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Wygrzywalski, Feliks Michał

Gebet/Modlitwa, Ägypten 1906-08. Öl auf Leinwand, 50 x 70,5 cm, im Auktionshandel (AgraArt, Warschau, 2021)
Gebet/Modlitwa, Ägypten 1906-08. Öl auf Leinwand, 50 x 70,5 cm, im Auktionshandel (AgraArt, Warschau, 2021)

Wygrzywalski, Feliks Michał, polnischer Maler, Illustrator und Bühnenbildner, Mitglied der „Münchner Schule“. 1893-98 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *20.11.1875 Przemyśl, †5.9.1944 Rzeszów. Sohn des Ingenieurs Apolinary W. und dessen Ehefrau Laura, geborene Szałowska. Vater des Malers Feliks Kazimierz Wygrzywalski (1903-1966). Ab 1889 besucht er das Realgymnasium in Lemberg/Lwów, heute Lviv. Er begeistert sich für Ausstellungen zeitgenössischer polnischer Kunst, vor allem für Werke von Jacek Malczewski (1854-1929) und Henryk Siemiradzki (1843-1902) und sucht Kontakt zu den Malern des Panoramas der Schlacht von Racławice, das ab 1893 von Jan Styka (1858-1925) und Wojciech Kossak (1857-1942, Mitglied der „Münchner Schule“) in Lemberg ausgeführt wird (heute in Wrocław), welche ihm zu einem Kunststudium raten. Ein Stipendium der Malinowski-Stiftung/Fundacji im. Malinowskiego ermöglicht ihm ein Studium in München. Am 30.10.1893 Eintritt in die Naturklasse des Historien- und Genremalers Johann Caspar Herterich (1843-1905) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. Er studiert dort bis 1898 bei dem Genre- und Figurenmaler Carl Marr (1858-1936). 1897 gehört er zum Redaktionskommitee der nur einmal erscheinenden Zeitschrift Jednodniówka der polnischen Künstlerkolonie, in der buchkünstlerisch gestaltet und in lockerer Folge Werke der Malerei, der Literatur und der Musik veröffentlicht werden und die von W. Reproduktionen von zwei Gemälden und einer Zeichnung enthält. 1898 wechselt er an die Académie Julian in Paris und geht dann nach Italien, wo er 1900 in Rom eine Italienerin heiratet. Er kopiert nach Werken von Caravaggio, Raffael, Guercino, Velázquez und Tizian, malt Landschaften und Akte und schafft Illustrationen für die polnischen Zeitschriften Wędrowiec und Tygodnik Ilustrowany sowie für deutsche und russische Zeitschriften. Engen Kontakt pflegt er zur polnischen Künstlergemeinde in Rom, zu der unter anderem Aleksander Gierymski (1850-1901, Mitglied der „Münchner Schule“) und Siemiradzki gehören. 1903 werden in Rom seine Zwillingssöhne Feliks Kazimierz und Jan Kazimierz geboren. 1906-08 lebt und arbeitet er in Ägypten. Anschließend geht er nach Lemberg, wo er den Auftrag für die Ausgestaltung der dortigen Industrie- und Handelskammer erhält. 1909-14 arbeitet er am Theater von Lemberg als Bühnenbildner. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wird er nach Russland deportiert und arbeitet in Rostow am Don als Zeichenlehrer. Ab 1918 lebt er wieder in Lemberg, wo er auch eine private Galerie mit dem Namen Kunstausstellung betreibt, in der er sowohl eigene als auch Kunstwerke anderer Kunstschaffender vertreibt. 1928 schafft er für das Sanatorium Lwigród in Krynica eine Serie von 20 großformatigen Gemälden über die „Geschichte des Tanzes“ als Ausstattung für den Fest- und den Speisesaal. Im Juli 1944 flieht er vor der sowjetischen Armee westwärts bis nach Rzeszów, wo er an den Folgen der Flucht im September stirbt. – In München und während seiner ersten Jahre in Rom ist W. vom Symbolismus und vom Jugendstil beeinflusst („Nymphe/Nimfa“, 1899, Auktionshaus AgraArt). Die Münchner illustrierte Wochenschrift Jugend publiziert 1898 (Band 2, Nr. 37, Seite 613) dreiviertelseitig sein symbolistisch verklärtes weibliches Porträt mit dem Titel „Dolorosa“. Seine 1898 entstandene Tuschezeichnung „Apotheose von Mickiewicz/Apoteoza Mickiewicza“ (Nationalmuseum Krakau) zeigt eine gespenstische Menge von Helden aus den Gedichten von Mickiewicz, die sich um sein Denkmal versammeln. Seifenblasen produzierende weibliche Gestalten erscheinen dem Künstler im Traum als „Ursprung des Liedes/Powstanie pieśni“ (1904, Zeichnung, Nationalgalerie Warschau). Im Stil des Realismus malt er farbige Lichtreflexe auf einem See („Reflex/Refleks“, 1898-1902, Nationalmuseum Krakau).

In einem dunkeltonigen Realismus mit gedämpften Farben gestaltet er bis in die 1920er-Jahre hinein teilweise dramatische Arbeitsdarstellungen, soziale Themen („Männliches Porträt/Portret mężczyzny“, 1913; „Treidler/Burłacy“, 1925, beide Nationalmuseum Warschau) und traditionelle Genremotive („Politiker auf dem Land/Wiejscy Politycy“, Rom 1904, Auktionshaus AgraArt; „Ein Karren vor dem Gasthof/Zaprzęg przed karczmą“, Lemberg 1908, Auktionshaus Polswissart; „Rast der Fischer/Odpoczynek Rybaków“, 1918, Auktionshaus AgraArt). Während späterer Reisen nach Italien entstehen auch stark farbige Arbeitsdarstellungen („Neapolitanische Fischer/Rybacy nealpoliańscy“, um 1915, Nationalgalerie Krakau), die vor allem in den 1920er-Jahren von lichtdurchfluteten Strandansichten und farbintensiven Bildern des italienischen Volkslebens („Straßenmusik/Uliczni Muzykanci“, um 1920; „Mädchen auf Capri/Dziewczyna z Capri“, undatiert, beide Auktionshaus AgraArt) abgelöst werden. Selbstporträts zeigen den Künstler beim Malen unter freiem Himmel an südlichen Küsten („Selbstporträt mit Palette an Meer und Hafen/Autoportret z paletą na tle morza i portu“, undatiert, Nationalmuseum Warschau; „Selbstporträt im Pleinair/Autoportret w plenerze“, undatiert, Auktionshaus Desa Unicum). Weithin bekannt wird der Künstler durch orientalische Szenen, die er erstmals in Ägypten malt und die Alltagsmotive beim Kamelrennen, beim Gebet in der Wüste (Titelbild), beim Knüpfen und Verkaufen von Teppichen, beim Tanz, auf der Pilgerschaft, im Basar, beim Lesen des Koran, in trauter Zweisamkeit oder im „Harem“ durchgängig in starker Farbigkeit zeigen und die der Künstler bis in die 1930er-Jahre wiederholt. Einige diese Fassungen sind vermutlich nicht eigenhändig und können von seinem Sohn Feliks Kazimierz W. stammen. Plakatentwürfe für Kunstausstellungen in Lemberg („Allgemeine Ausstellung polnischer Kunst/Powszechna Wystawa Sztuki Polskiej“, 1898; „Ausstellung kirchlicher Kunst/Wystawa kościelna“, 1909, beide Nationalmuseum Krakau) sind in der Manier des Symbolismus gehalten; solche für Lemberger Agraprodukte (1925/26, Nationalmuseum Warschau) zeigen farbenfrohe und idealisierte Szenen aus der Landwirtschaft. Werke befinden sich in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau, Stettin und Wrocław, im Nationalen Meeresmuseum/Narodowe Muzeum Morskie in Danzig, im Masowischen Museum Płock/Muzeum Mazowieckie w Płocku sowie in der Nationalgalerie in Lviv.

Einzelausstellungen: 1906 Warschau, Salon Kulikowski / 1932 Lwów/Lemberg, heute Lviv, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych / 1935 Krakau, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych

Gruppenausstellungen: Warschau: ab 1900 Salon Krywult; ab 1901 Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste/Towarzystwo Zachęty Sztuk Pięknych / Krakau: ab 1901 Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych; 1902 „Salon“ der Gesellschaft polnischer Künstler „Sztuka“/Towarzystwo Artystów Polskich „Sztuka” / 1905 Rom, Esposizione Internazionale di Belle Arti / ab 1909 Lemberg/Lwów, heute Lviv, Gesellschaft der Freunde der Schönen Künste/Towarzystwo Przyjaciół Sztuk Pięknych

Literatur: Die Kunst für alle, Band 12, Heft 24, München, 15.9.1897, Seite 398; Band 18, Heft 5, 1.12.1902, Seite 124; Band 20, 1905, Seite 504; Tadeusz Rutowski: Feliks Wygrzywalski, in: Sztuka. Miesięcznik ilustrowany poświęcony sztuce i kulturze, Lemberg/Lwów 1912, Band 2, Seite 197-212; Halina Stępień/Maria Liczbińska: Artyści polscy w środowisku monachijskim w latach 1828-1914. Materiały źródłowe, Warschau 1994, Seite 19, 67; Feliks Michał Wygrzywalski. Wystawa, polączona ze sprzedażą, Ausstellungs-Katalog Auktionshaus Desa Unicum, Warschau 2008; Anna Kozak/Tadeusz Majda: Orientalizm w malarstwie, rysunku i grafice w Polsce w XIX i 1 połowie XX wieku, Ausstellungs-Katalog Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Warschau 2008; Jednodniówka – Eintagszeitung. Neuausgabe, herausgegeben von Zbigniew Fałtynowicz / Eliza Ptaszyńska, Muzeum Okręgowe w Suwałkach, Suwałki 2008, zugleich Katalog der Ausstellung „Signatur - anders geschrieben. Anwesenheit polnischer Künstler im Lichte von Archivalien“, Polnisches Kulturzentrum, München 2008, Seite XX, 17, 26, 29; Nad ciepłym morzem. Feliks Michał Wygrzywalski (Polscy artyści o morzu), Ausstellungs-Katalog Centralne Muzeum Morskie, Danzig 2013; C. Rohrschneider, in: De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon, Band 117, Berlin, Boston 2022, Seite 363

Online: Matrikeldatenbank, Matrikelbuch 3, Akademie der Bildenden Künste München, 01205 Felix Wygrzywalski, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1893/matrikel-01205

Bild „Dolorosa“, in: „Jugend“, München 1898, Band 2, Nr. 37, Seite 613, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/jugend1898_2/0183/image,info

Monika Nowakowska: Uroki życia według Feliksa Michała Wygrzywalskiego (2020), auf: Niezła Sztuka, https://niezlasztuka.net/o-sztuce/uroki-zycia-wedlug-feliksa-michala-wygrzywalskiego/#fnref-66630-2

Jednodniówka, Monachium 1897, unvollständiges Exemplar der nur einmal erschienenen Zeitschrift in der Nationalbibliothek Warschau/Biblioteka Narodowa w Warszawie, auf polona.pl, https://polona.pl/item/jednodniowka-monachium-1897,MzczNTQ5/2/#info:metadata

3 Werke im Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie auf MNK Zbiory Cyfrowe, https://zbiory.mnk.pl/pl/wyniki-wyszukiwania?phrase=Feliks%2520Micha%25C5%2582%2520Wygrzywalski%2520%2520

Werke im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie auf MN Cyfrowe, https://cyfrowe.mnw.art.pl/pl/artysci/2003

1 Werk im Nationalen Meeresmuseum Danzig/Narodowe Muzeum Morskie w Gdańsku, https://kolekcje.nmm.pl/Home/Details/637-obraz-gdynia

Zahlreiche Werke im Auktionshaus AgraArt, Warschau, https://sztuka.agraart.pl/search/0/Wygrzywalski

Zahlreiche Werke im Auktionshaus DESAUnicum, Warschau, https://desa.pl/pl/aukcje-dziel-sztuki/feliks-michal-wygrzywalski-1875-1944/

Zahlreiche Werke auf artyzm.com, http://artyzm.com/e_artysta.php?id=552

(Alle Links wurden zuletzt im November 2022 aufgerufen.)

 

Axel Feuß, November 2022