Wodzinowski, Wincenty
Wodzinowski, Wincenty, polnischer Maler und Mitglied der „Münchner Schule“. 1889-92 Student der Akademie der Bildenden Künste München. *1866 Igołomia, †5.7.1940 Krakau. Sohn eines Beamten (Matrikelbuch München). Geboren in einem Dorf östlich von Krakau, studiert er zunächst 1880/81 in der Zeichenklasse/Klasa rysunkowa in Warschau bei dem Landschafts- und Historienmaler Wojciech Gerson (1831-1901) und anschließend 1881-89 an der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau bei den Historienmalern Jan Matejko (1838-1893, Mitglied der „Münchner Schule“) und Władysław Łuszczkiewicz (1828-1900), bei Florian Cynk (1838-1912), Izydor Jabłoński (1835-1905, Mitglied der „Münchner Schule“) und Leopold Löffler (1827-1898); 1889 Goldmedaille. Am 21.10.1889 Eintritt in die Malschule des Historienmalers Sandór (Alexander von) Wagner (1838-1919) an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, wo er bis 1892 studiert; Große Silbermedaille. Anschließend kehrt er nach Polen zurück. 1892-1907 malt er für den in der Umgegend von Vilnius ansässigen Landbesitzer und Kunstsammler Ignacy Karol Korwin Milewski (1846-1926, Mitglied der „Münchner Schule“), der ab 1871 an der Münchner Kunstakademie studiert hat, eine Serie von 20 Ölbildern mit Szenen aus dem Leben der polnischen Bauern. In Krakau gehört er zu einem Kreis von Malern, die mit Włodzimierz Tetmajer (1861-1923, Mitglied der „Münchner Schule“) bekannt sind, in dessen Haus in Bronowice verkehren und sich mit bäuerlichen Themen beschäftigen. 1896 lässt er sich in Swoszowice südlich von Krakau nieder. 1893/94 sitzt er im Organisationskomitee für das Lemberger Panorama der Schlacht von Racławice, das von den Malern Jan Styka (1858-1925) und Wojciech Kossak (1857-1942, Mitglied der „Münchner Schule“) ausgeführt wird (heute in Wrocław). 1896-1916 unterrichtet er an der von Adrian Baraniecki (1828-1891) gegründeten Schule für Höhere Frauenkurse/Wyższe Kursy dla Kobiet am Krakauer Gewerbemuseum. 1910-14 engagiert er sich für den Aufbau und die Finanzierung des Turnvereins Sokół in Podgórze bei Krakau. 1915 meldet er sich freiwillig zu den Polnischen Legionen der Österreichisch-Ungarischen Armee. Als Kriegsmaler porträtiert er Offiziere und skizziert in den Schützengräben. 1917 tritt er in Przemyśl ins polnische Hilfskorps ein, wird 1918 interniert und 1920 als Leutnant aus der polnischen Armee entlassen. Anschließend setzt er seine künstlerische Tätigkeit bis zu seinem Lebensende fort. 1938 wird er für Verdienste auf den Gebieten der Kunst und der sozialen Arbeit mit dem Komturkreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet. – W. bearbeitet über die gesamte Zeit seiner künstlerischen Tätigkeit ein breites Spektrum an Themen. Während und nach seiner Zeit an den Kunstschulen in Krakau und München nutzt er die aus der Historienmalerei bekannte Gestaltungsweise mit zahlreichen Figuren für Genrethemen. Den dunkeltonigen Realismus der Münchner Schule ersetzt er bald durch einen lichtdurchfluteten Naturalismus in teilweise heftig bewegten Szenen und in übergroßen Formaten (Titelbild; „Rastende Erntearbeiter/Odpoczynek żniwiarzy“, um 1893, Nationalgalerie Lviv). Signaturen und Datierungen belegen, dass er auch während der Münchner Zeit nach Krakau reist und dort malt. Auch zum Ende des Jahrhunderts gestaltet er vielfigurige Genreszenen mit starken Lichtkontrasten („In bekannter Weise/Na swojską nutę“ [„Reisende Musiker/Wędrowni Muzycy“], 1899, Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie) oder heller, leuchtender Farbigkeit („Die Hochzeit kommt/Wesele idzie“, 1896, Nationalmuseum Poznań/Muzeum Narodowe w Poznaniu; „Beerdigung auf dem Lande/Pogrzeb na wsi“, 1897, Nationalmuseum Warschau). Sein „Selbstporträt mit Palette/Autoportret z paletą“, 1895, Nationalmuseum Warschau) zeigt ihn selbstbewusst und als versierten Bildnismaler. Daneben entstehen Landschaften mit und ohne Figurenstaffage („Frühjahr/Wiosna“, 1902, Privatbesitz; „Berglandschaft/Pejzaż z gór“, 1930, Muzeum Fischera, Bochnia). In den Jahren nach der Jahrhundertwende malt er eine bedeutende Anzahl von teilweise grob ausgeführten buntfarbigen Trachtenbildern, meist als Bruststücke oder Dreiviertelporträts („Porträt einer Bäuerin/Głowa wieśniaczki“, um 1920, Nationalmuseum Warschau), häufig bei vertrauter, teils theatralisch überhöhter Unterhaltung („Geheimnisse/Tajemnice“, 1908-12, Nationalmuseum Krakau; „Brautwerbung/Zaloty“, im Auktionshandel), die vermutlich Reisen des Künstlers in die Tatra und zu den Goralen reflektieren. Sie idealisieren das polnische Volkstum und haben W. einen Ruf als Maler der Volkskunst eingetragen. Werke befinden sich unter anderem in den Nationalmuseen von Warschau, Krakau und Poznań, in der Nationalgalerie in Lviv, im Muzeum im. prof. Stanisława Fischera in Bochnia, im Muzeum Podlaskie in Białystok sowie in den Bezirksmuseen/Muzeum Okręgowe in Toruń und Leszno.