warschau. 1882/83 in Litauen. 1884 in Paris und Spanien. 1885 Weltreise (unter anderem Vorderer Orient, Ceylon). 1886 lernt er bei einer Jagdveranstaltung des Fürsten Anton von Radziwill/Antoni Wilhelm Radziwiłł (1833-1904) in Nieśwież/Njaswisch bei Minsk in Weißrussland den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen (ab 1888 Kaiser Wilhelm II.) kennen, der ihn nach Berlin einlädt und für den er in den kommenden zehn Jahren, häufig im Jagdhaus Hubertusstock am Werbellinsee, künstlerisch tätig ist. 1892 Goldmedaillen in Berlin, München (Glaspalast) und Dresden. 1893 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. 1895 wird er als Direktor an die Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau berufen, an der er tiefgreifende Reformen durchführt und die er zu einer vollwertigen Kunstakademie (Akademia Sztuk Pięknych) umwandelt. 1910 tritt er von diesem Posten zurück, wird emeritiert und übersiedelt nach Bystra in Schlesien. 1915/16 dient er als malender Kriegsberichterstatter in den Polnischen Legionen an der Front in Wolhynien. 1919/20 in Thorn/Toruń ansässig. 1921-22 Direktor der Kunst-Abteilung im Ministerium für Religionsbekenntnisse und öffentliche Bildung/Ministerstwo Wyznań Religijnych i Oświecenia Publicznego in Warschau. Anschließend lebt er wieder in Bystra. 1925 Ehrenprofessor der Akademie der Bildenden Künste Krakau/Akademia Sztuk Pięknych w Krakowie. 1928 Verleihung des Kommandeurskreuzes des Ordens Polonia Restituta. – Bereits als Kind zeichnet und aquarelliert er Landschaften aus seiner heimatlichen Umgebung. Während seiner Zürcher Zeit entstehen Landschaften, Genreszenen und Begebenheiten vom Eisenbahnbau. Auch während seines Studiums in München malt er Genreszenen, vor allem aber, angeregt von Eduard von Grützner (1846-1925), Motive aus dem Klosterleben („Benediktiner“, 1879; „Mönch mit Messbuch“, 1881). Skizzen und Aquarelle von seiner Weltreise 1885, darunter Motive aus Arabien und Ceylon, werden ebenso wie spätere Illustrationen in Münchner und polnischen Zeitschriften (Tygodnik Illustrowany, Kłosy) reproduziert. Ab 1886 rücken Jagdszenen, inspiriert von Aufenthalten in Staszów bei Kielce, in Weißrussland und Litauen, in den Vordergrund, darunter aquarellierte winterliche Jagdszenen für Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen/Kaiser Wilhelm II. Es entstehen repräsentative Gemälde vom Aufbruch zur Jagd bzw. über die Heimkehr von der Jagd sowie Szenen von der Jagd auf Bären, Elche, Wildschweine, Hirsche, Enten oder Auerhähne. Anfang der 1890er-Jahre wendet sich F. der Landschaftsmalerei unter gelegentlichem Einfluss des Impressionismus zu. Vor allem seine Winterlandschaften werden populär. Ansichten von Krakau sowie Szenen aus Ossiek und Bystra mit Genremotiven (Bauern vor der Kirche) malt er aber auch zu verschiedenen Jahreszeiten. Ab 1905 wird seine Landschaftsmalerei buntfarbig und glatt. Porträts malt er von Kaiser Wilhelm II., Mitgliedern der Familie Radziwiłł, von Mitgliedern der Legionärsverbände wie Józef Piłsudski oder Władysław Sikorski sowie von anderen Künstlern. Als Amateurfotograf nutzt er Fotografien als Vorlagen für seine Malerei. – Werke befinden sich in den Berliner Staatlichen Museen, in den Nationalmuseen von Białystok, Breslau, Danzig, Krakau, Posen/Poznań, Stettin und Warschau sowie in zahlreichen weiteren polnischen Museen (unter anderem in Bydgoszcz, Bytom, Katowice, Kielce, in den Staatlichen Kunstsammlungen auf dem Wawel, in Łódź, Lublin, Olsztyn, Opole, Sandomierz, Słups, Tarnów, Toruń), in der Eremitage in St. Petersburg, in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien sowie im Polenmuseum in Rapperswil.
Einzelausstellungen: Warschau: 1888 Salon Krywult, 1926 Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / 1910, 1927 Posen/Poznań / 1925 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / 1926 Lwów (heute Lviv) / 1930 Katowice
Gruppenausstellungen: u.a. 1892 München, Glaspalast („Rückkehr von der Bärenjagd“); Berlin, Akademie-Ausstellung („Vor der Bärenjagd in Russland“, angekauft, heute: Berlin, Alte Nationalgalerie)
Literatur: Barbara Gostyńska-Bielicka/Jerzy Malinowski: Julian Fałat (1853-1929). W 50-rocznicę śmierci, Ausstellungs-Katalog Muzeum Okręgowe w Bielsku-Białej, Bielsko-Biała 1980; Jerzy Malinowski: Julian Fałat, Warschau 1985; Hans-Peter Bühler: Jäger, Kosaken und polnische Reiter. Josef von Brandt, Alfred von Wierusz-Kowalski, Franz Roubaud und der Münchner Polenkreis, Hildesheim/Zürich/New York 1993; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 12, 37; H. Bartnicka-Górska, in: Saur Allgemeines Künstlerlexikon, Band 36, München/Leipzig 2003, Seite 320 f.; Halina Stępień: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1856-1914 (Studia z historii sztuki, L), Warschau 2003; Dorota Dzierżanowska: Julian Fałat (1853-1929), Warschau 2006
Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 2, Akademie der Bildenden Künste München, 03211 Julian Falat, http://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1841-1884/jahr_1875/matrikel-03211 60 Werke aus dem Besitz des Nationalmuseums Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, auf Muzeum Cyfrowe, http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/results?q=Fa%C5%82at%2C+Julian&action=SimpleSearchAction&mdirids=1&type=-2
Zahlreiche Werke auf Pinakoteka Zaścianek, https://www.pinakoteka.zascianek.pl/Falat/Index.htm
Zahlreiche Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=340
Irena Kossowska: Julian Fałat, auf culture.pl (polnisch), http://culture.pl/pl/tworca/julian-falat (alle aufgerufen am 22.12.2017)
Axel Feuß, März 2018