Żelechowski, Kasper
Żelechowski, Kasper (Kacper, Zelechowski, Selechowski), polnischer Maler und Fotograf, Mitglied der „Münchner Schule“. 1889/90 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *5.1.1863 Klecza Dolna, †8.2.1942 Krakau. Sohn eines Beamten (Matrikelbuch München). 1879-88 Studium an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei dem Historienmaler Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“). Am 21.10.1889 Eintritt in die Naturklasse des Landschaftsmalers Karl Raupp (1837-1918) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, wo er bis 1890 studiert. Anschließend geht er offenbar nach Paris, wo er sich am Ausstellungsbetrieb beteiligt. 1893/94 schließt er sein Studium an der Krakauer Kunstschule ab. Nach seinem Studienabschluss bleibt Ż dauerhaft in Krakau. Ab 1892 arbeitet er unter der Leitung von Stanisław Janowski (1866–1942, Mitglied der „Münchner Schule“) an dem später in Warschau ausgestellten Panoramagemälde des Tatra-Gebirges, an dem unter anderem auch die derzeitigen und ehemaligen in München ausgebildeten Maler Wankie, Axentowicz, Piotrowski und Radziejowski (alle Mitglieder der „Münchner Schule“) beteiligt sind. Etwa von 1892 bis 1896 betreibt er ein Fotografenstudio in der ul. Podwale 14 in Krakau. 1904 gehört er zu den Mitbegründern und bis 1912 zum inneren Kreis des von Adam Grzymała-Siedlecki (1876-1967) und Edward Żeleński (um 1878-1910) initiierten Kabaretts Zielony Balonik (dt. Grüner Ballon), das im Caféhaus von Jan Michalik, Jama Michalika (dt. Michaliks Höhle), in der Krakauer ul. Floriańska 45 angesiedelt ist. Żelechowski, der neben Kazimierz Sichulski (1879-1942) und Karol Frycz (1877-1963) für die malerische Ausgestaltung mit humoristischen Bildern sorgt, ist auf dem Gemälde von Sichulski: „Kabaret Zielonego Balonika“ (1908, Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza, Warschau) zu sehen, wie er einen Ballon aufbläst. Für das Kabarett verfasst er Sketche und Monologe, die er auf der Bühne vorträgt, er improvisiert und überwacht die Programmfolge. Bekannt wird er für seine geistreichen Bemerkungen über die Reaktionen der Beteiligten und des Publikums. Künstlerisch engagiert er sich in der Krakauer Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych, wo er mehrfach ausstellt. Während des Ersten Weltkriegs dient er offenbar als Kriegsmaler in den Polnischen Legionen und schafft Porträts vor dem Hintergrund des Kriegsgeschehens („Porträt des Rittmeisters Zbigniew Wąsowicz/Portret rotmistrza Zbigniewa Wąsowicza“, 1916, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie). 1916 und 1917 nimmt er an Ausstellungen der Kunst der Legionäre in Krakau und Warschau teil. 1937 wird er mit dem Offizierskreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet. – Ergebnis seiner ersten Studienjahre an der Krakauer Kunstschule ist eine versierte vielfigurige Malerei von bäuerlichen Genremotiven auch in großem Format. Aufgrund seines Gemäldes „Enteignung/Wywłaszczenie“ (1888, 123 x 178 cm, Nationalgalerie Lviv; Kunstpostkarte, Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie) soll Ż. mit einem Stipendium für das Studium in München ausgezeichnet worden sein. Auch später bleiben bäuerliche Genremotive und Figurenbilder sein Spezialgebiet. 1901 ist er an einem gemeinschaftlich erstellten Erntebild („Spaß mit vier Pinseln/Zabawa na cztery pędzle“, Bezirksmuseum Leszno/Muzeum Okręgowe w Lesznie) zusammen mit Józef Rapacki, der 1888/89 bei Friedrich Fehr in München studiert, Wincenty Wodzinowski, Kommilitone an der Münchner Kunstakademie, und Jan Skodnicki beteiligt. Er malt dörfliche Motive („Speisenweihe/Święcenie“, 1908; „In der Sonne/W słońcu“, um 1920; „Ich liebe den Spiegel …/Lusterecko lube …“, 1920, alle Kunstpostkarten, Nationalbibliothek Warschau; „Tanzende Mädchen/Tańczące dziewczęta“, Tusche, Auktionshaus AgraArt) und Trachtenbilder („Brautjungfern/Druhny“, 1903, Kunstpostkarte, Nationalbibliothek Warschau), im Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende aber auch symbolistisch anmutende Frauenporträts („Göttinnen/Boginki“, 1909, Auktionshaus Desa Unicum; „Herodiade/Herodyada“, um 1910; „Türkin/Turczynka“, nach 1906) in der Auffassung des Jugendstils. Nach dem Ersten Weltkrieg entstehen zahlreiche grobschlächtig wirkende Porträts von Bäuerinnen in Krakauer oder Góralentracht („Mädchen mit Kopftuch/Dziewczyna w chustce na głowie“, 1919; „Mädchen mit einer roten Perlenkette/Dziewczyna ze sznurem czerwonych korali“, beide Auktionshaus Desa Unicum; „Schlummernde/Śpiąca“, 1919, Bezirksmuseum Leszno; „Erste Sorge/Pierwsza troska“, 1923; „Nach der Ankündigung/Po zapowiedziach“; „Kokett/Zalotna“, beide 1920er-Jahre, Kunstpostkarten, Nationalbibiothek Warschau). Auch Landschaften, Dorfansichten, Blumenstillleben, Akte und Porträts bekannter Persönlichkeiten sind überliefert.